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Karneval im Rödertal - und keiner feiert

Rund um Radeberg fällt die närrische Zeit wegen Corona wieder flach. Was heißt das für die Karnevalsclubs?

Von Rainer Könen
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Robert Krause vom Lomnitzer Carnevalsclub bedauert, dass auch in dieser Saison nicht gefeiert werden kann.
Robert Krause vom Lomnitzer Carnevalsclub bedauert, dass auch in dieser Saison nicht gefeiert werden kann. © Archiv: Thorsten Eckert

Radeberg. Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Stimmt. An diesem Tag blicken Karnevalisten immer recht wehmütig auf die tollen Tage einer Saison zurück. Sie erinnern sich an exzessiv-verlaufende Faschingspartys, an Umzüge, das Kostümieren, die heitere und weltvergessene Ausgelassenheit. In diesem Jahr fällt der Aschermittwoch auf den 2. März. Genügend Zeit, um sich dem närrischen Frohsinn hinzugegeben. Wer sich jedoch in diesen Tagen bei den Karnevalsfreunden im Rödertal umhört, erfährt, "dass wir uns seit Wochen im Aschermittwochsmodus befinden“, sagt Marcus Stephan, der Präsident des Ottendorfer Carnevals Clubs.

Bereits im vergangenen November, am 11.11. um 11.11 Uhr, deutete sich für ihn wie auch die übrigen Mitglieder des Clubs an, dass Corona, nach 2020, wieder zum Stimmungskiller wird. Da brachte die Eröffnung der fünften Jahreszeit mit der obligatorischen Schlüsselübergabe vor dem Ottendorfer Rathaus dem Karnevalisten Marcus Stephan erneut die Erkenntnis, dass "Fasching und Corona unvereinbar" sind. Weil nicht alle dabei sein konnten, nur eine begrenzte Anzahl von Karnevalisten feiern durften. Seuche und Session teilen nach Einschätzung vieler hiesiger Narren ohnedies nur eine einzige Gemeinsamkeit: Masken. Die werden in dieser Zeit von allen getragen, aber fast niemand trägt ein Kostüm.

Schlechte Stimmung im Club

Ottendorfs Karnevalisten sind derzeit alles andere als gut gelaunt. Alle elf Veranstaltungen habe man absagen müssen, folglich habe man auch keine Einnahmen, so Stephan weiter. Die Stimmung im Club sei "sehr schlecht", erfährt man vom Präsidenten. Allerdings könne man im Gegensatz zu manch anderem Verein "alle Mitglieder halten".

Jedenfalls noch. Beim Karnevalsclub Arnsdorf (KCA) hatte man darauf vertraut, dass die kürzlich beschlossenen Corona-Lockerungen vielleicht doch ein "wenig Faschingstrubel erlauben", so Christian Nitsch, der im KCA für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Was sich aber als Trugschluss erwies. Man werde die für Februar geplanten Veranstaltungen kurzfristig canceln müssen, bedauert Nitsch. Er erzählt davon, dass man sich zu Vor-Corona-Zeiten im Januar oft an vielen Abenden getroffen habe, um das Programm für die Veranstaltungen vorzubereiten. Und jetzt "sind wir alle nur noch zu Hause".

Ein komisches Gefühl sei das, auch für ihn, wie Nitsch einräumt. Das sei nun das zweite Jahr ohne Karneval in Arnsdorf, so Nitsch, der nicht mehr voller Zuversicht nach vorne schaut. Dabei sei er eigentlich ein optimistischer Mensch. "Wir wünschen uns alle nur wieder eine ganz normale Karnevalszeit." Aber die Pandemie mache vieles so kompliziert, erschwere die Planungen für die nächste Session. Aber Karnevalisten wären keine Karnevalisten, wenn sie nicht versuchten, Corona ein Schnippchen zu schlagen.

Karnevalstag im Sommer geplant

So war man auch beim Lomnitzer Carnevals Club (LCC) in die närrische Zeit gegangen. Insgeheim darauf vertrauend, das die Pandemie vielleicht doch auf wundersame Weise ein wenig Fasching möglich macht. Weil Karnevalisten kreative Zeitgenossen sind, stand für LCC-Chef Robert Krause im Herbst des vergangenen Jahres fest, dass man, um die 46. Session halbwegs zu retten, womöglich einen Plan B, C, oder D im Kopf haben muss. Und wichtig: Den Karneval im Ort hochhalten muss, präsent sein. Was dem LCC bisher gut gelang. Dabei helfen die von Mitgliedern produzierten Videoclips, die vor allem eine Botschaft haben: Wir lassen uns von der Pandemie nicht unterkriegen.

Und wenn man sich schon in Lomnitz in diesen Tagen nicht dem Frohsinn hingeben darf, so doch, wenn es wärmer ist. Man plane im Sommer einen, so Robert Krause, "karnevalistisch-angehauchten Familientag". Wie schon im vergangenen Jahr. Der sei "toll angekommen", so Krause, den mittlerweile die Sorge umtreibt, das, falls die Corona-Krise noch länger andauern sollte, es möglicherweise aber schwierig werden dürfte, das karnevalistische Brauchtum in der Region im gewohnten Maße aufrechtzuerhalten.

Etwas, was man auch in Arnsdorf befürchtet. Wenn Karnevalisten wegen Corona ihre Leidenschaft weiterhin nicht ausleben dürften, könne das dazu führen, dass etliche bald "die Lust am Karneval" verlieren werden, glaubt Christian Nitsch.

Beim Großerkmannsdorfer Karnevalsclub war man mit vorsichtiger Zuversicht in die Session gegangen. Aber je höher die Inzidenzzahlen im Lande stiegen, schwante auch den dortigen Karnevalisten, dass das mit dem ausgelassenen Feiern wieder nichts werden würde, so Anja Erbes, die im Verein für die Finanzen zuständig ist. So bleiben auch in Großerkmannsdorf Narrenkappe und Kostüm im Schrank. Ob nun die närrische Großerkmannsdorfer Seele ohne den Überschwang der fünften Jahreszeit Schaden nimmt, darüber kann man nur spekulieren.

Finanzministerin Erbes vermutet, dass sich ob des fehlenden närrischen Treibens bei manchem Klubmitglied wohl "eine gewisse Leere" breitgemacht habe. Aber das Leben gehe weiter, man versuche "zuversichtlich nach vorne zu schauen". Mit dem Karneval in Großerkmannsdorf, so Anja Erbes, werde es schon weitergehen. Irgendwie.