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Mehr Platz für die Jugend im Weißen Haus

Das Radebeuler Jugendzentrum bezieht neue Räume im früheren LPG-Zentrum. Bewegung, Musik, Video, Schulungen und Plauschen sind dort möglich.

Von Silvio Kuhnert
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Für eine Besprechung haben Peter Heilsberg, Wiebke Freudenberg, Sarah Juhr und Jordan Zschieschack (v.l.n.r.) in der Sitzecke im Foyer zu den Seminarräumen Platz genommen.
Für eine Besprechung haben Peter Heilsberg, Wiebke Freudenberg, Sarah Juhr und Jordan Zschieschack (v.l.n.r.) in der Sitzecke im Foyer zu den Seminarräumen Platz genommen. © Arvid Müller

Radebeul. Im sanierten Westflügel macht das Jugendzentrum Weißes Haus seinem Namen alle Ehre. Denn hell und sauber leuchtet die weiße Wandfarbe in den frisch gestrichenen Räumen. Das Jugendhaus ist um mehrere Zimmer über zwei Etagen gewachsen. „Die meisten werden wir der Jugendarbeit zuführen“, sagt Jugendsozialarbeiter Peter Heilsberg, als er die Besucher beim Tag der offenen Tür durch das erweiterte Zentrum führt.

Das Jugendhaus befindet sich seit dem Jahr 2005 im ehemaligen Büro- und Kantinengebäude des früheren LPG-Frühgemüsezentrums in Serkowitz. Bislang nutzen Jugendliche nur den einstigen Speiseraum, der Bürotrakt stand dagegen seit 30 Jahren leer. „Die Obergeschosse waren eine völlige Ruine“, berichtet Heilsberg. Vor rund zehn Jahren hat er mit anderen einmal das Dach gesichert, damit Regenwasser nicht durch undichte Stellen weiter hineintropft.

Großer Tanzraum im Erdgeschoss

In rund einjähriger Bauzeit hat die Juco Soziale Arbeit gGmbH, Träger der Jugendarbeit in Radebeul, den Westflügel auf Vordermann gebracht. Im erhöhten Erdgeschoss ist ein langer Tanzraum mit großen Spiegeln an den Wänden und einem alten Klavier entstanden. Diesen nutzen beispielsweise Break- und Linedancer. Dem Tanzatelier schließen sich zwei Räume mit Rattansesseln und -zweisitzern an. Hier können sich Tänzer umkleiden oder Besucher des Jugendzentrums sich zum Plauschen zurückziehen. Außerdem entsteht im Erdgeschoss noch ein kleines Kino. Zurzeit wird der dafür bestimmte Raum interimsmäßig als Lager genutzt.

Das Obergeschoss ist zweigeteilt. Die Westhälfte verfügt über ein Foyer, dem sich eine Küche sowie mehrere Seminarräume anschließen. Diese nutzt die Juco für Besprechungen, Workshops, Schulungen und Informationsveranstaltungen. Sie bietet die Räume aber auch Vereinen, Institutionen und Firmen für derartige Zwecke zur Miete an. Durch die Fenster an der Nordseite hat man einen tollen Blick auf die Weinberge der Premiumlage Goldener Wagen und dem Spitzhaus.

Ton- und Filmstudio

Die Osthälfte des Obergeschosses wird multimedial. Dort können Musikbands nicht nur proben, sondern in einem Tonstudio ihre Lieder auch aufnehmen. Zudem sind Arbeitsbereiche für junge Filmemacher vorgesehen, wo sie beispielsweise Kulissen für Animationsfilme mit Legofiguren aufbauen, Bild für Bild aufnehmen und die Szenen schneiden.

Bunt mit Graffiti besprüht ist die Fassade des Westflügels. Die Bauarbeiten der vergangenen Monate waren auf die Innenräume des ehemaligen Bürotrakts konzentriert.
Bunt mit Graffiti besprüht ist die Fassade des Westflügels. Die Bauarbeiten der vergangenen Monate waren auf die Innenräume des ehemaligen Bürotrakts konzentriert. © Arvid Müller

Das ist aber nicht das Einzige, was im Westflügel entstanden ist. „Endlich haben wir ordentliche Sanitäranlagen“, sagt Heilsberg. Zudem gibt es ein zweites Treppenhaus sowie einen Fahrstuhl, womit das gesamte Weiße Haus barrierefrei vom Obergeschoss bis hinunter in den Keller erreichbar ist. In den unteren Räumen erstreckt sich eine Skateranlage. Jugendliche können somit mit ihren Skateboards auch in der kalten Jahreszeit über Rampen und Wellen fahren.

„Alle guten Dinge sind drei“, sagte Juco-Geschäftsführer Matthias Kowarzik bei der Einweihung der neuen Räume. Seit zum Jahreswechsel 2015/16 die in Coswig ansässige Juco die Jugendbetreuung in der Lößnitzstadt übernommen hat, ist der Jugend- und Schulclub Ratskeller in Radebeul-West umgezogen und ist am Neubrunnenweg mit dem Zirkuswagen des Stadtkindprojektes ein Treffpunkt für junge Teeanger hinzugekommen. Das Weiße Haus war bis jetzt eine unvollendete Geschichte, die nun einen Abschluss findet.

Türen fehlen noch

Bereits nach der Übernahme der Trägerschaft gab es die ersten Ideen für den Ausbau des Westflügels. Sogar ein Fördermittelantrag wurde gestellt. „Das ging schief“, so Kowarzik. Ein erneuter Versuch im Jahr 2019 war dagegen erfolgreich. Vom Freistaat kam die Förderzusage für 430.000 Euro. Auch der Landkreis Meißen und die Stadt Radebeul gaben Geld dazu, damit die Juco das über 860.000 Euro teure Vorhaben stemmen konnte.

Mitten in die heiße Planungsphase platzte im Jahr 2020 die Corona-Pandemie. Als die Bauarbeiten ab Herbst vorigen Jahres im vollen Gange waren, gab es einen richtigen Winter mit Minusgraden und Schnee. Die Mauererarbeiten mussten ruhen, weil über Wochen wegen der Witterung Betonanrühren sich nicht lohnte. Und nun hat der Bauherr auch noch mit den derzeit herrschenden Lieferengpässen bei Baumaterialien, vor allem aus Holz, zu kämpfen. Seit Ende August wird die Anlieferung der Türen erwartet. Erst wenn diese eingesetzt sind, ist der Westflügel fertig. „Das ist mein erster Tag der offenen Tür, bei dem der Name so wörtlich genommen wird“, scherzte Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) bei seinem Besuch.

Jugendzentrum Weißes Haus Kötzschenbrodaer Straße 60, Öffnungszeiten: Montag 14-20 Uhr, Mittwoch 14-24 Uhr, Sonntag 16-21 Uhr.