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Neues Hochwasserschutz-Lager in Radeburg eingeweiht

Ein Teil der Landesreserve wird in dieser Halle verwaltet. 4,5 Millionen Sandsäcke liegen hier bereit. Sie können von den Kommunen im Ernstfall genutzt werden.

Von Kathrin Krüger
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4,5 Millionen Sandsäcke lagern in der neuen Halle an der Radeburger Staumeisterei. Die Landestalsperrenverwaltung ist Herr über dieses Material zur operativen Hochwasser-Abwehr.
4,5 Millionen Sandsäcke lagern in der neuen Halle an der Radeburger Staumeisterei. Die Landestalsperrenverwaltung ist Herr über dieses Material zur operativen Hochwasser-Abwehr. © Norbert Millauer

Radeburg. Landrat Ralf Hänsel und auch der Radeburger Ordnungsamtsleiter Torsten Wehnert sagen es frei heraus: "Wir hoffen, dass wir das alles hier nie brauchen." Zehn Jahre nach dem letzten verheerenden Hochwasser vom Juni 2013 wurde in Radeburg ein neues Hochwasserschutz-Lager eingeweiht. Auf dem Gelände der Staumeisterei nahe der Autobahnabfahrt war es für circa 3,5 Millionen Euro mit Mitteln des Freistaates gebaut worden. Weitere umfangreiche Baumaßnahmen gehören dazu: So der Abriss eines alten Garagenkomplexes, der Umbau des ehemaligen Lagers in ein Werkstatt- und Funktionsgebäude und das Anlegen einer zweiten Ausfahrt. Im Ernstfall kann das Gelände im Ringverkehr befahren werden. Die Staumeisterei selbst wurde energetisch saniert.

Ein Teil der Landesreserve für den Hochwasserschutz lagert hier in der Staumeisterei Radeburg.
Ein Teil der Landesreserve für den Hochwasserschutz lagert hier in der Staumeisterei Radeburg. © Norbert Millauer
Das Gelände der Landestalsperrenverwaltung aus der Luft gesehen.
Das Gelände der Landestalsperrenverwaltung aus der Luft gesehen. © LTV
Landrat Ralf Hänsel war bei der Inbetriebnahme dabei.
Landrat Ralf Hänsel war bei der Inbetriebnahme dabei. © Norbert Millauer
Eckehard Bielitz (r.) ist Geschäftsführer der LTV.
Eckehard Bielitz (r.) ist Geschäftsführer der LTV. © Norbert Millauer

4,5 Millionen Sandsäcke lagern nun einsatzbereit in der neuen Halle - mehr, als es 2002 in ganz Sachsen gab. Die vorherige Lagerhalle besaß nur eine Kapazität für rund eine Million Sandsäcke. Radeburg hat als eines von fünf Hochwasserschutzlagern im Freistaat nach Trebsen damit die zweithöchste Lagerfläche. Nach dem Oderhochwasser in Brandenburg 1997 legte der Freistaat diese Landesreserve für Mittel zur Flutbekämpfung an. Im Katastrophenfall sind die Lager rund um die Uhr besetzt. Die Landesreserve kann ab Alarmstufe drei von den Krisenstäben in den Landkreisen abgefordert werden, wenn die Eigenmittel aufgebraucht sind. "Nutznießer sind die Kommunen", heißt es.

Schon 2020 war der Hallenneubau von der Landestalsperrenverwaltung (LTV) realisiert worden. Die Halle hat eine Netto-Lagerfläche von circa 365 Quadratmetern. Bei einer Stapelhöhe von 5,5 Metern befinden sich hier auch Schutzmittel wie Aqua-Barrieren, Vlies und Folien. Die Erweiterung des Hochwasserschutzlagers sollte eigentlich schon Ende 2021 abgeschlossen sein und ursprünglich rund 2,5 Millionen Euro kosten. "Wir sind jetzt gut auf den Ernstfall vorbereitet", so die Abteilungsleiterin Hochwasserschutz aus dem Dresdner Umweltministerium. Allerdings seien viele Erfahrungsträger aus den Zeiten der Fluten von 2002 bis 2013 schon im Ruhestand. Neue Mitarbeiter müssen das Wissen übernehmen.

"Dieses Lager soll viele Jahre halten", wünscht sich Maren Wittig, die neue Betriebsleiterin Oberes Elbtal der Landestalsperrenverwaltung. Zwar gäbe der Hersteller für die Sandsäcke nur eine Lebensdauer von zwei Jahren. Man werde aber bei regelmäßigen Übungen deren Haltbarkeit testen. Auch zum Problem der Trockenheit gab sie auf Nachfrage von Saechsische.de Auskunft. So schlimm wie in Brandenburg sei es in Sachsen nicht, sagt Maren Wittig. Die LTV könne mit Überleitungen aus den Talsperren in die Flüsse gegensteuern. Auch gäbe es verschiedene Machbarkeitsstudien für die Klimamodelle.

Landrat Ralf Hänsel gab zur Einweihung der neuen Radeburger Halle einen Überblick über die Vorsorge, die beim Landkreis für Katastrophen getroffen werde. Er informierte über die "milliardenschweren Investitionen" in den vergangenen Jahren und das neue Vorwarnsystem. Außerdem benannte er die neuen Hochleistungspumpen, den Ausbau des Feuerwehrtechnischen Zentrums Zeithain für zehn Millionen Euro - wo auch 300.000 Sandsäcke und 700 Paar Gummistiefel lagern. Zudem den neuen Einsatzleitwagen und den Notfallkoffer für stromunabhängige Kommunikation - eine deutschlandweite Einmaligkeit.

Das Hochwassersystem mit dem Speicher Radeburg I und Radeburg II (Großteich Zschorna) hat ein Wasserrückhaltevermögen von fünf Millionen Kubikmeter. Beide Gewässer sind durch einen fünf Kilometer langen Zuleiter verbunden. Das System wurde ab den 1930er Jahren angelegt. Im Freispiegel können im Flutfall maximal 20 Kubikmeter pro Sekunde vom Speicher I in den Speicher II geleitet werden. 2010 betrug der Zufluss in das Speichersystem laut Staumeister Matthias Jähnig 70 Kubikmeter pro Sekunde. Das meiste Wasser floss also durch die Überschwemmung der Großen Röder ab. Der Speicher Radeburg II dient auch der Grundwasseranreicherung.