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Warum die neue Ortsumfahrung für die Ottendorfer so wichtig ist

An der Königsbrücker Straße in Ottendorf müssen die Fenster der Schlafzimmer nachts geschlossen bleiben. Grund ist der starke Verkehr. Viele Anwohner freuen sich deshalb auf die neue Umgehungsstraße.

Von Siri Rokosch
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Viel Verkehr auf der B97, der Königsbrücker Straße in Ottendorf-Okrilla. Sie soll durch eine Umgehungsstraße entlastet werden.
Viel Verkehr auf der B97, der Königsbrücker Straße in Ottendorf-Okrilla. Sie soll durch eine Umgehungsstraße entlastet werden. © Marion Doering

Ottendorf-Okrilla. Katja Appelt wohnt direkt an der Königsbrücker Straße (B97) in Ottendorf-Okrilla. Mit offenem Fenster könne sie nachts nicht schlafen, sagt sie. "Um fünf Uhr müssen wir die Fenster schließen, es ist dann einfach zu laut." Zudem sei es eine Geduldsfrage, ob sie kurz vor sieben Uhr mit dem Auto von der Einfahrt aus überhaupt auf die Königsbrücker Straße auffahren kann. Die Autos würden "vorbeirasen".

Christa Richter wohnt direkt an der B97, der Königsbrücker Straße in Ottendorf-Okrilla, und befürwortet die geplante Umgehungsstraße.
Christa Richter wohnt direkt an der B97, der Königsbrücker Straße in Ottendorf-Okrilla, und befürwortet die geplante Umgehungsstraße. © Marion Doering

Christa Richter, ebenfalls eine Anwohnerin der Königsbrücker Straße, sagt sogar, dass bereits ab zwei Uhr nachts die ersten Postautos den nächtlichen Schlaf stören würden. Beide Frauen freuen sich auf die neu geplante Ortsumfahrung.

Wo die Umgehungsstraße geplant ist

Dass die Gemeinde Ottendorf-Okrilla eine Umgehungsstraße bekommen wird, hatte das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) kürzlich bekanntgegeben. Ziel sei es, den Durchgangsverkehr durch die Ortschaft zu reduzieren.

Das Bauvorhaben mit dem Namen "B97 Ortsumgehung Ottendorf-Okrilla" ist Teil des Bundesverkehrswegeplanes 2030 und in die höchste Dringlichkeitsstufe "vordringlicher Bedarf" eingeordnet, so das Lasuv. Die Ortsumgehung soll an der A4-Anschlussstelle Ottendorf-Okrilla beginnen. Danach wird sie östlich von Ottendorf die Lomnitzer Straße (K9252) queren und am Beginn der Laußnitzer Heide enden. Die neue Ortsumfahrung wird nach den Plänen des Lasuv dort in die bestehende B97 münden.

Was die Anwohner zur Ortsumfahrung denken

Einige Anwohner sehen die geplante Ortsumfahrung aber noch skeptisch. So sagt Christa Richter, dass diese Umfahrung bereits seit Jahren geplant werde, und bis sie tatsächlich komme, würde noch viel Zeit ins Land gehen. Bürgermeister Rico Pfeiffer (parteilos) bestätigt, dass die ersten Pläne zu einer Ortsumgehungsstraße bereits aus dem Jahr 1974 stammen. "Damals wurde das Thema in Zeitungsartikeln besprochen."

Ein anderer Anwohner bezweifelt, dass Ottendorf-Okrilla tatsächlich durch diese neu geplante Straßenführung entlastet wird. Er ist der Meinung, dass für eine sinnhafte Ableitung des LKW-Verkehrs die vollständige Sperrung der A4-Anschlussstelle Hermsdorf nötig wäre, denn der Plan, den Verkehr über die A4-Abfahrt Ottendorf-Okrilla bis nach Laußnitz zu führen, würde nicht dafür sorgen, dass die Fahrer die Hermsdorfer Abfahrt künftig meiden. Seiner Ansicht nach würden auch später LKW in Hermsdorf abfahren und dann die Königsbrücker Straße nutzen.

Katja Appelt vom Blumenhaus Witschel wohnt direkt an der B97 und muss ab 4 Uhr alle Fenster schließen.
Katja Appelt vom Blumenhaus Witschel wohnt direkt an der B97 und muss ab 4 Uhr alle Fenster schließen. © Marion Doering

Aus dem Blumenhaus Witschel an der Königsbrücker Straße hört man, dass die geplante neue Straße sowohl Vor- als auch Nachteile bringen werde, denn neben einer möglichen Lärmreduzierung für die Anwohner könnten die Geschäfte durch den fehlenden Durchgangsverkehr von einem Rückgang der Kunden betroffen sein.

Doch die andere Variante der Streckenführung - die Westumfahrung - über den Wachberg, welche zur Debatte stand, hätte einen großen Brückenneubau erfordert, welcher bei vielen Anwohnern auch nicht auf Zufriedenheit stieß, sagt ein Ottendorfer.

Widersprüche nicht wohnhafter Ottendorfer sind hinderlich

Gegensätzliche Meinungen zur geplanten Ortsumfahrung in der Bürgerschaft hatte auch Rico Pfeiffer bei einer Einwohnerversammlung zu dem Thema vernommen. "Die B97 ist in Richtung Hoyerswerda sehr stark befahren", erklärt der Bürgermeister. Ein Ausbau der Königsbrücker Straße sei nicht möglich, vor allem weil viele Häuser zu nahe an der Straße liegen würden. "Das wir den Verkehr nicht vollumfänglich aus Ottendorf-Okrilla herausbekommen, sollte allen klar sein. Aber wenn bereits der Schwerverkehr nicht mehr da ist, ist das ein wichtiger Schritt, auch für die Kinder und deren sichere Schulwege", so Pfeiffer.

Im nächsten Schritt würden die Flurstücke für die geplante Ost-Umfahrung geprüft werden. "Das heißt also noch lange nicht, dass die Umgehungsstraße genau so verlaufen wird, wie im Moment geplant", erklärt der Bürgermeister. Auch soll geprüft werden, ob Schallschutzmauern nötig sind.

Dass Grundstückseigentümer, welche gar nicht in Ottendorf-Okrilla wohnen würden, sich gegen den Neubau der Straße geäußert haben, finde Pfeiffer schade. "Wir sollten das Gesamtverfahren im Hinterkopf behalten und die Befindlichkeiten einzelner hinten anstellen, damit wir das Gesamtziel sehen können. Und das ist das Dorf, das sind sichere Radwege und sichere Schulwege."

Die Einwohner sollten überlegen, ob sie das Projekt unterstützen oder boykottieren wollen, denn sollte es keine großen Einwände geben und die Planungszeit nicht zwei Jahre übersteigen, könnte die Straße vielleicht 2030 fertig sein. Dann könnten die Anwohner der Königsbrücker Straße wohl auch erstmals mit geöffneten Fenstern schlafen.