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Über das Weiße Haus sind Lügen in Radebeul im Umlauf

Weder von Schließung noch von Abriss ist das Jugendhaus in Serkowitz bedroht. Die Gerüchte stimmen nicht. Aber es gibt eine reale Gefahr für die Zukunft des Jugendclubs.

Von Silvio Kuhnert
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Peter Heilsberg, Jugendarbeiter im Weißen Haus, sitzt auf der Skaterbahn. Weder sie noch das Jugendhaus werden abgerissen.
Peter Heilsberg, Jugendarbeiter im Weißen Haus, sitzt auf der Skaterbahn. Weder sie noch das Jugendhaus werden abgerissen. © Arvid Müller

Radebeul. Es ist kein verfrühter Aprilscherz. Doch um den Jugendtreff "Weißes Haus" machen mehrere Gerüchte in Radebeul die Runde, deren Inhalte sich immer weiter steigern. Zunächst hieß es, dass die große Skaterbahn auf dem Gelände des Jugendhauses abgerissen werde. Dann wurde kolportiert, dass der Jugendclub schließe. Jetzt soll gar der Abriss drohen, um Platz für eine Containeranlage für Flüchtlinge zu schaffen. Auch hier steigen die Zahlen von 500 auf 1.000.

Der 1. April sei zwar nah, sagte Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) auf der jüngsten Sitzung des Bildungs-, Kultur- und Sozialausschusses. "An den Gerüchten ist nichts dran. Sie stimmen nicht", betonte das Stadtoberhaupt. Wo der Buschfunk seinen Anfang nahm, entzieht sich seinen Kenntnissen. Das erste Mal hat er von diesen falschen Nachrichten durch eine Anfrage des Stadtrates Hans Kraske von den Freien Wählern gehört. Auf den Kommunalpolitiker waren Jugendliche zugekommen, die fragten, was an einem vermeintlichen Abriss der Skateranlage dran sei. "Nichts, nicht mal ansatzweise", hob OB Wendsche hervor.

2021 wurde sanierter Westflügel eingeweiht

Viele Nachfragen haben auch Peter Heilsberg, den Leiter des Jugend- und Kulturzentrums in der Kötzschenbrodaer Straße 60, erreicht. Sowohl viele junge Leute als auch Eltern erkundigten sich, ob es stimmen würde, was da im Buschfunk kursiert. Seine Antwort ist deutlich: "Das ist absoluter Blödsinn." Woher die Gerüchte stammen entzieht sich ebenfalls seinen Kenntnissen. Das Gebäude abzureißen, wäre auch ziemlicher quatsch. "Auch wenn es von draußen nicht so aussieht, innen ist zu 80 Prozent alles neu", sagt Heilsberg.

Im Herbst 2021 konnten nach rund einjähriger Bauzeit sogar neue Räume bezogen werden. Die Juco Soziale Arbeit gGmbH, Träger der Jugendarbeit in Radebeul, hat den Westflügel im ehemaligen Büro- und Kantinengebäude des früheren LPG-Frühgemüsezentrums in Serkowitz für über 860.000 Euro ausbauen lassen. Die Stadt gab einen Zuschuss von fast 300.000 Euro hinzu. Im Jahr 2019 hat zudem der Radebeuler Stadtrat mit der Juco für das Weiße Haus einen neuen Mietvertrag beschlossen. Dessen Laufzeit begann am 1. Januar 2020 und dauert 30 Jahre.

Lößnitzbach rückt an Jugendhaus näher heran

Durch die Sanierung des Westflügels konnte sich der Jugendtreff auf zwei Etagen erweitern. Im erhöhten Erdgeschoss ist ein langer Tanzraum mit großen Spiegeln an den Wänden und einem alten Klavier entstanden. Im Obergeschoss gibt es Seminarräume, Proberäume für Bands, ein Tonstudio und diverse multimediale Angebote. "Wir sind in einer ständigen Entwicklung", sagt Heilsberg. Statt eine Skateranlage abzureißen, wird an der im Keller des Gebäudes weitergebaut. Zudem arbeitet Heilsberg dort an einem Multifunktionsraum, den Jugendliche selbst verwalten können.

Die Zukunft des Weißen Hauses sieht Heilsberg nur durch die geplante Verlegung des Lößnitzbaches bedroht. Das Gewässer soll einen naturnahen Bachlauf bekommen und nicht mehr im Rohr durch Teile von Serkowitz fließen. Dafür plant die Stadt, vom Eisenbahndamm bis zur Elbe ein neues Bachbett zu bauen. Der Lößnitzbach rückt so ans Weiße Haus näher heran und wird im Osten genau an das Grundstück des Jugendclubs grenzen. Dort steht jetzt noch eine alte Werkstatthalle. "Sie wird abgerissen", berichtet Heilsberg.

Eine Lärmschutzwand wird benötigt

Damit entsteht ein Problem. Die Halle ist derzeit wie eine Schallschutzwand. Sie liegt genau zwischen Jugendclub und den Wohnhäusern von Serkowitz. Wenn die Jugendlichen in den Sommerabenden mal die Musik etwas lauter aufdrehen oder bis spät in der Nacht mit ihren Skateboards fahren, dringt jetzt kaum Krach bis zu den Wohnungen in der Nachbarschaft. "Wir benötigen eine Lärmschutzwand", sagt Heilsberg, wenn das Werkstattgebäude für den Lößnitzbach weichen muss. Nur so lassen sich Konflikte wegen Lärms in Zukunft vermeiden.

Für die Unterbringung von Flüchtlingen ist der Landkreis Meißen zuständig. Im Stadtteil Naundorf betriebt dieser an der Kötitzer Straße eine zentrale Unterkunft. "Das Ausländeramt des Landkreises Meißen plant in der Stadt Radebeul keine Gemeinschaftsunterkunft oder die Errichtung eines Containerstandortes", informiert Landratsamtssprecherin Anja Schmiedgen-Pietsch. Die Kreisverwaltung sei bestrebt, die Unterbringung von Flüchtlingen durch die Anmietung von sogenannten Gewährswohnungen zu ermöglichen. In den 502 Gewährswohnungen sind derzeit 1.544 Asylbewerber und Flüchtlinge untergebracht. Zudem gibt es Gemeinschaftsunterkünfte in Großenhain (mit 100 Unterbringungsplätzen), Klipphausen (65), Meißen (130), Moritzburg (85), Riesa (178) und Radebeul (158). "Eine weitere zentrale Unterkunft ist im Ortsteil Naunhof der Gemeinde Ebersbach mit 70 Plätzen geplant", teilt Schmiedgen-Pietsch mit.