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Mohrrüben-Karikatur: OB Wendsches Sicht

An einer Satirezeichnung im Amtsblatt der Stadt Radebeul hat SPD-Stadtrat Thomas Gey Anstoß genommen. Nun erklärt das Stadtoberhaupt seine Interpretation.

Von Silvio Kuhnert
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Seit 2001 lenkt Bert Wendsche als Oberbürgermeister die Geschicke der Stadt Radebeul.
Seit 2001 lenkt Bert Wendsche als Oberbürgermeister die Geschicke der Stadt Radebeul. © Norbert Millauer

Radebeul. Die Kritik von SPD-Stadtrat Thomas Gey an der Veröffentlichung einer Karikatur zur aktuellen Debatte um Mohrenstraße und Mohrenhaus im Amtsblatt will Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) nicht unwidersprochen stehen lassen. Eine Karikatur sei eine künstlerische Ausdrucksform, in der charakteristische Züge eines Ereignisses oder einer Person bewusst übertrieben, zugespitzt und verzerrt dargestellt werden, um den Betrachter zum Nachdenken zu bewegen.

"Sie greift naturgemäß aktuelle Themenstellungen mit den ihr eigenen künstlerischen Mitteln auf. Wenn sie nicht zu aktuellen Themen Bezug hätte, hier zu aktuellen Themen der Stadt, wäre es keine Karikatur", schreibt das Stadtoberhaupt in einer E-Mail an Gey, die Sächsische.de vorliegt. In dem elektronischen Brief fährt das Stadtoberhaupt fort: "Und dass dies ein aktuelles Thema ist, ist ja wohl unbestritten. Und dass dies kontrovers diskutiert wird, ist auch unstreitig." Ein Redaktionsstatut würde daran auch nichts ändern. "Oder soll der Stadtrat zukünftig entscheiden, welche Karikatur genehm oder zulässig ist?", fragt OB Wendsche.

Vorwurf der Verhöhnung von Petenten

Im März-Amtsblatt der Stadt Radebeul ist auf Seite 6 eine Karikatur folgenden Inhalts abgebildet: Eine Mutter serviert ihrem Kind das Essen. Doch der Sprössling ist von dem, was auf dem Teller liegt, nicht begeistert und sagt: „Ich hasse Mohrrüben!“ Darauf seine Mutter: „Oh, rassistischer Begriff, es sind Karotten!“ Nun wieder das Kind: „Ich hasse Karotten!“ - „So ist es viel besser“, erwidert die Mutter.

SPD-Stadtrat Gey empfindet diese Mohrrüben-Karikatur weder originell noch witzig. In seinem Schreiben an OB Wendsche fragt er das Stadtoberhaupt, ob dies sein persönlicher Kommentar zur Petition von Schülerinnen und Schülern aus Radebeul und Umgebung sei, die die Umbenennung der Mohrenstraße in Radebeul fordern. „In der Veröffentlichung dieser Karikatur sehe ich erstens einen Missbrauch des Amtsblatts und zweitens eine Verhöhnung des Anliegens der Petenten auf Umbenennung der Mohrenstraße“, so Gey. Der Sozialdemokrat führt weiter aus, dass die Karikatur insbesondere im Zusammenhang mit dem laufenden Petitionsverfahren eindeutig als Meinungsäußerung zu werten sei, die in einem Amtsblatt nichts zu suchen habe. Er regt daher erneut das Aufstellen eines Redaktionsstatuts für das Mitteilungsblatt der Stadt an.

Um Inhalte statt um Symbole kümmern

OB Wendsche teilt Geys Deutung der Satirezeichnung nicht: "Erstaunlich ist jedoch, was Sie aus der Karikatur herauslesen oder besser in diese hineininterpretieren. Ich möchte mir nicht anmaßen, dies zu bewerten – dies ist das ureigene Recht jedes Betrachters und dies ist ja auch das Schöne an Kunst, dass es verschiedene Interpretationen gibt." Der OB bittet darum, dass Gey nicht unterstellen soll, dass seine Interpretation die einzig mögliche wäre, "um mir diese dann verurteilend sogleich um die Ohren zu hauen", so Wendsche.

Das Stadtoberhaupt stellt daraufhin seine Sichtweise dar. „Das Essen schmeckt dem Kind nicht, egal wie man die Zutaten auch bezeichnet. Und ja, es gibt Rassismus, egal ob man sich an Namensschildern berechtigt oder unberechtigt verbeißt. Es gilt das Problem zu lösen, Symbole helfen weder dem Kind noch in Bezug auf Rassismus“, schreibt Wendsche und zitiert daraufhin die 11. Feuerbachthese von Karl Marx, wonach Philosophen die Welt nur verschieden interpretiert haben, es komme drauf an, sie zu verändern. "Aus meiner Sicht bleibt es dabei, wir sollten uns um die Inhalte kümmern, anstatt uns immer stärker an Symbolen zu reiben", meint der OB.

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