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Kürzere Öffnungszeiten und kaltes Frühstücksangebot: Wie Korch auf die Krise reagiert

Die Radeberger Fleisch- und Wurstwaren Korch GmbH beschäftigt rund 400 Mitarbeiter. Steigende Preise für Energie, Personal und Lebensmittel beschäftigen das Unternehmen. Man hofft auf die Stammkundschaft.

Von Siri Rokosch
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Die Radeberger Fleisch- und Wurstwaren Korch GmbH. Einer der drei Geschäftsführer, Sebastian Rehn, kämpft vor allem mit dem Fachkräftemangel.
Die Radeberger Fleisch- und Wurstwaren Korch GmbH. Einer der drei Geschäftsführer, Sebastian Rehn, kämpft vor allem mit dem Fachkräftemangel. © SZ/Siri Rokosch

Radeberg. Mit gemischten Erwartungen blickt die Geschäftsführung der Radeberger Fleisch- und Wurstwaren Korch GmbH in die Zukunft. Gerade im neuen Jahr könnte sich die Energie-Krise auf das Kaufverhalten der Kunden auswirken. Doch die drei Geschäftsführer und die Mitarbeiter haben bereits Strategien entwickelt, um auch diese Situation zu meistern.

Bislang lebe das Traditionsunternehmen am Rande von Radeberg, welches 1991 als Fleischerei Georg Korch gegründet wurde, vor allem von der Stammkundschaft. Und das soll auch so bleiben. Die Kundenwünsche stünden an oberster Stelle. Dennoch plant das Unternehmen Veränderungen.

Korch mit Imbiss auf Dresdner Striezelmarkt

Etwa 400 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, 200 davon allein in der Produktion. 18 Filialen, teils mit Imbiss-Ständen, werden unter anderem in Dresden, Bautzen, Hoyerswerda und Radeberg betrieben. Rund sechs Millionen Kilogramm Waren werden im Durchschnitt jährlich hergestellt.

Zwei Spezialitäten finden Besucher des Dresdner Striezelmarktes auf dem Altmarkt. "Dort sind wir seit vielen Jahren mit einem eigenen Stand vertreten. In diesem Jahr verkaufen wir dort Wildbratwurst und Wildburger", sagt Geschäftsführer Sebastian Rehn.

Zur Weihnachtszeit stehe kein großer Schnickschnack auf dem Plan der Produktpallette. Man habe in den letzten Jahren viel ausprobiert, doch die "Leute kaufen am liebsten die Klassiker wie Lachsschinken, klassische Wiener, Räucherlinge und Knacker." Gute Handwerksqualität sei gewünscht.

Warme Gerichte für Kunden nur noch mittags

Auch Korch sei von den aktuellen Krisen nicht verschont geblieben, sagt Rehn. Das betreffe nicht nur die Gas-und Strompreise, sondern auch den Fachkräftemangel, die gestiegenen Kosten durch die Erhöhung des Mindestlohns und die weiter steigenden Kosten für Verpackungsmaterialien, Logistik sowie für Schweinefleisch.

"Die Kühlhäuser laufen bei uns natürlich durch und die kosten Strom ohne Ende", erklärt Sebastian Rehn. Mit einer notwendigen Anpassung der Preise sei dem bereits etwas entgegengewirkt worden, doch sollen nicht alle Preissteigerungen an die Kunden weitergegeben werden, sagt er.

So werde derzeit geprüft, wo Einsparungen möglich sind. "Aktuell haben wir zum Beispiel in unseren Imbissen morgens keine warmen Gerichte wie Schnitzel mehr. Die gibt es nur noch zur Mittagszeit", so Rehn. Hungern müsse aber keiner.

Auch bei den Öffnungszeiten wird es Änderungen geben. "Wir haben geprüft, wie viele Menschen wirklich abends bis 22 Uhr noch einkaufen. Das sind nicht viele", erklärt der Geschäftsführer. "Wir haben nun beschlossen in manchen sogenannten Vorkassenzonen eher zu schließen. Das wird das Thema im nächsten Jahr sein, auch aufgrund der Personalsituation. Denn macht es Sinn, zum Beispiel samstags bis 20 Uhr geöffnet zu haben", fragt Rehn. Die verkürzten Öffnungszeiten würden vor allem den Personalmangel etwas ausgleichen.

Was die Energiepreise angeht, so gibt es ebenfalls ein Projekt, um die Kostensteigerung einzudämmen. Die Korch-Geschäftsführung plant, eine Photovoltaikanlage auf der großen Wiese hinter dem Werksgelände zu errichten. Damit könnte ein Teil des Strombedarfs gedeckt werden.

Noch haben die Kunden Geld, doch auch noch im neuen Jahr?

Die Radeberger Fleisch- und Wurstwaren Korch GmbH lebt nach eigenen Angaben vor allem von der Stammkundschaft, doch Rehn befürchtet, dass auch dort das Geld im kommenden Jahr knapp werden könnte. Die gestiegenen Strom-und Gaspreise werden wohl im Portemonnaie der Menschen erst ab Januar, Februar ankommen, vermutet er. Im Januar, wenn die ersten Abrechnungen kommen werden, könnte sich das auf das Kaufverhalten auswirken, so Rehn. "Das wird eine Herausforderung für uns sein, die Kunden zu halten."

Deshalb werden nun Ideen zusammengetragen, um besser und individueller auf Kundenwünsche einzugehen. "Dabei wollen wir kreativ sein und die Lokalität fördern", so der Geschäftsführer. Näheres sei allerdings noch nicht spruchreif.

Mit Rund-um- Sorglos-Paket Mitarbeiter gewinnen

Der Fachkräftemangel ist ebenfalls ein großes Thema bei dem Fleisch-und Wurstwarenhersteller. So sucht das Unternehmen derzeit zehn neue Lehrlinge, "jede helfende Hand" werde dringend benötigt.

So werden auch Quereinsteiger zu Gesprächen eingeladen, welche sich vor Ort den Betrieb genau anschauen können. "Wir haben sehr vielfältige Einsatzmöglichkeiten, man muss nur darüber reden", sagt Rehn. Viele hätten noch "das Bild von einem Schlachtbetrieb" im Kopf, doch die Arbeit habe sich in den letzten 20 Jahren geändert. Moderne Maschinen mit EDV und künftig auch elektrische Hubsysteme für die Paletten seien nur zwei Bespiele dafür. Körperlich schwere Arbeiten werden dadurch erleichtert. Bei uns ist jeder willkommen, sagt Rehn. Vor allem Spaß an der Arbeit sollten die Menschen mitbringen.

Die Radeberger Fleisch- und Wurstwaren Korch GmbH bezieht ihre Schweine für die Filialen aus Belgern, dem letzten großen zertifizierten Schlachtbetrieb Sachsens, das Wild komme aus dem Umland von Radeberg und Rindfleisch sei eher ein Nieschenprodukt. Im Betrieb werde alles noch selbst hergestellt, man habe damit einen hundertprozentigen Einfluss auf den Inhalt und die Qualität der Produkte.

Am Produktionsstandort in Radeberg finden Kunden auch einen Werksverkauf mit teils preiswerteren Produkten sowie Geschenkpäckchen in Kooperationen mit regionalen Herstellern.