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Dieser Radeberger Schüler gewinnt bei "Jugend forscht"

Der Radeberger Gymnasiast Kai Probst hat beim Bundeswettbewerb "Jugend forscht" einen Sonderpreis gewonnen. Was Abweichungen im Magnetfeld der Erde damit zu tun haben und was ihn an den Naturwissenschaften fasziniert.

Von Verena Belzer
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Kai Probst, Schüler am Radeberger Humboldt-Gymnasium, hatte für seine Forschung leichtes Gepäck dabei: sein Smartphone, ein Stativ, ein Geodreieck und ein Seil.
Kai Probst, Schüler am Radeberger Humboldt-Gymnasium, hatte für seine Forschung leichtes Gepäck dabei: sein Smartphone, ein Stativ, ein Geodreieck und ein Seil. © Marion Doering

Radeberg. Ein handelsüblicher Kompass zeigt immer nach Norden? "In Wahrheit ist das deutlich komplizierter", sagt Kai Probst, 16 Jahre alt und Schüler der 11. Klasse des Radeberger Humboldt-Gymnasiums. "Es wirken nämlich mehrere Faktoren auf das Erdmagnetfeld ein." Einfluss haben beispielsweise auch lokale Störfelder - manche davon sind bereits bekannt und kartiert, manche nicht.

Nun hat Kai Probst in den vergangenen Monaten für seine Forschung etliche Messungen vorgenommen. Rund um Dresden und auf Hiddensee beispielsweise. "Hier habe ich keine Unregelmäßigkeiten festgestellt", erklärt Kai Probst. "Auch nicht bei der Alpenüberquerung mit der Schule im vergangenen Jahr."

Spannender wurde es jedoch in den Alpen, genauer gesagt im Ötztal.

Forschung im hochalpinen Ötztal

Kai Probst, der mit seinen Eltern in Liegau-Augustusbad wohnt, ist mit seiner Familie regelmäßig im Wanderurlaub. "Wir waren eine Woche lang auf einer Hüttentour im Ötztal", erzählt er. Dabei hat der Gymnasiast etliche Messdaten gesammelt.

Schwer und unhandlich durfte die Ausrüstung dabei nicht sein - immerhin sollte sie problemlos in seinen Rucksack passen. Sein Smartphone, ein Stativ, eine Schnur und ein Geodreieck, mehr brauchte der 16-Jährige nicht für seine Forschung in dem hochalpinen Gebiet.

Das Handy richtete er für seine Messung horizontal zum geografischen Nordpol aus, das Magnetfeld maß er mithilfe eines Messprogramms auf seinem Telefon.

"Die Ergebnisse waren spektakulär", sagt Kai Probst, dem man in jeder Sekunde anmerkt, dass er für das brennt, was er tut. Leidenschaft.

Originelle Arbeit in den Geowissenschaften

Mithilfe seiner Messdaten konnte der Schüler eine bereits bekannte Anomalie im Erdmagnetfeld bestätigen - und eine unerkannte entdecken. Seine Daten hatte er zuvor mit Kartenmaterial der Geologischen Bundesanstalt Österreichs abgeglichen.

Doch warum weist das Erdmagnetfeld gerade an dieser Stelle eine Unregelmäßigkeit auf? "Sie ist auf die geologische Beschaffenheit des Bodens zurückzuführen", erklärt der Schüler. Eine chemische Analyse einer Gesteinsprobe aus dem Ötztal, die er mit nach Hause genommen hatte, ergab einen hohen Eisengehalt.

"Ein Kompass würde an dieser Stelle also nicht nach Norden zeigen", erklärt Kai Probst.

Und diese Entdeckung hat nun auch die Jury des Bundeswettbewerbs "Jugend forscht" honoriert und den Schüler mit dem Sonderpreis der Deutschen Geologischen Gesellschaft für eine originelle Arbeit in den Geowissenschaften ausgezeichnet.

Kai Probst bei der Alpenüberquerung im vergangenen Jahr, bei der mehrere Schüler des Humboldt-Gymnasiums dabei waren.
Kai Probst bei der Alpenüberquerung im vergangenen Jahr, bei der mehrere Schüler des Humboldt-Gymnasiums dabei waren. © Robert Ringel

Das Spannende an den Naturwissenschaften? "Es ist logisch"

Aber wie kommt man als Elftklässler auf so ein Thema? "Ich habe mein Betriebspraktikum in der 9. Klasse am Helmholtz-Zentrum gemacht", erzählt er. "Dabei bin ich mit dem Thema Erdmagnetfeld und Magnetismus in Berührungen gekommen."

Seine schulische Passion galt bisher der Chemie - da hat er sogar schon sein Abitur geschrieben. Aktuell belegt er die Leistungskurse Mathematik und Physik. Und er tendiert dazu, nach seinem Abitur Physik mit Nebenfach Chemie am renommierten Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zu studieren. Nicht in Dresden? "Nein", sagt Kai. "Ich finde, nach dem Abitur sollte man selbstständig werden und ausziehen."

An den Naturwissenschaften begeistert ihn vor allem eines: "Sie sind logisch." Dieses Wissen half ihm auch in einer schwierigeren Phase seiner Forschung. Zurück in Radeberg wollte er in den vergangenen Winterferien die Messdaten auswerten und die Arbeit schreiben. Doch dann erkannte er überhaupt keine Systematik.

"Da habe ich gedacht, ich kann alles in die Tonne kloppen", erinnert er sich. Doch so schnell gab er nicht auf. Welche Fehler konnte er gemacht haben? Kai biss sich durch, fand das Problem und rechnete einen Messfehler aus seinen Daten heraus. "Da ist mein Rechner an seine Kapazitätsgrenze gestoßen."

Fünfmal die Woche Schwimmtraining in Dresden

Doch Kai Probsts Leidenschaft sind nicht nur die Naturwissenschaften. Er trainiert fünf Mal die Woche Schwimmen beim Dresdner Verein SWV TuR. Dafür muss er jeden Nachmittag in die Landeshauptstadt, meistens fahren seine Eltern ihn zum Training.

"Aber beim Schwimmen war ich bisher nicht so erfolgreich wie in den Naturwissenschaften", sagt er und lacht. "Da habe ich mal bei den Süddeutschen Meisterschaften teilgenommen."

Wie wichtig aber auch das Schwimmen für ihn ist, zeigt, dass er bereits recherchiert hat, ob es in Karlsruhe gute Trainingsmöglichkeiten gibt. Für den Fall, dass er zum Studium dorthin ziehen sollte. "Die haben sogar eine eigene Uni-Schwimmhalle", sagt er. Und dabei sieht man in seinen Augen die gleiche Leidenschaft brennen, wie wenn er über Anomalien im Erdmagnetfeld spricht.