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Coswiger Kanute: "Wenn jeder seine rote Linie überwindet, brennt mein Herz als Trainer"

Streng, aber herzlich: Moritz Nagel führt seit sieben Jahren den Kanu-Verein in Coswig und ist der jüngste Vereinsvorsitzende der Stadt.

Von Martin Skurt
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Moritz Nagel ist Vorsitzender von mehr als 130 Mitgliedern des Coswiger Kanu-Vereins und will mit dem Bootshaus einen Ort schaffen, wo man gern verweilt und Freunschaften schließt.
Moritz Nagel ist Vorsitzender von mehr als 130 Mitgliedern des Coswiger Kanu-Vereins und will mit dem Bootshaus einen Ort schaffen, wo man gern verweilt und Freunschaften schließt. © Norbert Millauer

Coswig. In den ruhigen Gewässern des Coswiger Kanu-Vereins spiegelt sich die Lebensgeschichte eines Mannes, dessen Herz für den Wassersport schlägt. Moritz Nagel ist mit 28 Jahren der jüngste Vereinsvorsitzende der Coswiger Sportlandschaft und ein passionierter Paddler. Er möchte dabei nicht nur selbst das Ruder in der Hand haben, sondern vor allem auch Kinder und Jugendliche ins Vereinsboot holen.

Seine Liebe zum Kanusport fand er zufällig. Mit etwa 13 Jahren nahm ihn ein Freund mit und seitdem ist Moritz Nagel nicht mehr davon losgekommen. "Wie mein Vater war ich vorher im Tennisverein in Weinböhla. Doch die sportliche Auslastung hat mir nicht gereicht", sagt er heute.

Die abwechslungsreichen Herausforderungen auf dem Wasser haben ihn hingegen sofort gepackt. Im Coswiger Kanu-Verein trainierte er fortan zwei- bis dreimal die Woche. Das hat ihm gefallen. Nachdem er immer besser wurde, war er fast jeden Tag in der Woche beim Training und fuhr auch zu deutschen Meisterschaften. "Wenn ich was mache, dann richtig."

  • Wer auch Teil des Vereins sein möchte, kann jederzeit zum Schnuppertraining kommen. Am besten ist, dies vorher per E-Mail anzumelden: [email protected]. Sonst gibt es am 26. Mai einen Schnupperpaddeltag.

Es geht um die Freundschaft, nicht die Leistung

Die sportliche Leistung habe dabei auch seine schulische verbessert. Als Dreierschüler konnte er seinen Realschulabschluss am Ende mit 1,7 bestehen. Wie genau er das geschafft hat, kann sich Moritz Nagel heute nur herleiten. "Unterbewusst wusste ich sicherlich, wenn es in der Schule nicht läuft, darf ich weniger Sport machen." Das habe ihn motiviert.

Bis heute sei ihm zudem wichtig, dass die schulischen Leistungen der jungen Sportler nicht leiden. Das führe auch mal dazu, dass er gemeinsam mit den Eltern Wettkampfverbote ausspreche. "Denn ihr Abschluss ist alles, was sie haben und später auch brauchen."

Aber seine Liebe zum Kanusport ist nicht nur eine Frage der Leistung. Moritz Nagels Engagement für den Kanusport geht mittlerweile weit über seine persönlichen Erfolge hinaus. Als Vereinsvorsitzender hat er sich zum Ziel gesetzt, eine Gemeinschaft von Kanubegeisterten zu formen, die sich gegenseitig unterstützen und fördern. Sein Herz schlägt für die Fortschritte seiner Schützlinge, und er investiert viel Zeit und Energie, um sicherzustellen, dass alle ihr volles Potenzial entfalten können. "Wenn jeder seine rote Linie überwindet, brennt mein Herz als Trainer. Jeder versucht, zu zeigen, was er kann. Wenn sie es schaffen, bin ich unheimlich froh."

Besonders stolz sind er und der Verein trotzdem auf Felix Sachers, einem ehemaligen Coswiger Schüler, der inzwischen im Bundeskader in Leipzig trainiert. Sachers holte im vergangenen Jahr bei der Junioren- und U23-Weltmeisterschaft in Krakau den Vizeweltmeistertitel.

Kanu-Verband finanziert Honorarkraft-Stelle

Moritz Nagel ist schon sieben Jahre Vereinsvorsitzender. Seitdem tritt er dafür ein, die Generation zwischen 25 und 45 Jahren im Verein zu halten oder erst aufzubauen. "Mir ist es wichtiger, eine feste Trainingsgruppe zu formen, anstatt nur leistungsorientierte Sportler zu trainieren. Denn natürlich kommen die meisten wegen ihrer Eltern, aber sie bleiben, wenn sie bei uns Freunde finden." Sie sollen später, wenn sie mit ihrer Ausbildung oder ihrem Studium fertig sind, aus Verbundenheit zum Verein zurückkommen, weil sie sich dort wohlfühlen. So einen Ort möchte er schaffen.

Viele Jugendliche haben seiner Einschätzung nach ein unglaubliches Talent, aber sie wollen nicht immer etwas daraus machen. Andere legen es wiederum darauf an. "Mit ihnen beschäftige ich mich." So finanziert ihm der sächsische Kanu-Verband momentan eine Stelle als Honorarkraft für das Training bis Ende des Jahres. Dafür ist er dem Verband sehr dankbar.

Aber eins ist klar: Er würde sie auch ehrenamtlich trainieren, wenn er es mit seinem Beruf vereinbaren kann. "Das Training ist unheimlich wichtig und wertvoll."

Kein Hobby, sondern Lebenseinstellung

So fährt er mit ihnen, sobald die Saison losgeht, einmal wöchentlich in den Kanupark nach Markkleeberg bei Leipzig. Dafür geht schon mal ein halber Tag drauf. Doch Moritz Nagel lebt dafür. Er darf sogar Schüler benoten, die zur selben Zeit Sport hätten und dafür freigestellt werden. "Das ist mit einem Lehrer abgesprochen. Das klappt aber nur, weil ich bei meinen Schülern kein Auge zudrücke." In der Schule müssen sie diese Leistung jedoch sowieso erneut ablegen, trotzdem genießt Moritz Nagel offensichtlich Vertrauen.

Der Vereinsvorsitzende opfert sich dabei ganz für den Verein. Er wusste von Anfang an, worauf er sich einlässt. Wenn man Moritz Nagel so zuhört, spürt man die Begeisterung und die Liebe, die er für den Kanusport empfindet. Für ihn ist es kein Hobby mehr, sondern eine Lebenseinstellung.