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Akuter Kohlensäuremangel: Prickelt das Radeberger Bier bald nicht mehr?

Die ersten Brauereien haben bereits ihren Betrieb eingestellt, weil derzeit ein akuter Mangel an Kohlensäure herrscht. Wie die Radeberger Brauerei mit diesem Problem umgeht.

Von Verena Belzer
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Die Radeberger Brauerei aus der Vogelperspektive.
Die Radeberger Brauerei aus der Vogelperspektive. © Radeberger Exportbierbrauerei

Radeberg. "Die Bier, die so schön hat geprickelt in mein Bauchnabel". Die durchaus markante Werbekampagne der Schöfferhofer-Brauerei aus den 90er Jahren dürfte sicherlich noch vielen im Gedächtnis sein. Um was ging es? Um das Prickeln - also um die Kohlensäure im Bier. Was das jetzt mit der aktuellen Situation der Radeberger Exportbierbrauerei zu tun hat? Derzeit herrscht im Land ein akuter Mangel an Kohlensäure. Und im Gegensatz zu schottischen oder irischen Bieren, die nahezu ohne Kohlensäure auskommen, sind deutsche Brauereien ganz massiv darauf angewiesen.

Der Grund für den Mangel ist schnell erklärt: Kohlensäure fällt nach Angaben von Hendrik Wagner, Pressesprecher der Radeberger Exportbierbrauerei, bei der Produktion von Düngemitteln als Abfallprodukt an. "Hier kommt es traditionell jedes Jahr im Sommer zu Engpässen, weil dann weniger Düngemittel benötigt werden und demnach weniger produziert wird."

Dieses Jahr jedoch haben die Hersteller die Produktion den Angaben zufolge noch weiter gedrosselt - aus Energiespargründen. "Deshalb fehlt jetzt Kohlensäure auf dem Markt", erklärt Wagner. Und Kohlensäure wird nicht nur diversen Biersorten zugefügt, sondern auch Mineralwasser, Mischgetränken oder auch Sekt.

Das Sudhaus der Radeberger Brauerei - hier entsteht während des Brauprozesses Kohlensäure, die dann aufgefangen und gelagert wird.
Das Sudhaus der Radeberger Brauerei - hier entsteht während des Brauprozesses Kohlensäure, die dann aufgefangen und gelagert wird. © Radeberger Exportbierbrauerei

Kohlensäure wird in Tanks gelagert

Wird das Radeberger Pilsner also künftig weder prickeln noch eine prächtige Schaumkrone tragen und schmecken wie ein schales, abgestandenes Bier? Hendrik Wagner kann Entwarnung geben: "Während des Brauprozesses entsteht ganz natürlich eine sogenannte Gärungskohlensäure. Diese Kohlensäure wird bei uns in Radeberg aufgefangen und in großen Tanks gelagert, um am Ende wieder dem Produkt zugeführt zu werden. Das ist eine Kreislaufbilanz."

Radeberger, das übrigens seine kohlensäurehaltigen Produkte Pilsner und Alkoholfreies komplett zu 100 Prozent in Radeberg braut, sei demnach nicht darauf angewiesen, das derzeitige Mangelprodukt Kohlensäure für viel Geld zuzukaufen. "Das geht aber nur, weil wir die Technik und die Lagerkapazitäten haben", erklärt Wagner. Kleinere Brauereien hätten diesen Vorteil oft nicht.

Medienberichten zufolge haben bereits einige Brauereien den Betrieb wegen der Krise eingestellt - darunter unter anderem die Vereinsbrauerei aus dem thüringischen Apolda und die Aktienbrauerei aus dem bayerischen Kaufbeuren.