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Kriminalitätsschwerpunkt Radeberg: Katalysatoren-Diebstahl nimmt dramatisch zu

Schon 30.000 Euro Schaden in diesem Jahr - allein in Radeberg. Im Rödertal werden immer mehr Katalysatoren gestohlen. Was Diebe damit vorhaben und was die Polizei rät.

Von Verena Belzer
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In Radeberg wurden in diesem Jahr 300 Prozent mehr Katalysatoren gestohlen als noch im Vorjahr.
In Radeberg wurden in diesem Jahr 300 Prozent mehr Katalysatoren gestohlen als noch im Vorjahr. © Symbolfoto: SZ Archiv

Radeberg. In diesem Jahr häufen sich die Meldungen, wonach in Radeberg Katalysatoren gestohlen werden - zuletzt erwischte es einen Autofahrer, der seinen Wagen - einen Audi80 - am Radeberger Hauptbahnhof abgestellt hatte.

Der Fahrzeugkatalysator, kurz "Kat", dient der Abgasnachbehandlung in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Durch den Katalysator können die Schadstoffemissionen im Abgas drastisch reduziert werden. Kurz gesagt: Er ist wichtig. Ohne ihn besteht sogar Brandgefahr. Und allem Anschein nach ist er auch wertvoll. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Wie viele Katalysatoren wurden in Radeberg in diesem Jahr bereits gestohlen?

Die Polizei bestätigt auf Nachfrage von Sächsische.de, dass es in diesem Jahr zu einem massiven Anstieg der Kat-Diebstähle gekommen ist. "Bisher verzeichnen wir 20 Fälle in und um Radeberg, davon drei Versuche", berichtet Anja Leuschner von der Pressestelle der Polizeidirektion Görlitz. "Im gesamten Revierbereich Kamenz waren es etwa 40 Fälle." Geht man noch eine Ebene weiter, waren es knapp 100 Fälle im Bereich des Landkreises Bautzen, darunter sechs Versuche.

Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2021 verzeichnete die Polizei in Radeberg lediglich fünf Fälle von Katalysatoren-Diebstahl, darunter einen Versuch. "Im ganzen Landkreis Bautzen waren es im Jahr 2021 insgesamt 41 Fälle, darunter fünf Versuche", berichtet Leuschner. Das bedeutet allein für Radeberg eine Zunahme von über 300 Prozent, auf Landkreis-Ebene sind es über 40 Prozent.

Die Polizei stellt seit dem Sommer 2021 eine Häufung dieser Diebstähle fest. "Hier begann auch die genaue Registrierung der Straftaten", erklärt die Pressesprecherin. "Bis zum Jahr 2020 lag die jährliche Deliktanzahl im Bereich der Landkreise Bautzen und Görlitz bei maximal 50 Fällen."

Warum haben es die Diebe auf die Katalysatoren abgesehen?

Für Diebe sind Katalysatoren nach Angaben der Polizei attraktiv, da Edelmetalle wie Platin und Palladium verbaut sind. "Der Wert liegt meist höher als bei Gold", erklärt Anja Leuschner. "Vor allem das Edelmetall Rhodium macht diese Katalysatoren so wertvoll."

Rhodium sei zudem extrem selten, es falle bei der Kupfer- und Nickelgewinnung als Nebenprodukt an. "In Katalysatoren gibt es keine technische Alternative für Rhodium, weshalb es aus gebrauchten Katalysatoren herausgelöst, recycelt und in neuen Abgasreinigern wiederverwendet wird."

Hinter den Diebstählen steckten meistens Auftraggeber, die für bestimmte Automodelle Katalysatoren brauchen. "Insgesamt können Diebe für einen Katalysator beim Schrotthändler bis zu 600 Euro bekommen", sagt Leuschner. An einem Katalysator befinden sich in der Regel bis zu fünf Gramm der oben genannten Edelmetalle.

Um welche Autos handelt es sich?

"Der Schwerpunkt liegt bei Personenkraftwagen sowie älteren Baujahren, dem Hersteller Renault sowie deutschen und asiatischen Kfz-Herstellern", berichtet Leuschner. Die "Rangliste" von Herstellern, bei denen die Kats hauptsächlich gestohlen werden, sieht so aus: 1. Renault, 2. Audi, VW und Skoda, 3. Mitsubishi, Toyota und Honda.

Wie groß ist der finanzielle Schaden dieser Diebstähle?

Im Revierbereich Kamenz entstand ein Gesamtschaden in Höhe von etwa 42.000 Euro - "davon fallen etwa 30.000 Euro allein auf den Zuständigkeitsbereich des Regionalkommissariates Radeberg", berichtet Anja Leuschner. Damit wird deutlich: Der Schwerpunkt des regionalen Kat-Diebstahls liegt in Radeberg.

Wie kann man sich schützen?

Die Polizei rät in erster Linie, gefährdete Fahrzeuge in der Garage abzustellen. Wer keine hat, sollte nicht in dunklen Ecken, sondern besser unter einer Straßenlaterne parken.

"Zudem kann es helfen, Nachbarn zu sensibilisieren", sagte die Polizeisprecherin. "Es gibt außerdem Alarmanlagen, die mit einem Neigungssensor ausgestattet sind. Diese erkennen das Aufbocken der Fahrzeuge. Die Kosten für den fachgerechten Einbau lohnen sich für ältere Autos jedoch meist nicht mehr."

Wer kommt für den entstandenen Schaden auf?

Den Schaden nach einem Diebstahl übernehme in der Regel die Teilkasko, abzüglich der Selbstbeteiligung. "Wer nur haftpflichtversichert ist, bleibt auf den Kosten sitzen." Autohändlern rät die Polizei, ihr Verkaufsgelände mit einer Videoüberwachungs- oder Einbruchmeldeanlage auszustatten.

"Alarmieren Sie umgehend die Polizei über die 110, wenn Sie verdächtige Beobachtungen machen oder wenn sich die Täter noch vor Ort befinden. Schreiten Sie nicht selbst ein."

Was tun nach einem Katalysator-Diebstahl?

Ist tatsächlich der Katalysator gestohlen, muss der Wagen sofort zur nächsten Werkstatt transportiert werden. Die Polizei teilt mit: "Fahren Sie nicht mehr selbst mit dem Kraftfahrzeug. Durch den Ausbau des Katalysators entstehen unter dem Fahrzeug sehr hohe Abgastemperaturen, die eine erhöhte Brandgefahr darstellen."

Zudem könnten während der Fahrt die verbliebenen, lockeren Abgasanlagenteile das Fahrzeug stark beschädigen und andere Verkehrsteilnehmer gefährden. "Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei", rät Anja Leuschner.