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"In fünf bis zehn Jahren": Radebergs OB Höhme über das geplante Gewerbegebiet an der S177

Wie geht es mit dem geplanten Gewerbegebiet an der S177 weiter? Radebergs OB Frank Höhme spricht über den weiteren Zeitplan und darüber, dass auch erneuerbare Energien auf der Fläche eine Option wären.

Von Verena Belzer
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Radebergs OB Frank Höhme sieht in dem geplanten Gewerbegebiet an der S177 eine Chance für Radeberg.
Radebergs OB Frank Höhme sieht in dem geplanten Gewerbegebiet an der S177 eine Chance für Radeberg. © Christian Juppe

Radeberg. Radeberg und Arnsdorf verbindet aktuell vor allem eines: die Diskussion um die beiden geplanten Gewerbegebiete an der S177, die zusammen rund 135 Hektar groß werden könnten. In Arnsdorf ist noch kein Beschluss gefasst worden. Im Gegenteil: Einige Bürger bereiten gerade ein Bürgerbegehren gegen das Projekt vor. Im Interview spricht Radebergs Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) über seine Sicht auf das Gewerbegebiet.

Herr Höhme, wie können sich die Bürger beim Gewerbegebiet nun einbringen?

Das Projekt ist ausgelegt und wird dem Bürger vorgestellt, das ist Teil des Verfahrens. Am 7. März findet um 18 Uhr eine Infoveranstaltung im Ratssaal des Rathauses statt. Dort werden die Fragen der Bürger aufgenommen. Vor Ort werden ich sein, einige Stadträte und Mitarbeiterinnen aus der Stadtverwaltung. Bis 8. März besteht die Möglichkeit für jedermann, Anregungen, Hinweise und Bedenken zur beabsichtigen Planung zu äußern.

Kritiker verweisen darauf, dass das Eschebach-Gelände brachliegt und bebaut werden könnte. Was spricht gegen dieses Areal?

Auf dem Eschebach-Gelände sind noch 45.000 Quadratmeter übrig. Und zwar in der Innenstadt. Das wäre schon verkehrstechnisch ein großes Problem. Allein in die Brauerei fahren jeden Tag 100 Lastwagen. Das wäre eine Überlastung für die bisherige Infrastruktur. Außerdem handelt es sich um ein innerstädtisches Filetstück mit guter Anbindung über den Nahverkehr an Dresden und den Landkreis, sodass auch andere Nutzungen wie Schule und Handel infrage kommen.

Und wie sieht es mit dem Robotron-Gelände aus?

Das sind etwa 60.000 Quadratmeter, die theoretisch zur Verfügung stehen. Hier haben wir aber überhaupt keine Möglichkeit eine Zugriffes. Die Geschäftsphilosophie der Firma, die das Gelände verwaltet, besteht nur aus Mieten und Pachten. Das kommt für viele Investoren nicht infrage.

Wer sind konkret die Interessenten für das geplante Gewerbegebiet an der S177?

Bisher haben wir keine Anfragen, die direkt mit der Ansiedlung von TSMC im Dresdner Norden zu tun haben. Aber: Es wurden in den vergangenen Jahren Flächen für produzierendes Gewerbe in der Größenordnung von 60 bis 80 Hektar angefragt. Das war noch vor der Nachricht, dass TSMC nach Dresden kommt. Darunter waren Fahrradzulieferer, mehrere Textilhersteller und eine Firma, die jetzt nach Bernsdorf geht, weil es bei uns keine Flächen im städtischen Eigentum gibt.

Hier könnten die beiden neuen Gewerbegebiete entstehen.
Hier könnten die beiden neuen Gewerbegebiete entstehen. ©  SZ-Grafik: Gernot Grunwald

Arbeitsplätze bringen Zuzug, brauchen Wohnraum, Kitas und Schulen. Könnte Radeberg das stemmen?

Es werden sich sicher nicht alle, die hier einmal arbeiten könnten, in Radeberg ansiedeln. Aktuell hat die Stadt um die 300 Wohneinheiten im Genehmigungsverfahren. Sollten wir zum Beispiel neue Kitas brauchen, hätten wir dafür auch Flächen.

Warum ist die Fläche so groß gewählt worden?

Wir haben schon darüber nachgedacht, wie das Gebiet vielleicht auch autark, also unabhängig von externen Energiequellen, gestaltet werden könnte. Wer sich damit beschäftigt, der weiß, dass man dann etwa die Hälfte der Fläche für erneuerbare Energien braucht. Da würden die Flächen nicht versiegelt, sondern vielleicht mit Photovoltaik-Anlagen bestückt werden.

In Arnsdorf ist der Widerstand gegen das Gewerbegebiet groß. Was passiert, wenn die Gemeinde aus dem Projekt aussteigt?

Das können wir aktuell nicht sagen, da sind wir in Abstimmungen. Wir haben das Projekt interkommunal angestoßen, da ist es unklar, wie es ohne Arnsdorf weitergehen könnte. Ich hoffe nur, dass es auch fair und menschlich zugeht. Bürgermeister sind auch nur Menschen und leben in der Kommune.

Sind Fehler gemacht worden?

Im Verfahren nicht und in der Kommunikation auch nicht. Die Stadt Radeberg hat grundsätzlich ihre Stadträte informiert, sowohl im Ältestenrat als auch nichtöffentlich. Alle Schritte sind abgestimmt gewesen, auch schriftlich.

Können Sie einen groben Zeitrahmen nennen, wie es jetzt weitergeht?

Das Verfahren wurde begonnen. Wir sind jetzt im Verfahrensschritt der frühzeitigen Beteiligung der Träger öffentlicher Belange und der Öffentlichkeit, dann gibt es diverse Abstimmungen mit den Verfahrensbeteiligten. Anschließend wird die Entwurfsbearbeitung beauftragt. Der Entwurf zur Planung wird dann wieder ausgelegt und wieder wird es eine Bürgerbeteiligung geben. Das sogenannte Zielabweichungsverfahren läuft parallel dazu.

Wann könnte, wenn alles klappt, der erste Spatenstich erfolgen?

Das könnte, schätze ich, in fünf bis zehn Jahren der Fall sein. Wenn es überhaupt soweit kommt. Das, was jetzt angelaufen ist, ist absolut ergebnisoffen. Aber ich sage ganz klar: Das, was im Dresdner Norden passiert, ist eine Chance für Radeberg.