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So sehen die Pläne für die Radebeuler Schwimmhalle aus

Der Bäderbetrieb bewirbt sich um Fördermittel in Berlin. Wenn alles nach Plan läuft, können Sanierung und Umbau im nächsten Jahr starten. Auch an kleine Kinder ist gedacht.

Von Silvio Kuhnert
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Die Radebeuler Schwimmhalle ist seit 39 Jahren in Betrieb. Damit das Schwimmbecken nicht permanent für Wettkämpfe blockiert ist, wurde bei dessen Bau ein bisschen gemogelt.
Die Radebeuler Schwimmhalle ist seit 39 Jahren in Betrieb. Damit das Schwimmbecken nicht permanent für Wettkämpfe blockiert ist, wurde bei dessen Bau ein bisschen gemogelt. © Norbert Millauer

Radebeul. Die Blicke aus Radebeul richten sich nun gespannt nach Berlin. Mit dem einstimmigen Votum des Stadtrates kann die Stadtbäder und Freizeitanlagen (sbf) GmbH sich beim Bund um Fördermittel für die Sanierung der Schwimmhalle bewerben. Rund 400 Millionen Euro stehen im Bundesprogramm "Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur" für die diesjährige Förderrunde zur Verfügung. Der Bäderbetrieb hofft auf einen Zuschuss von knapp sechs Millionen Euro. Insgesamt wird die geplante Sanierung rund 13,2 Millionen Euro kosten.

In einem Jahr kann die Schwimmhalle an der Richard-Wagner-Straße sozusagen ihren 40. Geburtstag feiern. Am 1. September 1984 ging sie in Betrieb. Sie besteht aus einem 25 Meter langen Schwimmer- und einem Nichtschwimmerbecken. Bei der Länge der Schwimmbahnen hat der damalige Radebeuler Bürgermeister Horst Theuring (LDPD) zugunsten seiner Einwohner gemogelt. 25 Meter ist das Maß für ein wettkampffähiges Schwimmbecken.

Doch Anfang der 1980er-Jahre herrschte an solchen Schwimmhallen rund um Dresden Mangel. Es war zu befürchten, dass der Neubau nach seiner Eröffnung ständig für Wettbewerbe blockiert ist. Also veranlasste Theuring, dass das Becken nicht ganz 25 Meter misst. Damit war das Becken für Wettkämpfe nicht DIN-gerecht und die Radebeuler konnten die Schwimmhalle mit Sauna ohne große Einschränkungen für sich nutzen.

Stahlbetonbauteile rosten

Wie Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) weiter informiert, reicht die Idee zu einer Volksschwimmhalle bis 1911 zurück. Bereits damals wurde begonnen, Geld für die Errichtung zu sammeln. Doch dann kam der Erste Weltkrieg, die Zwischenkriegsjahre mit ihren Wirtschaftskrisen zu Beginn und am Ende der 1920er-Jahre und der Zweite Weltkrieg. 1977 begann eine aus zehn Radebeuler Industriebetrieben gebildete Interessensgemeinschaft mit der erneuten Planung. Seit 1998 ist die Schwimmhalle Bestandteil des Sport- und Freizeitzentrums Krokofit.

39 Jahre ist sie nun in Betrieb und das hat Spuren hinterlassen. Sbf-Geschäftsführer Björn Ziegenbalg warf auf der Stadtratssitzung per Beamer ein paar Bilder an die Wand. So ist unter anderem in den Stahlbetonbauteilen die Korrosion schon weit fortgeschritten. Auch die Beckenwandkrone sowie die Beckenwände weisen Schäden auf. Zudem ist die gesamte Technik, wie die zur Aufbereitung und Heizen des Wassers, veraltet. "Wir haben immer wieder Pfützen im Keller", berichtete Ziegenbalg.

Neues Schwimmerbecken im Anbau

Der Bäderbetrieb hat sich zu einer Mischung aus Sanierung und Ergänzungsbau entschieden. Generell lassen sich die Stahlbetonteile der Hülle erneuern. Doch mit einem An- und Verbindungsbau kann die Schwimmhalle besser mit dem Krokofit verknüpft werden. Zusammen bekommen beide einen neuen Eingangsbereich. Statt zwei separaten gibt es dann einen zentralen Zugang. Im Anbau entsteht auch ein neuer Umkleidebereich für das gesamte Krokofit. Sowohl Schwimmer als auch Sportler des Fitnessbereichs nutzen diesen gemeinsam.

Im Erweiterungsbau kommt auch das neue Schwimmerbecken. So kann die baubedingte Schließzeit auf ein Minimum reduziert werden. Bei einer Sanierung des jetzigen Beckens müsste die Schwimmhalle dagegen anderthalb Jahre schließen, was allerdings praktisch unmöglich ist. Denn neben dem öffentlichen Schwimmen und dem Vereinssport wird die Halle vor allem für den Schwimmunterricht genutzt. Sämtliche Radebeuler Schulen sowie Schulen der umliegenden Gemeinden Moritzburg, Coswig und Weinböhla sind auf die Schwimmhalle angewiesen, um ihren im sächsischen Lehrplan verankerten Schulschwimmunterricht anbieten zu können. Weiterhin besuchen diverse Kitas in Radebeul und Umgebung das Krokofit für das frühkindliche Schwimmen. Ältere Menschen nutzen die Anlage für Aqua- und Rehakurse.

Planschbecken für Kinder

Der Nichtschwimmerbereich bleibt, wo er ist, und bekommt ein Edelstahlbecken. Für kleine Besucher ist ein Planschbecken geplant. Wo sich jetzt das Schwimmerbecken befindet, entsteht ein Gastronomiebereich. Der momentane Umkleidetrakt wird zu Büroräumen für die Verwaltung der sbf GmbH umgebaut. Die Technik wird komplett erneuert. So bekommt die Schwimmhalle eine Wärmepumpe und auf das Dach eine Solaranlage. Somit können gegenüber heute künftig ein Drittel an Betriebs- und Energiekosten eingespart werden.

Wenn alles nach Plan läuft und der Bund den erhofften Zuschuss bewilligt, können laut Sozial- und Ordnungsbürgermeister Silvio Kockentiedt (CDU) die Bauarbeiten im nächsten Jahr beginnen. So eine Chance auf Fördermittel komme nicht wieder, sagt er.