SZ + Radebeul
Merken

Getuschel um Bürgermeisterposten in Radebeul

Ende des Jahres endet die Amtszeit des Zweiten Beigeordneten. Als Nachfolger taucht im Buschfunk immer wieder ein Name auf.

Von Silvio Kuhnert
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Im Juni weihte Oberbürgermeister Bert Wendsche (l.) mit Silvio Kockentiedt auf einem Spielplatz eine Kiste mit Sandspielzeug ein.
Im Juni weihte Oberbürgermeister Bert Wendsche (l.) mit Silvio Kockentiedt auf einem Spielplatz eine Kiste mit Sandspielzeug ein. © privat

Radebeul. In Radebeul ist die Stelle des Zweiten Bürgermeisters ausgeschrieben. Dieser leitet den Geschäftsbereich Ordnung, Personal, Recht sowie künftig auch das Amt für Bildung, Jugend und Soziales. Bis 9. September dieses Jahres können sich Interessenten für den Job bewerben. Die Wahl zum Ordnungs- und Sozialbürgermeisters findet voraussichtlich am 23. November 2022 im Stadtrat statt.

Der Zweite Bürgermeister beziehungsweise Beigeordnete wird für sieben Jahre gewählt. Derzeit hat Winfried Lehmann (CDU) die Stelle inne. Seine Amtszeit endet am 31. Dezember dieses Jahres. Mit 66 Jahren kann er aus Altersgründen nicht wieder antreten und geht in den Ruhestand. Sein Vorgänger war für zwei Wahlperioden Christian Werner.

CDU erhebt Führungsanspruch

Dieser ist ebenfalls ein CDU-Mann und hat die Amtsgeschäfte zwei Wahlperioden geführt. So verwundert es nicht, dass in Unions-Kreisen auf diesen Posten geschielt wird. Mit neun Mandatsträgern ist die CDU gleichstark wie Bürgerforum/Grüne/SPD im Stadtrat vertreten. Jedoch handelt es sich bei Grünen und Sozialdemokraten um ein Fraktionsbündnis. Als Einzelpartei haben die Christdemokraten bei den vergangenen Stadtratswahlen immer die meisten Stimmen bekommen. Aus diesem Umstand leiten Christdemokraten einen Führungsanspruch in der Stadt ab sowie den Anspruch, die Position des Zweiten Bürgermeisters wieder mit einem Mann oder einer Frau aus ihren Reihen zu besetzen.

Und so brodelt die Gerüchteküche und hinter vorgehaltener Hand wird auf den Fluren des Rathauses getuschelt, dass schon so gut wie feststehe, wer neuer Ordnungsbürgermeister werden soll. Die Ausschreibung sei so formuliert, dass das Profil einer bestimmten Person super passe, heißt es. "Gesucht wird eine verantwortungsbewusste, kompetente und entscheidungsfreudige Persönlichkeit mit entsprechender Sachkunde insbesondere im Bereich Personal und Organisation sowie Soziales", steht in der Stellenausschreibung. Der Bewerber oder die Bewerberin soll neben einer abgeschlossenen Verwaltungsausbildung, zumindest Fachhochschule oder Berufsakademie, vor allem über mehrjährige Leitungs- und Führungskompetenzen in der öffentlichen kommunalen Verwaltung im genannten Bereich verfügen.

In Freital bei Wahl zum Finanzbürgermeister gescheitert

Im Buschfunk taucht immer wieder ein Name auf, und zwar Silvio Kockentiedt. Er wohnt in Radebeul und arbeitet in der Stadtverwaltung Meißen. Dort leitet er das Haupt- und Personalamt. Zuvor hatte er in der Porzellanstadt die Leitung des Ordnungsamtes inne. Kockentiedt ist in der CDU und im Radebeuler Stadtverband stellvertretender Vorsitzender.

Dass es den Anfang-40-Jährigen an die Stadtspitze drängt, zeigte er im Jahr 2016. Damals suchte die Stadt Freital einen neuen Ersten Bürgermeister. Und wie es der Zufall will, deckt sich bis auf die Kämmerei dessen Geschäftsbereich mit Hauptamt und Amt für Soziales, Schulen und Jugend fast mit der Stellenbeschreibung in Radebeul. In Freital gab es insgesamt neun Bewerber. Zwei traten im September 2016 zur Wahl im Stadtrat an. Neben Kockentiedt war dies Peter Pfitzenreiter.

20 Jahre Verwaltungserfahrung

In der Vorstellungsrunde berichtete Kockentiedt, dass seine Ursprünge in Karl-Marx-Stadt liegen. Im heutigen Chemnitz wurde er geboren. Seine Verwaltungslaufbahn begann er in Grimma. Beim ehemaligen Landratsamt Muldentalkreis absolvierte er zwischen 2002 und 2005 eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten, arbeitete dann im Bereich Leistungsgewährung für ALG II – unter anderem in Wurzen. In der Abendschule lernte Kockentiedt nebenbei Verwaltungs- und Betriebswirtschaftsrecht, schaffte so die Voraussetzungen für den gehobenen Verwaltungsdienst.

Seit 2009 war er in Dresden tätig. In der Landeshauptstadt begann er 2009 als Teamleiter im Jobcenter, wechselt zwei Jahre später ins Sozialamt der Stadt und leitete die Abteilung Wohngeld, Teilhabe und Bildung mit rund 80 Mitarbeitern und machte eine Fortbildung in Führungsstrategie. Zu Beginn des Jahres 2018 wechselte Kockentiedt in die Stadtverwaltung Meißen.

Seit 2008 ein Radebeuler

Bei der Wahl zum Ersten Bürgermeister in Freital bekam Kockentiedt elf Stimmen und unterlag damit dem Mitbewerber Peter Pfitzenreiter, für den 18 Stadträte votierten. Beide hatten damals ein CDU-Parteibuch. Gegen Pfitzenreiter hatte Kockentiedt keine realistische Chance. Denn dieser war Freitaler, führte damals den CDU-Stadtverband sowie die CDU-Stadtratsfraktion als Vorsitzender an. Als amtierender Stadtverbandschef erklärte Pfitzenreiter im Juni 2020 seinen Austritt aus der Union und gehört nun der Freitaler Wählervereinigung "Konservative Mitte" an.

Seit 2008 lebt Kockentiedt bereits in Radebeul. Seine Chancen, zum Ordnungs- und Sozialbürgermeister gewählt zu werden, dürften hier deutlich besser sein, falls er sich bewerben sollte. Kockentiedt war am Mittwoch für eine Stellungnahme telefonisch nicht zu erreichen.

CDU-Stadtverbandschef und -Stadtratsfraktionsvorsitzender Ulrich Reusch kenne den aktuellen Stand zu den Bewerbungen nicht. Noch Laufe die Bewerbungsfrist. "Ich kann mir gut vorstellen, dass sich Herr Kockentiedt bewirbt", sagt Reusch. Mit seinen langjährigen Verwaltungserfahrungen in Dresden und Meißen würde er das Stellenprofil gut erfüllen.