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RCC lädt zur Prunksitzung auf die Couch

Was tun, wenn Corona die geliebten närrischen Rituale ausbremst? Die Schlüsselübergabe wurde gemeistert. Nun gibt ein Angebot zum Zu-hause-Feiern.

Von Sven Görner
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Präsident Olaf Häßlich (inks) und Elferratsmitglied Mirko Angermann - hier bei einem Auftritt in der 63. Saison des Radeburger Carnevals Clubs - werden in bewährter Weise am 30. Januar durch die virtuelle Prunksitzung führen.
Präsident Olaf Häßlich (inks) und Elferratsmitglied Mirko Angermann - hier bei einem Auftritt in der 63. Saison des Radeburger Carnevals Clubs - werden in bewährter Weise am 30. Januar durch die virtuelle Prunksitzung führen. © RCC

Radeburg. Normalerweise würde sich das närrische Volk in und um Radeburg in diesen Tagen mit Hochdruck auf den Saison-Höhepunkt in der Zille-Stadt vorbereiten: den großen Straßenumzug durch die Faschingshochburg.

Doch was ist seit knapp einem Jahr, seit Corona, noch normal? Schweren Herzens mussten sich die Verantwortlichen des Radeburger Carnevals Clubs so in der 64. Saison des Vereins nicht nur vom Umzug und den großen Partys auf dem überdachten Marktplatz, sondern auch von den Prunksitzungen zum Auftakt und den anderen Saal-Veranstaltungen verabschieden.

Auch die traditionelle Schlüsselübergabe war eigentlich schon abgesagt, wurde dann aber im engen Zusammenspiel der Karnevalisten mit der Bürgermeisterin doch noch in letzter Minute gerettet. Trotz Quarantäne der Rathauschefin. Der symbolische Rathausschlüssel wurde dafür aus dem Fenster der Privatwohnung von Michaela Ritter abgeseilt. Und wenigstens das Kindergarten-Prinzenpaar war - zwar ohne Publikum - zum Start in die fünfte Jahreszeit gekrönt worden. Schließlich blieb im Herbst noch eine winzige Hoffnung, dass vielleicht im Februar eine kleine Veranstaltung unter freiem Himmel möglich ist. Vergebens.

Aber sollte das nun tatsächlich alles gewesen sein? „Wir haben lange überlegt: Machen wir noch etwas, und wenn ja, was?“, sagt RCC-Präsident Olaf Häßlich. Und so wurde letztlich die Idee einer virtuellen Prunksitzung geboren. Natürlich kann die aufgrund der Corona-Verordnungen nicht live im Hirsch - dem Stammhaus der Radeburger Karnevalisten - stattfinden und an die Narren zu Hause via Internet übertragen werden. „Die Gruppen in unserem Verein, von der Narrenpolizei bis zur Garde, haben daher überlegt, welche der bei den Veranstaltungen in den vergangenen Jahren aufgezeichneten Nummern wir noch einmal zeigen könnten“, sagt Olaf Häßlich. Das Problem dabei: „Manches wirkt live im Saal vor Publikum ganz anders, als wenn die Leute auf der Couch vor ihrem Fernseher sitzen.“

Während die Programmteile für die virtuelle Prunksitzung am 30. Januar ab 20.15 Uhr also aus der Konserve kommen, ist die Moderation dazwischen ganz frisch und der aktuellen Situation angepasst. „Ich werde mich dazu ganz coronakonform mit Mirko Angermann bei mir zu Hause treffen“, sagt der Vereinspräsident.

Der verhinderte Prinz

Der ist, ganz im Gegensatz zu seinem Co-Moderator und den meisten anderen Männern an der Vereinsspitze, übrigens nie Prinz in Radeburg gewesen. „Geplant war das schon“, verrät er. „Ich war mir damals schon mit Henry Hasenpflug (dem Vorgänger von Olaf Häßlich, d. Red.) einig gewesen“, aber dann kam die Wende. Und das Präsidentenamt für den Prinzen in spe.

Olaf Häßlich würde sich freuen, wenn der eine oder andere Faschingsfan die Prunksitzung im Kostüm verfolgen und davon ein Foto bei Facebook posten würde. „Die besten Ideen würden wir dann auch prämieren“, verspricht er.

Ist im Verein auch darüber gesprochen worden, dass das virtuelle Angebot möglicherweise den einen oder anderen animieren könnte, sich die Prunksitzung gemeinsam mit anderen Karnevalisten anzusehen und so noch ein bisschen mehr Faschingsstimmung aufkommen zu lassen. Was aber natürlich gegen die Corona-Regeln verstoßen würde. „Ich sehe die Sache eigentlich gerade andersherum. Wir wollen damit auch ein gewisses Ventil für alle bieten, denen der Fasching und das Zusammensein fehlen. Und denen, die einsam zu Hause sitzen, etwas Freude bereiten.“

Trotz Corona im Faschingsfieber

Und Olaf Häßlich ergänzt: „Wir machen es vor, dass wir uns an die Regeln halten. Wer glaubt, das nicht zu müssen, wird das auch ohne unsere Prunksitzung tun.“ Dafür sei der Verein nicht verantwortlich. „Oder hat sich schon jemals einer bei den Bayern gefragt, ob die Fans die Spiele jetzt allein oder zusammen mit anderen gucken.“

Wer entsprechend dem aktuellen Saison-Motto „Rabufiziert - eine Stadt im Faschingsfieber“ am 30. Januar gemeinsam mit dem Radeburger Carnevals Club feiern will, der findet auf der Homepage oder der Facebook-Seite des RCC den entsprechenden Link zum Youtube-Kanal des Vereins. Also einfach den kommenden Sonnabend vormerken, sich rechtzeitig vor dem Computer oder Fernseher einfinden, um dann ein bisschen in Faschingserinnerungen schwelgen. Darauf ein dreifaches RaBu.