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Nach Brand im Sächsischen Krankenhaus Arnsdorf: Wie die Klinik Patienten vor sich selbst schützt

Nachdem im Sächsischen Krankenhaus ein Patient Feuer in seinem Zimmer gelegt hatte, erklärt die Klinikleitung die Sicherheitsvorkehrungen der Zimmer und Gebäude.

Von Siri Rokosch
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Im Sächsischen Krankenhaus Arnsdorf gibt es Sicherheitsrichtlinen, um Patienten vor sich selbst zu schützen. Viele der Patienten leiden unter psychischen Erkrankungen.
Im Sächsischen Krankenhaus Arnsdorf gibt es Sicherheitsrichtlinen, um Patienten vor sich selbst zu schützen. Viele der Patienten leiden unter psychischen Erkrankungen. © Christian Juppe

Arnsdorf. Im Treppenhaus hängen Sicherheitsnetze, die Fenster der Patientenzimmer sind foliert: Das Sächsische Krankenhaus in Arnsdorf hat Sicherheitsstandards, die nach eigenen Angaben viel höher sind als in anderen Krankenhäusern. Dies ist vor allem nötig, weil die Patienten an psychischen Erkrankungen leiden. Suizid-Prävention steht dort im Mittelpunkt der Sicherheitsvorkehrungen.

Wer eines der Treppenhäuser im Sächsischen Krankenhaus betritt, wird feststellen, dass Bereiche, die in die Tiefe führen, mit Sicherheitsnetzen abgesperrt sind. Das sei eine Sicherheitsvorkehrung, damit suizidgefährdete Patienten von einem Sprungversuch abgehalten oder im Ernstfall von den Netzen aufgefangen werden. So erklären es Dienststellenleiter und Verwaltungsdirektor, Henrik Fischer, und der Ärztliche Direktor, Professor Markus Donix.

Die Psychiatrische Klinik habe diesbezüglich Besonderheiten, denn beispielsweise depressive oder manisch-depressive Patienten hätten oft mit Suizidgedanken zu kämpfen. Sicherheitsnetze gebe es an allen Stellen, an denen gewisse "Sprunghöhen" vorhanden sind, wie auch im Neubau, wo die Erwachsenenpsychiatrie untergebracht ist, an den Loggien.

Wie die Patientenzimmer im Arnsdorfer Krankenhaus gesichert sind

Besonders ist auch die bauliche Beschaffenheit der Patientenzimmer. So wurden alle Heizkörper so niedrig positioniert, dass sich daran keiner strangulieren kann. Die Fenster sind innen mit Folie beklebt. Sollten sie brechen, lassen sie eine Art Milchglas zurück, welches keine scharfen Kanten hat.

Auch die Duschkabinen sind anders als in herkömmlichen Wohnungen. Dort hängen die Duschköpfe zum Beispiel an Magneten, die bei einem Gewicht ab 20 Kilogramm abfallen. Viele bauliche Dinge seien im Krankenhaus durch Magneten verbunden, die im Notfall nachgeben. So könne einer geplanten Strangulation vorgebeugt werden.

Bei aller Sicherheit stehe die Menschenwürde im Mittelpunkt

Daneben, so betont es Henrik Fischer, sei auch in den Außenanlagen darauf geachtet worden, dass keine Pflanzen mit Dornen oder Stacheln wachsen. "Auch auf Beeren und Früchte haben wir verzichtet", erklärt er, denn es gibt bekanntermaßen ja auch in Deutschland giftige Pflanzen.

Zudem werde im Gerontopsychiatrischen Bereich mit Farbkonzepten gearbeitet, um es den Demenz-Erkrankten einfacher zu machen, sich zu orientieren. So sind Türen, die nicht betreten werden sollen, in der gleichen Farbe gestrichen wie die umliegenden Wände. So sieht für den Patienten alles gleich aus. Türen, die zum Beispiel in das Badezimmer führen, sind farblich besonders herausstechend.

Beim Brandschutz sei die Klinik ähnlich ausgerüstet wie andere Krankenhäuser auch. Die Gardinen sind aus schwer entflammbarem Material, die Möbel ebenfalls. Alle Zimmer verfügen über Rauchmeldeanlagen. Beim Auslösen dieser Brandmeldeanlagen würden sich alle Türen automatisch öffnen, sodass Personal und Patienten die Station unverzüglich verlassen können, sagt Henrik Fischer. Das habe auch bei dem Vorfall am 5. September hervorragend funktioniert. Es sei keine Panik ausgebrochen, alle Rettungswege konnten genutzt werden und die Evakuierung sei reibungslos verlaufen.

Professor Markus Donix betont aber auch, dass es eine 100-prozentige Sicherheit nicht geben könne, auch nicht auf der Akutstation, wo zum Beispiel Feuerzeuge an Patienten nur ausgehändigt würden, wenn diese Rauchen möchten. "Die Menschenwürde zu wahren, ist auch auf der Akutstation unser höchstes Ziel. Alltagsgegenstände können immer missbräuchlich verwendet werden. Wenn wir das komplett unterbinden wöllten, müssten wir auch Schuhe und T-Shirts von den Patienten einbehalten und das ist menschenunwürdig."

"Es gibt immer mal Vorfälle, bei denen Patienten laut werden"

Er erklärt weiter, dass Vorfälle wie der Brand durch einen Patienten bisher sehr selten am Sächsischen Krankenhaus Arnsdorf vorgekommen seien. "Es gibt immer mal Vorfälle, bei denen Patienten laut werden oder einen Bewegungsdrang haben. Aber auch Menschen, die in der Ecke sitzen und von alleine nichts machen wollen. Das ist sehr unterschiedlich", so Markus Donix.

Die meisten Patienten hätten auch nicht die Absicht, durch ihr Handeln anderen zu schaden. Der Missbrauch von Alltagsgegenständen könne auch ein "Falschbewerten" sein, eine Fehlhandlung, sagt er: "Oft geschieht das aus Wahnvorstellungen heraus".

Die Patienten sollen in Arnsdorf genesen können, unter menschenwürdigen Bedingungen, und dazu gehöre nicht ihnen sämtliche Alltagsgegenstände, wie Feuerzeuge, Schmuck und Kleidung zu nehmen.

Das Krankenhaus wird für alle Interessierten am 21. Oktober einen Tag der offenen Tür durchführen.

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