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Neues Waldpädagogikzentrum in der Dresdner Heide - wo Schüler von der Natur lernen können

In der Dresdner Heide ist ein Waldpädagogikzentrum entstanden, das unter anderem vom Radeberger Humboldt-Gymnasium genutzt wird. Ein weiteres Zentrum ist im Albertpark in der Radeberger Vorstadt geplant - doch hier verzögert sich der Bau erheblich.

Von Verena Belzer
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Mit Fuchs und Dachs Spaß haben - Waldpädagoge Matthias Rüttnauer (von links), Lehrer Claas Riedel, Revierförster Thomas Stelzig und Forstamtsleiter Heiko Müller im neuen Waldpädagogikzentrum.
Mit Fuchs und Dachs Spaß haben - Waldpädagoge Matthias Rüttnauer (von links), Lehrer Claas Riedel, Revierförster Thomas Stelzig und Forstamtsleiter Heiko Müller im neuen Waldpädagogikzentrum. © Marion Doering

Radeberg/Dresden. Es ist ein traumhafter Ort. Hier, mitten in der Dresdner Heide an der ehemaligen Baumschule. Umgeben von hohen Bäumen hört man keinen Autolärm, die Hektik des Alltags ist weit weg. Das Grün beruhigt. Es erdet. Gegensätzlicher zur schnellen Stadt könnte es kaum sein. Entschleunigt. Und diesen idyllischen Ort können nun auch Schüler intensiv nutzen. Denn hier ist ein neues Waldpädagogikzentrum des Sachsenforstes entstanden.

260.000 Euro hat es gekostet, das Holz für den Bau stammt aus dem Revier Moritzburg, das Holz für den Innenausbau aus dem Ullersdorfer Revier. Strom wird von Fotovoltaik-Anlagen produziert. Alles heimisch. Alles regional.

Zwei Häuser geplant - doch nur eines ist fertig

Drei Jahre ist es her, dass der Dresdner Stadtrat - einstimmig - beschlossen hat, am Albertpark nahe des Wildgeheges und dem Waldspielplatz ebenfalls ein Waldpädagogikzentrum zu errichten, in dem Kindergartenkinder und Schüler alles rund um die Natur lernen können. Das Projekt ist als Kooperationsprojekt mit dem Sachsenforst geplant. "Ziel ist es, abgestimmte und sich ergänzende Angebote für die Kinder zu machen", erklärt Sachsenforst-Forstamtleiter Heiko Müller. Doch während der Sachsenforst nun sein Zentrum in der Heide schon eingeweiht hat, geht am Albertpark noch nichts voran.

"Wir müssen etwas für die Kinder machen" - das war das große Ziel von Heiko Müller. "Es geht uns immer um den Wald und um Menschen. Hier können wir den Kindern etwas vermittelt, das kein Smartphone der Welt kann." Und so wurde aus dem alten Lagerschuppen ein Haus für den Nachwuchs.

Fächerübergreifender Unterricht möglich - doch bald fehlt ein Waldpädagoge

Und der erste Nutzer ist schon da. Und er ist begeistert. Claas Riedel, Biologie-Lehrer am Radeberger Humboldt-Gymnasium, hatte bei Spaziergängen den Bühlauer Förster Thomas Stelzig kennengelernt. Der passionierte Lehrer Riedel erkannte sofort die Möglichkeiten des Waldes, "und so kam eines zum anderen", berichtet Andreas Känner, Leiter des Radeberger Gymnasiums. "Wildbeobachtungen, Baumpflanzungen, Bodenbestimmungen. Hier ist fächerübergreifender Unterricht möglich. Und wer mit diesem Gebiet, das direkt vor unserer Haustür liegt, vertraut ist, der geht anders mit der Umwelt und ihren Ressourcen um."

