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Denkmalamt für Radebeul gefordert

Denkmalpfleger sollen wieder ein Büro in der Stadt haben. Das wünschen sich der Denkmalverein und ein Wahlkämpfer.

Von Silvio Kuhnert
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Die Stadt Radebeul ist mit Denkmalen gesegnet. Zu den Schmuckstücken gehört die Villa Sorgenfrei.
Die Stadt Radebeul ist mit Denkmalen gesegnet. Zu den Schmuckstücken gehört die Villa Sorgenfrei. © Arvid Müller/Archiv

Radebeul. Die Entscheidung des Radebeuler Stadtrates, auf eine eigene Denkmalschutzbehörde zu verzichten und diese Aufgabe zurück an den Landkreis Meißen zu geben, jährt sich in diesem Monat zum zehnten Mal. In jüngster Zeit wird dieser Beschluss bedauert. So forderte wiederholt der Verein für Denkmalschutz und neues Bauen eine Rückkehr der Denkmalpfleger ins Radebeuler Rathaus. Die Untere Denkmalschutzbehörde sollte dort wieder ein Büro eröffnen. Auch wenn der Behördensitz weiterhin in Großenhain bleibt, so wäre es schön, wenn das Dienstzimmer in der Lößnitzstadt zweimal die Woche besetzt sei, sagt Jens Baumann, Vorsitzender des Radebeuler Denkmalvereins und CDU-Stadtrat.

Die Forderung der Rückkehr der Denkmalschutzbehörde nach Radebeul wurde ein erstes Mal bei der Podiumsdiskussion über Bauen in der Lößnitzstadt Anfang Februar 2020 im Kultur-Bahnhof laut. Zuvor gab es ein paar umstrittene Entscheidungen der Kreis-Denkmalschützer. So konnten sie sich zunächst eine teilweise Bebauung des Bussard-Weinberges sowie der ehemaligen Gärtnerei des Hohenhauses vorstellen, später haben sie die Baulandpläne wieder kassiert.

Mehr Bürgernähe und Baukontrolle

Den Wunsch nach einer Denkmalschutzbehörde in Radebeul hat Robert Bialek, Vorstandsmitglied vom Verein für Denkmalpflege und neues Bauen, vor einem reichlichen Jahr in einem Offenen Brief wiederholt. Die Behörde vor Ort ermögliche rasches Handeln, Orts- und Sachkenntnis, Bürgernähe, „Baukontrolle“ und vieles mehr, nennt er als Vorteile.

Die Forderung des Denkmalvereins greift die Stadtratsfraktion Bürgerforum/Grüne/SPD auf. „Die Rückgabe der Denkmalschutzaufgabe an den Landkreis von 2012 erweist sich nach mittlerweile zehn Jahren als Fehler“, teilt Oliver von Gregory, Fraktionsmitglied und Oberbürgermeisterkandidat für Bündnis 90/Die Grünen mit. Er regt an, den damaligen Beschluss zu überdenken und auf den Prüfstand zu stellen.

Radebeul verfüge über etwa 1.200 Kulturdenkmale. „Einerseits mit Stolz darauf zu verweisen, andererseits aber allein wegen der schieren Masse vor der Mammutaufgabe zu scheuen, könne nicht der Weisheit letzter Schluss sein“, meint von Gregory. Stadt und Stadtrat haben daher Anfang der 1990er-Jahre genau das Richtige getan und mit Übernahme der Aufgaben der Unteren Denkmalschutzbehörde vom eigentlich zuständigen Landkreis Verantwortung übernommen. Nach der Rückgabe der Zuständigkeit im Jahr 2012 sei der Sitz der Unteren Denkmalbehörde heute in Großenhain und somit weit von Radebeul entfernt.

Kuhhandel?

Von Gregory verweist darauf, dass das Landesdenkmalgesetz Städten mit besonders vielen Kulturdenkmälern die Möglichkeit einräume, den Denkmalschutz selbst zu organisieren. „Das tat Radebeul 1995. Und fuhr gut damit“, teilt von Gregory mit. Jedoch 2012 wurde dies geändert. Von einem "Kuhhandel" spricht der Wahlkämpfer heute.

Zur Erinnerung: Damals bekam die Stadt Radebeul vom Freistaat quasi die Pistole auf die Brust gedrückt. Das Land wandelte die Landesbühnen Sachsen von einem Staatsbetrieb in eine GmbH um. Über das Kulturraumgesetz wurde die Lößnitzstadt zu einer finanziellen Beteiligung gezwungen. Der Zuschuss liegt heute bei 452.900 Euro im Jahr. Dafür muss die Stadt an anderer Stelle sparen.