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Radeberger Konkurrenz für den Industriepark Oberelbe?

Zwei Regionen, ein Problem, eine Idee, ähnliche Kritiken: Wie um die Wirtschaft der Zukunft gekämpft wird.

Von Heike Sabel
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Pirna, Heidenau und Dohna bilden den IPO Oberelbe. Der füllt seit Jahren Akten, noch aber keine Grundstücke. 2024 wird ein Etappenziel erreicht.
Pirna, Heidenau und Dohna bilden den IPO Oberelbe. Der füllt seit Jahren Akten, noch aber keine Grundstücke. 2024 wird ein Etappenziel erreicht. © Daniel Förster

2019 ist fünf Jahre her. Es war das Jahr, in dem im Industriepark Oberelbe auf Dohnaer Flur der erste Spatenstich für das wirtschaftliche Großvorhaben der Städte Pirna, Heidenau und Dohna an der Pirnaer Autobahnzufahrt erfolgen sollte. 140 Hektar für größere Ansiedlungen, Tausende gut bezahlte Industriejobs, so lautete die Vision. Seither sind nicht nur fünf Jahre vergangenen, sondern ist auch viel passiert. Corona und der Ukraine-Krieg hinterließen und hinterlassen Spuren. Dass aber die Spaten zum Einsatz kommen, ist nicht absehbar.

Die Befürworter und die Kritiker sind leiser geworden, was nicht heißt, dass sie nichts tun. Im Gegenteil. Die Befürworter kämpfen weiter dafür, die Kritiker dagegen, wobei deren Front etwas bröckelt. Im Dohnaer Stadtrat machen die Freien Wähler als stärkster Kritiker mal ein Angebot zur Mitarbeit und ziehen es dann zurück, geben sich mal gemäßigt und aufgeschlossen, um dann wieder die ursprüngliche Position einzunehmen.

S177: Gleicher Ausgangspunkt, gleiche Fragen

Nun kommt aus einer ganz anderen Richtung unerwartet Konkurrenz. Zwischen Radeberg und Arnsdorf sollen an der S177 zwei Gebiete mit einer Gesamtfläche von 137 Hektar zum Gewerbegebiet entwickelt werden. Der Ausgangspunkt ist hier der Gleiche wie 2016 in Pirna, Dohna und Heidenau: Immer mehr Nachfragen nach Gewerbeflächen. Gleichzeitig versprechen sich die beteiligten Kommunen an der S177 neben attraktiven Jobs und neuen Einwohnern genau wie die am Pirnaer Autozubringer Steuern. Und am Anfang gibt es mehr Fragen als Antworten. Das war beim IPO der Fall und ist es zum Teil immer noch - und so ist es auch in Radeberg/Arnsdorf.

Dazu gehören Themen wie der Konflikt von Naturschutz und gewerblicher Produktion, die Kosten für die Erschließung und wer sie bezahlt und ob bzw. zu welchem Preis die Grundstücke gekauft und dann an interessierte Unternehmen verkauft werden. Eine Frage hat sich seit den IPO-Anfängen bis heute geändert: die der Fachkräfte. Ein Motiv für die Ideengeber war es, Arbeitsplätze zu schaffen, damit Leute hier bleiben bzw. zurückkommen. Nun gibt es kaum genug Leute für die vorhandenen Arbeitsplätze. Wird das noch zum Problem oder ist ein Industriepark voller Firmen gerade die Chance, Arbeitskräfte aus anderen Regionen abzuwerben?

IPO: Planungsrecht im zweiten Halbjahr 2024

Trotz allem gibt es immer wieder große Ansiedlungen und Betriebe wollen sich erweitern bzw. aus den Städten raus - unter anderem, um Wohnen Platz zu machen. Davon profitieren die Städte und die Wirtschaft. Gewerbegebiete haben nicht ausgedient, sie sind nach wie vor eine zukunftsfähige Form.

Heidenaus Bürgermeister und IPO-Zweckverbandsvorsitzender Jürgen Opitz (CDU) sieht die Radeberger und Arnsdorfer weder als Konkurrenz noch als Gefahr. Wohl, weil er weiß, wie lange alles dauert. Die Radeberger fangen jetzt erst an. Im zweiten Halbjahr 2024 soll für den IPO Planungsrecht bestehen. Das ist Voraussetzung für die Förderanträge, sagt Opitz. Es ist ein wichtiger Schritt und wichtiges Signal für Investoren, auch wenn dann noch immer nicht gebaut wird. Dass sie deshalb gleich Verträge unterschreiben, ist trotzdem nicht zu erwarten. Die Zeit läuft.

Es dauert länger als am Anfang gedacht. Ob die Zeit am Ende für oder gegen die Ideen der Kommunen entlang der Autobahn und der S177 läuft, hängt von vielen Faktoren ab, die nicht nur sie zu verantworten haben und beeinflussen können.