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Was das Weiße Haus Jugendlichen bald bietet

Das Radebeuler Jugendzentrum dehnt sich auf den gesamten Westflügel seines Domizils im früheren LPG-Zentrum aus.

Von Silvio Kuhnert
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Über dem Eingang zum Westflügel bringen Bauleute derzeit das Dach wieder auf Vordermann. Darunter befinden sich ein weiteres Treppenhaus und ein Aufzug im Bau. Durch sie wird das Obergeschoss mit Tonstudio und Seminarräumen nutzbar.
Über dem Eingang zum Westflügel bringen Bauleute derzeit das Dach wieder auf Vordermann. Darunter befinden sich ein weiteres Treppenhaus und ein Aufzug im Bau. Durch sie wird das Obergeschoss mit Tonstudio und Seminarräumen nutzbar. © Norbert Millauer

Radebeul. Buntes Haus wäre wohl der passendere Name für das Radebeuler Jugendzentrum Weißes Haus. Denn Graffitis zieren die Hoffassade des Gebäudes. Weiß dagegen sind nun die Wände im Obergeschoss des zweistöckigen Gebäudes an der Kötzschenbrodaer Straße. In einem Raum sind noch Maler mit Pinsel und Farbwalzen am Werk.

Seit rund 30 Jahren ist der Westflügel des einstigen Bürogebäudes des LPG-Frühgemüsezentrums in Serkowitz verwaist. Der Jugendclub nutzt bislang nur drei Räume des ehemaligen Speisesaalbereichs sowie den Keller mit Werkstatt, Lager und Indoor-Skater-Anlage. Nun dehnt er sich auf den gesamten westlichen Gebäudeteil aus. „2019 haben wir mit der Spezialplanung angefangen“, berichtet Matthias Kowarzik, Geschäftsführer der Juco Soziale Arbeit gGmbH, die den Jugendtreff als freier Träger betreibt. Noch im selben Jahr fingen erste Abrissarbeiten statt. Seit September 2020 läuft der Umbau im vollen Gange.

Das Erdgeschoss liegt nicht ebenerdig, sondern ist nur über ein paar Außenstufen zu erreichen. Zudem gab es bislang nur ein Treppenhaus. „Es fehlte ein zweiter Rettungsweg, deshalb konnte man den Gebäudeflügel nicht nutzen“, berichtet Planer Boris Blanek. Um das Problem mit Fluchtweg und barrierefreier Erreichbarkeit zu lösen, baute man ein zweites Treppenhaus sowie einen Fahrstuhlschacht ein. Letzterer wird mit Beginn dieser Woche mit Liftkabine und Aufzugstechnik ausgestattet.

Keine Platte, sondern massiver Lehrlingsbau

Für die zweite Treppe rissen Bauarbeiter einen Teil der mittleren Südwand auf und mauerten ein Stück nach außen versetzt neue Ziegelwände auf. Diese Erweiterung sei die einzige bauliche Veränderung an der Kubatur des Gebäudes, das Anfang der 1980er-Jahre errichtet worden war, wie Blanek informiert.

Vom Baustil her könnte man das Gebäude mit seinem Flachdach für einen DDR-Plattenbau halten. Jedoch handelt es sich um einen massiven Bau, den wohl einst Lehrlinge errichtet haben. „Es war nicht immer alles ganz gerade“, berichtet Blanek. Den Auszubildenden des Bauhandwerks fehlte offenkundig noch etwas Übung und Erfahrung. Nicht tragende Wände haben Bauarbeiter jetzt teilweise versetzt, neuen Estrich für die Fußböden verlegt. Zudem wurden Heizung und Elektrik erneuert, Kabel fürs Internet verlegt.

Auf der Skateranlage vollführen Jugendliche mit ihren Skateboards tollkühne Sprünge, wenn nicht eine Pandemie herrscht.
Auf der Skateranlage vollführen Jugendliche mit ihren Skateboards tollkühne Sprünge, wenn nicht eine Pandemie herrscht. © Arvid Müller

Im Erdgeschoss gibt es nun neben einem großen Tanzraum, Zimmer für unterschiedlichste Workshops und einen Multimediaraum, der mit einer Leinwand und Stuhlreihen als kleines Kino für Filme dienen kann, die Jugendliche selbst produziert haben. Zudem entstehen im Erdgeschoss Sanitärbereiche für Mädchen und Jungs.

Im Obergeschoss bekommen an der Ostseite Musikgruppen ihr Domizil. Derzeit klafft dort ein Loch zwischen einem großen und kleinen Raum. Die Glasscheibe fehlt noch. Vor ihr werden im kleinen Zimmer Aufnahmegerät und Mischpult platziert, im großen Raum dahinter bauen Bands ihre Instrumente vor Mikrofonen auf. Ein Tonstudio gehört künftig zu dem vergrößerten Jugend- und Kulturzentrum. Schon jetzt proben im Weißen Haus mehrere Bands. Das Tonstudio soll den Jugendlichen ermöglichen, ihre Musik mithilfe der modernen Medienwelt einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Bereich für Seminare und Projekte mit Schulklassen

Den Großteil des Obergeschosses nimmt westlich des Treppenhauses ein Seminarbereich mit mehreren Zimmern ein. Dort möchte die Juco beispielsweise Projekttage für Schulklassen anbieten. Die Seminarräume können aber auch Unternehmen, Institutionen und Vereine, etwa zur Weiterbildung oder anderer Schulungen sowie Informationsveranstaltungen ihrer Mitarbeiter oder Mitglieder, mieten. Zudem soll beispielsweise der große Raum für kulturelle Veranstaltungen wie Kinoabende, Theateraufführungen, Diavorträge, Lesungen und musikalische Matineen zur Verfügung stehen.

„Ende des zweiten Quartals dieses Jahres wollen wir mit den Bauarbeiten fertig sein“, sagt Kowarzik. Die Baukosten betragen 862.000 Euro. Von der Investitionssumme tragen 50 Prozent der Freistaat Sachsen, 35 Prozent die Stadt Radebeul, fünf Prozent der Landkreis Meißen und die restlichen zehn Prozent die Juco. Es gebe eine leichte Kostensteigerung. Sie liege aber unter fünf Prozent, informiert Kowarzik.

Nichts Vergleichbares landkreisweit

„Mit der Investition ist die Jugend- und Sozialarbeit für die nächsten 25 Jahre gut aufgestellt“, sagt Peter Heilsberg. Er muss es wissen. Denn schließlich arbeitet er mit jungen Menschen im Alter von 14 bis 27 Jahren seit Langem vor Ort. Seit Oktober 2005 besteht das Jugendzentrum in dem ehemaligen LPG-Zentrum. Sollten sich Interessen und Bedarfe der Jugendliche in den nächsten Jahren ändern, lassen sich entsprechende Räumlichkeiten schaffen, indem Wände einfach versetzt werden. Ein derartiger Freiraum für Jugendliche mitten in der Stadt sei ideal. „Es gibt landkreisweit nichts Vergleichbares“, meint Heilsberg. Neben dem Gebäude gehören zu dem Jugendtreff eine große Skateranlage sowie Beach-Volleyball-Felder im Außenbereich.

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