Dresden
Merken

Warum Holz aus der Dresdner Heide billiger geworden ist

Die schwächelnde Bauwirtschaft fragt weniger Holz nach, das merken die Dresdner Förster auch an sinkenden Preisen. Doch für besondere Stämme ist das Interesse nach wie vor groß.

Von Kay Haufe
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Hofft auf großes Interesse an den wertvollen Stämmen, die versteigert werden: Klotzsches Revierförster Rudi Rolle.
Hofft auf großes Interesse an den wertvollen Stämmen, die versteigert werden: Klotzsches Revierförster Rudi Rolle. © René Meinig

Dresden. Stamm an Stamm liegen sie dicht aneinandergereiht auf dem Heideweg Kreuz sieben: besonders große und wertvolle Exemplare von Eiche, Ahorn, Esche, Ulme Douglasie, Fichte, Kiefer und weiteren 13 Baumarten. Fast anderthalb Kilometer lang ist die Schlange der Stämme, schwere Lkw haben sie bis zum Freitag vergangener Woche aus ganz Sachsen in die Dresdner Heide angefahren. Seit drei Wochen dirigiert der Klotzscher Revierförster Rudi Rolle bereits Lkw-Fahrer auf dem schmalen Waldwegen umher. Wenn alles Holz angeliefert worden ist, liegen rund 600 Stämme in Längen zwischen drei und fünf Metern in Reih und Glied nach Baumarten geordnet am Heideweg. Doch wozu dient diese Ansammlung?

"Wir bieten jedes Jahr eine Wertholzsubmission an, das ist eine Versteigerung von wertvollen Hölzern", sagt Heiko Müller, Abteilungsleiter Staatsforst bei Sachsenforst Dresden. Ein großer Teil der Stämme kommt aus privaten Wäldern der Oberlausitz und aus Nordsachsen, aber auch aus der Dresdner Heide. Die meisten Bäume stammen aus der regulären Waldpflege - sprich, sie wurden aufgrund des Alters und ihrer Beschaffenheit gefällt - oder sie haben Absterbe-Erscheinungen nach den extremen Trockenjahren. Davon zeugen mehrere Stämme, an denen die Fraßspuren der Borkenkäfer gut erkennbar sind.

Auch Laminathersteller wollen weniger Holz

Über Weihnachten erwartet Müller die ersten Interessenten, die sich jeden Stamm genau anschauen. "Es kommen etwa 30 Interessenten, vom Furnierhersteller bis zum örtlichen Sägewerk, Holzhandwerker, Instrumenten- oder Orgelbauer aus Sachsen und Brandenburg."

Bereits am Mittwoch vergangener Woche hat sich Thomas Reuß-Trautwein einen Überblick über die verschiedenen Hölzer verschafft. Der Forstassessor ist der Einkaufs- und Verkaufsleiter der Templiner Holzindustrie in der Uckermark und seit 20 Jahren regelmäßiger Gast der Dresdner Submissionen. "Wir benötigen hochwertiges Holz, aus denen wir vier bis sechs Millimeter starke Bretter herstellen, aus denen verleimte Dielungen entstehen. Dazu benötigen wir spezielle Holzlängen von 4,50 bis 5 Metern", sagt er. Vor allem Eiche sei dafür geeignet, aus der in Templin auch Bretter für die Möbelindustrie zugeschnitten werden. Und bei Eiche wird Reuß-Trautwein auf jeden Fall in der Dresdner Heide fündig. Rund die Hälfte der zur Submission angebotenen Stämme sind aus dieser Baumart. "Es ist momentan auch das gefragteste Holz", sagt Heiko Müller.

Während vor allem die Bauindustrie weniger Holz nachfragt, sind besondere Hölzer für den Fußboden- und Möbelbau, aber auch für den Instrumentenbau sehr gefragt, weiß Heiko Müller von Sachsenforst.
Während vor allem die Bauindustrie weniger Holz nachfragt, sind besondere Hölzer für den Fußboden- und Möbelbau, aber auch für den Instrumentenbau sehr gefragt, weiß Heiko Müller von Sachsenforst. © René Meinig

In den kommenden Tagen erhalten alle Stämme eine Nummer und werden in ein Verzeichnis aufgenommen, das kurz vor Weihnachten im Internet veröffentlicht wird. Dann können Interessenten ihre schriftlichen Gebote bis zum 24. Januar beim Forstbezirk abgegeben. Das höchste Angebot erhält den Zuschlag.

Zur letzten Submission Ende Januar dieses Jahres erzielte eine Stiel-Eiche aus dem Forstbezik Taura mit 3.289 Euro den höchsten Preis pro Kubikmeter. Insgesamt war der Stamm mit seinen 3,88 Kubikmetern Holzvolumen 12.761 Euro teuer. Er wurde in Franken zu Furnier verarbeitet.

Die Nachfrage nach Holz habe jedoch im Vergleich von vor zwei Jahren deutlich abgenommen, sagt Müller. In der Folge seien auch die Preise um 10 bis 15 Prozent gesunken. "Die schwierige Situation in der Bauwirtschaft hat Auswirkungen auf die Holznachfrage. Es wird weniger Holz beispielsweise für Dachstühle, aber auch für andere Arbeiten beim Bau gekauft. Und auch Nachfolgeindustrien wie die Laminatherstellung haben weniger Aufträge und ordern weniger Holz", sagt der Forstexperte.

Dennoch sei man bei Sachsenforst mit dem Holzabsatz nicht unzufrieden. "Wir haben schon Stämme für die Nachfrage im Januar eingeschlagen."