Radeberg
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Verkauf steht im Raum: Wie weiter mit Radebergs Wasserturm?

Er ist ein heimliches Wahrzeichen der Stadt - doch der Radeberger Wasserturm verfällt zunehmend. Nun steht er zum Verkauf. Findet sich jemand, der ihn rettet? Interessierte können sich an die Stadt wenden.

Von Verena Belzer
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Der Radeberger Wasserturm verfällt - er ist 16 Meter hoch und wurde 1895 errichtet.
Der Radeberger Wasserturm verfällt - er ist 16 Meter hoch und wurde 1895 errichtet. © René Meinig

Radeberg. Markant und erhaben steht er an der Radeberger Bahnstrecke in Richtung Arnsdorf - und doch ist sein Anblick ein wenig traurig. Denn der Radeberger Wasserturm verfällt zunehmend.

Der markante, rund 16 Meter hohe Wasserturm aus rotem Klinkermauerwerk mit hellem Turmkopf wurde 1895 am Bahnhof Radeberg für die Versorgung der Dampflokomotiven an der Bahnstrecke Görlitz–Dresden errichtet. Das Wasser wurde mittels eines etwa 100 Meter südöstlich der Hospitalbrücke am linken Ufer der Großen Röder dafür gebauten Pumpwerkes in den etwa 600 Meter entfernten und 26 Meter über dem Röder-Niveau gelegenen Hochbehälter gepumpt.

Als die Radeberger Exportbierbrauerei eine eigene Wasserversorgung aus dem Karswald aufbaute, wurde der Wasserturm an diese Leitung angeschlossen und das Pumpwerk stillgelegt. Der Wasserturm befindet sich seitdem in unsaniertem Originalzustand, er wird jedoch nicht mehr für die Wasserspeicherung genutzt.

Ein Bayer hat den Turm einst von der Bahn abgekauft

Vor etwa 15 Jahren hatte man in Radeberg die Hoffnung, dass sich mit dem Wasserturm etwas tut: Ein Mann aus dem bayerischen Bodenmais hatte ihn von der Deutschen Bahn abgekauft. "Ich hatte schon immer den Traum, einen Wasserturm zu besitzen. Dann bot sich in Radeberg die Chance dazu, da habe ich zugegriffen", hatte Rupert Günthner aus dem Bayerischen Wald vor einigen Jahren Sächsische.de erzählt. Pläne hatte er in all den Jahren einige - doch weder ein Ferienzimmer im Turm noch der Umbau zu einer überdimensionalen Radeberger-Pilsner-Flasche ließen sich realisieren. Auch ein Dresdner Architekt hatte mal Interesse am Wasserturm angemeldet - doch auch daraus wurde schließlich nichts.

Nun hat Rupert Günthner angeboten, den Turm zu einem symbolischen Preis zu verkaufen. Radebergs Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) wendet sich mit einem Anliegen an die Öffentlichkeit: "Es gilt, zeitnah alle Möglichkeiten zu prüfen, ob und wie dieses Angebot genutzt werden kann", sagt Höhme. "Wir möchten natürlich, dass Radeberg dieses Industriedenkmal erhalten bleibt und perspektivisch zudem eine Sanierung angegangen wird."

Verkauf von Wasserturm-T-Shirts oder Ziegel-Patenschaften denkbar

Das Netzwerk "Radebergwerk" hat sich bereits einige Gedanken zum Thema gemacht. "Der Wasserturm und sein Potenzial - das heimliche Wahrzeichen Radebergs", so hat das Netzwerk, hinter dem der Radeberger Michael Wogan steht, eine Präsentation überschrieben. Demnach wünschten sich viele Radebergerinnen und Radeberger eine Rettung und Erhaltung des Industriedenkmals - idealerweise "unter Mitwirkung lokaler Unternehmen aus Industrie und Handwerk". Auch mithilfe Radeberger Bürger könnte die Bewahrung dieses Kulturgutes aus der Zeit der Industrialisierung gelingen, der Turm könnte in neuem Glanz erstrahlen.

Das "Radebergwerk" hat sich auch schon konkrete Schritte überlegt. Erwerb, Sanierung und Erhalt können durch folgende Schritte ermöglicht werden: Zunächst sollten namhafte, lokale Mitstreiter akquiriert und dann ein Verein als rechtliche Basis der ganzen Aktion gegründet werden.

Doch alles steht und fällt natürlich mit dem Geld. Wie kann die Sanierung finanziert werden? Denkbar sei der Verkauf von Merchandising-Artikeln mit dem Wasserturm-Motiv, auch Ziegel-Patenschaften seien möglich. Auf dem Turmkopf oder dem Dach könnte man werbewirksam Reklame anbringen.

Sogar über ein jährliches Brückenfest vor der Kulisse des beleuchteten Wasserturms mit Streetfood und Musik wird nachgedacht.

Und auch im Internet wurden bereits einige Ideen in den Raum geworfen - von einer 360- Grad-Ausstellung wie Radeberg zu der Zeit der aktiven Nutzung ausgesehen hat über eine besondere Hochzeits-Suite bis zu einem kleinen, aber feinen Café.

Radeberger Gewerbeverein will nicht Vorreiter sein

Der Radeberger Gewerbeverein steht dem ganzen Projekt aufgeschlossen gegenüber, "aber wir wollen nicht Vorreiter sein", erklärt Gewerbeverein-Pressesprecher Karsten Misch auf Nachfrage. "Wir wollen das Projekt aber gerne unterstützen." Misch hofft, dass sich vielleicht ein Investor für den Turm findet - und erkennt auch das Vermarktungspotenzial des Wasserturms an. "Für eine Nutzung ist er aber eher nicht geeignet, denke ich." Da der Wasserturm umgeben von Privatgrundstücken sei, sei auch der Zugang nicht ganz so einfach. "Wobei der OB angedeutet hat, dass die Zugangsrechte hergestellt werden könnten."

Wie eine Unterstützung des Gewerbevereins konkret aussehen könnte? "Das hängt davon ab, ob sich nun eine Gruppe oder ein Verein gründet, der das Projekt vorantreibt", sagt Misch. "Wir könnten das Projekt dann gegebenenfalls mit Geld oder Handwerksleistungen unterstützen."

Die Stadt Radeberg unterstützt das Projekt auch grundsätzlich und hat eine städtische E-Mail-Adresse eingerichtet, an die sich alle Interessierten wenden können: [email protected].