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Firmenumzug aufs Land: Von Dresden heim nach Ottendorf

Von der Landeshauptstadt nach Ottendorf-Okrilla: Warum das Familienunternehmen Werner mit seinem Massagesessel-Vertrieb in den ehemaligen Friseursalon Zur Scheune in Grünberg gezogen ist.

Von Verena Belzer
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Max Werner in einem von fünf Massagesesseln, die Kunden im neuen Showroom in Grünberg testen können. Ihm zu Füßen liegt Tibet-Terrier-Dame Lotti.
Max Werner in einem von fünf Massagesesseln, die Kunden im neuen Showroom in Grünberg testen können. Ihm zu Füßen liegt Tibet-Terrier-Dame Lotti. © René Meinig

Ottendorf-Okrilla. Knapp 30 Jahre lang sind Ines und René Werner von Ottendorf in ihr Büro nach Dresden gependelt. Oft mit zwei Autos. Fünf Tage die Woche. Wie viele Stunden Autofahrt da insgesamt wohl zusammen gekommen sind, wie viele Liter Benzin das gekostet hat - das mag man sich kaum vorstellen. Unzählige Staus auf der Autobahn, rote Ampeln in der Landeshauptstadt - und vor allem: hohe Miet- und Nebenkosten. Damit ist nun Schluss. Ab dem 1. Februar ist der Massagesessel-Vertrieb des Familienunternehmens Werner im Ottendorfer Ortsteil Grünberg zu finden.

Von Heimpflegesystemen hin zu Massagesesseln

1990 gründete der Dresdner René Werner seinen eigenen Vertrieb - zunächst für Heimpflegesysteme. Doch als im Laufe der Jahre die Leute immer weniger auf Teppich, sondern auf Parkett oder andere Bodenbeläge setzten, wurde das Geschäft für ihn immer schwieriger. "Man muss mit der Zeit gehen, sonst geht man mit der Zeit", sagt Werner. "Und die Nachfrage war einfach irgendwann nicht mehr da." Heute macht er nur noch den Service für die Produkte, die er früher vertrieben hat.

Ihre Büroräume hatten Ines und René Werner immer in Dresden - und behielten sie auch dann noch, als die Familie Mitte der 1990er-Jahre privat von der Landeshauptstadt nach Grünberg zog, wo auch Sohn Max groß geworden ist.

Auf der Suche nach einem neuen Geschäftsmodell wurde René Werner dann vor fünf Jahren auf das Thema Massagesessel aufmerksam. Eine Marktanalyse von Sohn Max ergab, dass das in der weiteren Umgebung von Dresden eine Marktlücke sein könnte. "Wir haben uns dann einen für uns daheim angeschafft", sagt Max Werner. "Das hat uns umgehauen. Das ist wie ein Physiotherapeut in den eigenen vier Wänden." Max, gelernter KfZ-Mechatroniker, dem der Kontakt zum Kunden in der Autowerkstatt immer gefehlt hatte, war da erst kurz zuvor ins Unternehmen seiner Eltern eingestiegen.

Probleme mit Parkplätzen und hohe Kosten in Dresden

Zuletzt hat der Familienbetrieb seine Massagesessel in der Dresdner Friedrichstadt in einem sogenannten Showroom präsentiert. Interessierte konnten hierher kommen und die unterschiedlichen Sessel testen. "Unsere Kunden müssen zu uns kommen", erklärt Max Werner. "Und da gab es in Dresden öfter mal Probleme mit den Parkplätzen."

Die Kunden kamen im Grunde aus ganz Ostdeutschland, der Familienbetrieb ist der einzige Vertrieb der Sessel der Marke Alpha Techno im Osten. "Und Laufkundschaft hatten wir eigentlich nie. Und dass, obwohl wir den Showroom im Erdgeschoss hatten."

Hohe Räume - im Winter teuer zu heizen, im Sommer heiß, hohe Mietkosten, Kosten für den Aufzug im Haus, den die Firma nie gebraucht hat: Irgendwann mussten sich Eltern und Sohn die Frage stellen, ob es sich wirklich noch lohnt, den Showroom in Dresden zu betreiben. Oder ob man nicht besser aufs Land zieht.

Der neue Showroom ist nur drei Minuten von der Autobahn entfernt

"Wir haben die Notbremse gezogen, bevor es uns erwischt", sagt Seniorchef René Werner angesichts der steigenden Energiepreise. Daheim in Grünberg war Sohn Max auf ein leerstehendes Geschäft im Oberen Röderweg aufmerksam geworden, in dem bis vor ein paar Jahren der Friseursalon Zur Scheune seine Kunden begrüßt hatte.

Die Ladenfläche in Dresden wurde gekündigt, das Geschäft in Grünberg gemietet - und umgebaut. Nun stehen hier fünf verschiedene Massagesessel - Preisspanne zwischen 1.200 und 6.500 Euro - und warten darauf, von potenziellen Kunden getestet zu werden. Wer keinen Platz oder kein Geld für einen eigenen Sessel hat, kann nach einem kostenlosen Termin auch für 20 Euro 30 Minuten lang hier einfach entspannen, ausruhen und sich durchkneten lassen. Inklusive Kaffee.

"Wir sind drei Minuten von der Autobahn entfernt, haben Parkplätze ohne Ende vor der Tür und viel niedrigere Fixkosten", fasst Max Werner zusammen. "Für uns war das die richtige Entscheidung." Vorbei ist nun die viele Fahrerei nach Dresden - doch der Umzug ins heimische Grünberg bringt auch andere Facetten mit sich: Das Büro ist nie weit weg. Besonders für Ines Werner, die sich um Buchhaltung und alle Finanzen kümmert, eine Veränderung. "Daran muss ich mich erst gewöhnen", sagt sie.

Die Energiekrise bereitet dem Seniorchef keine Sorgen

Sorgen, dass die Kunden derzeit wegen Energiekrise und Inflation womöglich auf große Anschaffungen wie einen Massagesessel verzichten, hat Seniorchef René Werner indes nicht. "Mit Sorgen kann ich kein Geschäft machen", sagt er. "Ich mache mir nie Sorgen."

Sein Unternehmen sei gut aufgestellt, und insbesondere der Einstieg seines Sohnes Max habe sich bereits bezahlt gemacht. "Der kennt sich mit modernen Medien aus, da ist er einfach der bessere Mann." Und den Drucker könne er auch reparieren, wenn der mal streike, wirft seine Mutter Ines ein. Max Werner schmunzelt. "Ich mache eigentlich alles. Von Vertrieb bis zum Service vor Ort. Und der IT-Beauftragte bin ich auch."

Der Familienbetrieb Werner ist online unter www.massagesesseltesten.de und unter der Telefonnummer (035205) 523 76 erreichbar.