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Radebeuls OB Wendsche: "Wohlstand muss erarbeitet werden"

"Wohlstand kann nicht mit Buchungstricks zulasten kommender Generationen herbeigeträumt werden", sagt Radebeuls OB über das Finanzgebaren auf Bundesebene. Wie es die Lößnitzstadt besser macht und welche Vorhaben sie 2024 plant, sagt Bert Wendsche im Interview.

Von Silvio Kuhnert
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Auch bei Schräg- und Schieflagen auf Bundesebene behält Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) den Durch- und den Überblick auf der lokalen Ebene in Radebeul.
Auch bei Schräg- und Schieflagen auf Bundesebene behält Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) den Durch- und den Überblick auf der lokalen Ebene in Radebeul. © Norbert Millauer

Herr Oberbürgermeister Wendsche, vor einem Jahr plädierten Sie dafür, dass wir der Hoffnung wieder mehr Raum in unserem Leben geben und dies zum Vorsatz für 2023 nehmen sollten. Welche Anlässe stimmten Sie 2023 hoffnungsvoll?

Es ist ein großer Unterschied, ob man das Glas als halbleer oder als halbvoll ansieht. Halbleer führt aus meiner Sicht schnell zum Jammern und dem permanenten, nicht erfüllbaren Drang nach immer mehr, mehr und mehr. Halbvoll zaubert dagegen rasch ein Lächeln auf das Gesicht und gibt Kraft für neue Herausforderungen.

In diesem Jahr gab es einige Anlässe, die Hoffnung gemacht haben. Hier sind zum Beispiel die Umsetzung der bitteren Lehre aus dem Jahrhunderthochwasser 2002 mit der Inbetriebnahme der Trasse Nach der Schiffsmühle oder der Baubeginn auf der Meißner Straße trotz des Versagens der Landesförderung zu nennen. Aber auch vermeintlich kleinere Anlässe wie die Nacht der Chöre in der Lutherkirche oder der kraftvolle Neustart des Karl-May-Festes stimmen hoffnungsvoll.

Was ist ein guter Vorsatz für 2024?

Gerade wenn die Zeiten wirtschaftlich herausfordernder werden, sollten wir uns in Radebeul treu bleiben: zusammenstehen und den Winden gemeinsam trotzen.

Welche wirtschaftlichen Herausforderungen sehen Sie?

Das sind zum einen die weltpolitischen Verwerfungen mit den vielen Kriegsherden. Zum anderen das Rückdrehen der Globalisierung mit allen Folgen, die damit zusammenhängen, wie Lieferketten und Zollbarrieren. Dann gibt es noch die europäischen Herausforderungen. Deutschland ist in Europa beim Wirtschaftswachstum nahezu das Schlusslicht. Und die Energiepreise, die unser großes Thema sind, steigen noch weiter, als dass sie sinken.

Dies hat alles Auswirkungen. Über kurz oder lang wird dies bei uns Kommunen aufschlagen. Die Belastung der Unternehmen wird irgendwann zu geringeren Gewinnen führen. Dies hat weniger Steuereinnahmen zur Folge. Dann müssen wir schauen, wie stabil der Arbeitsmarkt ist. Zurzeit ist er es bei uns noch. Aber es gibt in der Bundesrepublik bereits die ersten größeren Insolvenzen und Unternehmensschließungen. Ob wir davon verschont bleiben, werden wir sehen.

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