Radeberg
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Schulleitung warnt Eltern: Gefährliche Ohnmachtsspiele an der Oberschule Rödertal

Ein Elternbrief der Oberschule Rödertal sorgt auch in Arnsdorf für besorgte Mütter und Väter. Darin warnt die Schulleiterin vor dem gefährlichen Ohnmachtsspiel, bei dem sich Kinder die Luft abdrücken und ohnmächtig werden.

Von Siri Rokosch
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In der 7. Klasse der Oberschule Rödertal kam es zu gefährlichen Ohnmachtsspielen. Auch die Eltern der Grundschule Arnsdorf wurden informiert.
In der 7. Klasse der Oberschule Rödertal kam es zu gefährlichen Ohnmachtsspielen. Auch die Eltern der Grundschule Arnsdorf wurden informiert. © Foto: Symbolbild/ Patrick Pleul/dpa

Arnsdorf/Großröhrsdorf. Beim sogenannten Ohnmachtsspiel, Knockout-Spiel oder Pilotenspiel - wobei man hier nicht von einem Spiel im eigentlichen Sinne sprechen kann - stehen sich zwei Kinder gegenüber. Das eine drückt dem anderen so lange die Luft am Hals ab, bis das andere ohnmächtig zusammensackt. Das soll sich nun mehrfach bei acht Schülern der 7. Klasse an der Oberschule Rödertal in Großröhrsdorf zugetragen haben, wie die Schulleiterin auf Anfrage von Sächsische.de bestätigt.

Eindringlicher Brief an die Eltern

In einem ausführlichen Brief informierte die Schulleiterin am 12. Juni alle Eltern der Großröhrsdorfer Oberschule über diese Praktiken, welche auch nach intensiven Gesprächen mit den Kindern offensichtlich fortgeführt werden. Dieser Elternbrief wurde am 14. Juni zudem in der Whatsapp-Gruppe der Eltern der Grundschulkinder der Arnsdorfer Schule verbreitet.

Dennoch versucht die Schulleiterin, Karla Jantschke, von der Rödertalschule zu beruhigen. "Für die Grundschüler ist das eigentlich nicht relevant. Das betrifft eher größere Kinder. Wir haben jetzt die Eltern darauf aufmerksam gemacht, dass es wieder eine dieser Wellen gibt, vor allem auch in sozialen Medien wie TikTok. Wir haben präventiv sehr viel getan, und auch die umliegenden Oberschulen und das Gymnasium in Radeberg informiert", sagt sie Sächsische.de.

Neben der Eltern und der umliegenden Schulen wurden zudem die Polizei und das Landesamt für Schule und Bildung über die Vorfälle informiert.

Ohnmachtsspiel kann tödlich enden

In dem Brief heißt es unter anderem, "Ziel des 'Spiels' sei es, das Atemsystem lahmzulegen und so eine kurzzeitige Ohnmacht herbeizuführen. Dabei besteht eine Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff oder eines Atemstillstandes, der auch zum Tod führen kann. Aufgrund der Gefährlichkeit für die Gesundheit und des Lebens der Kinder haben wir für alle beteiligten Schüler hohe schulische Ordnungsmaßnahmen ausgesprochen."

Alle anderen Schüler seien zudem belehrt worden. Dennoch sei beobachtet worden, dass Schüler das "Spiel" nun im privaten Rahmen weiterspielen würden. Im Verletzungsfall müssten Schüler mit einer Strafanzeige wegen Körperverletzung rechnen.

Die Behörden sind sensibilisiert und warnen

Das Ohnmachtsspiel ist seit den 1990-er Jahren bekannt. Zuletzt gab es in den 2015-er Jahren Meldungen über diese Praktiken bei Schülern. Weltweit gab es dadurch mehrere Todesfälle.

Das Polizeirevier Kamenz war am Freitag, 9. Juni, durch die Schulleiterin der Oberschule Rödertal über die Durchführung von "Knockout"-Spielen informiert worden, teilt die Polizeidirektion Görlitz auf Anfrage mit. Erkenntnisse zu vergleichbaren Sachverhalten an weiteren Schulen lägen dem Revier Kamenz derzeit nicht vor.

Die Beamten des Polizeireviers seinen nun entsprechend der Information der Oberschule Rödertal sensibilisiert, sagt Polizeisprecher Marcel Malchow: "Als polizeiliche Präventivmaßnahme sind Gespräche beziehungsweise Veranstaltungen mit den Schülern in Bezug auf mögliche Gefahren dieser 'Spiele' angezeigt. Die zuständigen Bürgerpolizisten stehen im direkten Kontakt mit der Oberschule Rödertal und stimmen weitere zeitnahe Präventionsmaßnahmen direkt ab."

Mit Blick auf die Gefährlichkeit des Spiels für die Gesundheit und das Leben der Betroffenen sei "ein offensives Vorgehen vor allem der Schule erforderlich". Die Polizei werde im Rahmen ihrer Zuständigkeit dabei Unterstützung leisten. Auch Malchow betont, dass die geschilderten Spielinhalte Körperverletzungsdelikte darstellen können: "Diese können bei Bekanntwerden durch die Polizei angezeigt und strafrechtlich verfolgt werden."

Schulen sollen Unterstützung bekommen

"Grundsätzlich ist das Landesamt für Schule und Bildung in der Lage, einige Unterstützungssysteme an die Schule zu bringen", erklärt Clemens Arndt vom Landesamt für Schule und Bildung.

"Möglicherweise würde sich in diesem Fall anbieten, auch externe Unterstützung durch Ersthelfer oder ähnliches mit heranzuziehen", sagt er und empfiehlt zudem, einen Schulpsychologen zurate zu ziehen. "Diese kennen Strategien, um Kinder zu stärken. An der Stelle muss aber auch betont werden, dass die Kinder- und Jugendlichen sich hier einer Aufsicht durch Erwachsene entziehen, genau um eben diese Würgespiele durchzuführen. Das macht die Situation dann selbstverständlich noch gefährlicher", so Arndt.

Diese Thematik sei auch für die Schulaufsicht neu, betont Clemens Arndt: "Wenn nun Kollegen des Landesamtes Kenntnis über solche Vorfälle haben, beraten und unterstützen sie die Schulleitungen dabei, geeignete Unterstützungssysteme für die einzelnen Themen zu erhalten." Arndt appelliert vor allem an die Eltern. Sie sollten ihre Kinder darüber aufklären, was ein Sauerstoffmangel für den Körper bedeuten kann.

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