Um die 20 Schüler des "Grünen Klassenzimmers" kommen alle zwei Wochen her. Wobei "Schule" in diesem Fall nicht bedeutet, sich in eine Schulbank zu setzen und Claas Riedel beim Frontalunterricht zu lauschen. "Wir haben hier zum Beispiel schon über 2.000 Bäume gepflanzt", berichtet Riedel. Im "Grünen Klassenzimmer" werden Zehntklässler unterrichtet - wer mitmachen möchte, muss sich mit einem ökologischen Projekt bewerben. Schule in der Heide ist eben etwas Besonderes. Und neue Pläne gibt es bereits viele. Die Schüler wollen eine Klimastation errichten und Fledermausbehausungen bauen.

Bei den Projekten mit den Schülern immer mit dabei: ein Waldpädagoge des Sachsenforsts. Matthias Rüttnauer ist Förster und Waldpädagoge, er kennt sich aus und kann alle Fragen der Schüler beantworten. "Leider läuft sein Vertrag bei uns aus", sagt Heiko Müller vom Sachsenforst. "Der Forstbezirk hofft inständig, dass er bei uns bleiben kann. Wir brauchen ihn dringend. Die Arbeit ist da." Denn ohne einen Waldpädagogen sei eben auch Waldpädagogik schwer umsetzbar.

Zentrum am Dresdner Albertpark soll 2026 gebaut werden

So sieht das neue Waldpädagogikzentrum in der Heide aus.
So sieht das neue Waldpädagogikzentrum in der Heide aus. © Marion Doering
Zur feierlichen Eröffnung des Waldpädagogikzentrums spielte auch eine Musik-Gruppe des Radeberger Humboldt-Gymnasiums - alle auf Holzinstrumenten.
Zur feierlichen Eröffnung des Waldpädagogikzentrums spielte auch eine Musik-Gruppe des Radeberger Humboldt-Gymnasiums - alle auf Holzinstrumenten. © Marion Doering

Und das Dresdner Waldpädagogikzentrum am Albertpark? Wann wir es umgesetzt? "Das Bauen im Wald ist eine anspruchsvolle Aufgabe und das selbst ernannte Ziel ist ein möglichst geringer Eingriff in den vorhandenen Baumbestand", erklärt auf Nachfrage Anja Lange, kommissarische Amtsleiterin für Hochbau und Immobilienverwaltung der Stadt Dresden. "Der vorhandene Funktionsbau soll abgerissen werden, der Boden wird weitestgehend entsiegelt. Das zu planende Waldpädagogische Zentrum verfolgt das Ideal, sich in die Natur zu integrieren."

Angedacht seien mindestens die extensive Dachbegrünung, Regenwassernutzung und die Nutzung regenerativer Energien. Darüber hinaus soll das Gebäude zukünftig ein öffentlich zugängliches WC beherbergen.

"Ausgeführt wird das Gebäude als nahezu CO2-neutraler Holzbau", erklärt Anja Lange. "Die aktuelle Zeitschiene sieht einen Baubeginn im Jahr 2026 vor, ausgehend von einer Bauzeit von eineinhalb Jahren, enden wir mit der Maßnahme im dritten Quartal 2027." Das Vorhaben habe sich "leider verzögert", da in Folge der Corona-Pandemie nicht alle Vorhaben wie geplant begonnen werden konnten.

Und auch dieses Zentrum im Albertpark soll pädagogisch betreut werden. "Es wird eine Stelle für die Wald- und Umweltpädagogik in der Stadt geschaffen", berichtet Lange. "Diese steht mit Inbetriebnahme des neuen Gebäudes bereit." Im Haushalt der Stadt Dresden stehen für das Zentrum 500.000 Euro zur Verfügung.

"Sehr bedauerlich" findet es CDU-Stadtrat Matthias Dietze, dass es so langsam vorwärts geht. Er hatte vor drei Jahren die Initiative gemeinsam mit dem Sachsenforst gestartet. Bei der feierlichen Eröffnung des Zentrums in der Heide sagte der Dresdner, dass die ökologische Bildung der Kinder wichtig sei. "Das Geld ist da, es muss jetzt endlich losgehen."