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Die Stadt Radebeul nimmt ihre Kultur unter die Lupe

In der Lößnitzstadt ist ein Kulturentwicklungskonzept in Arbeit. Das Kulturamt benötigt dafür Anregungen, Erfahrungen und Ideen der Bürger.

Von Silvio Kuhnert
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Kulturamtsleiterin Gabriele Lorenz lädt zu Bürgergesprächen in den Kultur-Bahnhof ein.
Kulturamtsleiterin Gabriele Lorenz lädt zu Bürgergesprächen in den Kultur-Bahnhof ein. © Arvid Müller

Radebeul. Ein Kulturentwicklungskonzept für die Stadt Radebeul fordern die Freien Wähler schon lange. Jetzt soll dieser Plan, der die Kulturszene unter die Lupe nimmt, Stärken, aber auch Schwächen benennt und Empfehlungen für die weitere Entwicklung den Stadträten an die Hand gibt, in die Tat umgesetzt werden. Das städtische Kulturamt möchte beim Erarbeiten dieses Papiers die Einwohner der Stadt beteiligen und lädt zu mehreren Kulturforen ein. Das erste findet am kommenden Mittwoch, 25. Oktober, um 18 Uhr im Kultur-Bahnhof, Sidonienstraße 1c, statt. Thema ist ehrenamtliches Engagement und Stadtteilperspektiven.

"Die Gespräche sind für alle offen", sagt Kulturamtsleiterin Gabriele Lorenz. Ehrenamtliches Engagement findet bislang in Vereinen statt. Viele wurden nach der Wendezeit gegründet, stehen nun vor der Herausforderung eines Generationenwechsels und Mitgliederschwunds. Dieser liegt nicht nur am demografischen Wandel. Sondern junge Menschen wollen sich nicht mehr an Vereine binden, sondern mehr an einzelnen Projekten mitwirken. Bei den Stadtteilperspektiven wird unter anderem die Frage behandelt, ob und wie die Einwohner am Rande des Stadtgebietes die kulturellen Angebote in den Zentren wahrnehmen und annehmen. Sie können berichten, was sie vermissen und sich wünschen.

Große Herausforderungen

In Radebeul haben Kunst und Kultur traditionell einen hohen Stellenwert, prägen die Stadt und strahlen weit über die Region hinaus. Museen, zahlreiche Galerien, jährliche Höhepunktveranstaltungen, wie die Karl-May-Festtage oder das Herbst- und Weinfest mit Internationalem Wandertheaterfestival, und eine äußerst lebendige Kulturszene sind Markenzeichen der Lößnitzstadt, die Kultur-, Natur- und Weingenuss auf unverwechselbare Weise verbindet. Die Kultur steht mitten im Leben, bietet Begegnungen und sozialen Austausch. Dabei ist sie in Bewegung, in einem Prozess ständiger Erneuerung und muss sich als Teil des stetigen gesellschaftlichen Wandels den Herausforderungen stellen.

Zu diesen gehören unter anderem Fachkräftemangel, Digitalisierung, die Finanzierung, Kostensteigerungen, wie zum Beispiel für Energie, aber auch die neuen Gema-Gebühren, die die Existenz von Veranstaltungen und kleineren Festen bedrohen. Die Kulturentwicklungskonzeption soll die Richtung für die kommenden Jahre weisen. "Wie wichtig ist uns Kultur und was sind wir bereit, dafür zu geben? Wie können wir kreative Potenziale fördern und unsere reiche Kulturlandschaft erhalten? Durch Corona wurden diese Fragen drängender, muss vieles neu gedacht werden. Jetzt gilt es, konzeptionell und strategisch die Weichen zu stellen!", so Lorenz.

Bürger sollen sich einbringen

Der Kulturbegriff wird weitgefasst, bezieht sich nicht allein auf die bestehenden Institutionen wie die Museen in der Stadt, die Stadtgalerie, den Landesbühnen und anderen Einrichtungen. In ihr sollen auch Jugendkultur, die Amateurszene, Themen wie kulturelle Bildung und Teilhabe in den Blick genommen werden.

Aufbauend auf einer Bestandsanalyse sollen Leitlinien definiert und Handlungsfelder erarbeitet werden, aus denen sich konkrete Maßnahmen für die nächsten Jahre ableiten. "In diesem Prozess der Erarbeitung der Konzeption ist öffentliche Beteiligung enorm wichtig. Dabei brauchen wir die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, ihre Anregungen, Erfahrungen und Ideen", informiert Lorenz.

Im Mai 2024 soll das Konzept fertig sein

Im Radebeuler Kultur-Bahnhof sind dazu mehrere öffentliche, thematische Gesprächsrunden geplant, zu denen das Kulturamt einlädt. Der Auftakt ist, wie bereits erwähnt, am kommenden Mittwoch. Am 16. November widmet sich das Kulturforum dem Thema, wie viel Raum der Kultur in Radebeul gegeben werden soll. Aber auch die Frage, was der Einzelne bereit ist, dafür auszugeben, soll besprochen werden. Am 11. Dezember steht die Jugend im Fokus. Beginn ist jeweils 18 Uhr.

"Zwei weitere öffentliche Gesprächsrunden sind für Januar und Februar 2024 vorgesehen, über die wir rechtzeitig informieren werden", berichtet Lorenz. Im Mai 2024 soll dann der Stadtrat das Kulturentwicklungskonzept für Radebeul beschließen. Aufgrund der rasanten und gravierenden gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre soll sich die Konzeption daher auf den Zeitraum von 2024 bis 2030 erstrecken und dann fortgeschrieben werden.