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Wie es mit Meißner Straße und Linie 4 im Radebeuler Westen weitergeht

Unter der Eisenbahnbrücke wartet nicht nur die Haltestelle der Straßenbahn auf einen Ausbau. Ein Stadtrat fragte an, ob dort baulich bald was passiert.

Von Silvio Kuhnert
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Die Straßenbahnhaltestelle unter der Eisenbahnbrücke an der Stadtgrenze zwischen Radebeul und Coswig ist nicht barrierefrei und gleicht einem Feldweg. Ausbaupläne liegen seit Jahren in der Schublade.
Die Straßenbahnhaltestelle unter der Eisenbahnbrücke an der Stadtgrenze zwischen Radebeul und Coswig ist nicht barrierefrei und gleicht einem Feldweg. Ausbaupläne liegen seit Jahren in der Schublade. © Norbert Millauer

Radebeul. Auf Radebeuls Hauptverkehrsader wird im Osten seit einem reichlichen Monat fleißig gebaut. Die Straßenbahnen der Linie 4 bekommen neue Gleise, Autos neue Fahrbahnen und Fußgänger neue Bürgersteige. Zuvor werden Abwasserkanal, Trinkwasserleitungen und andere Medien im Untergrund verlegt. Die Baustelle beginnt in Höhe Schillerstraße (Gleisschleife), führt im ersten Bauabschnitt über die Kreuzung mit August-Bebel-Straße und Zinzendorfstraße und zieht sich bis zum Zentrum von Ost. So ist wegen der Baustelle der Einmündungsbereich der Freiligrathstraße gesperrt, wie die Stadtverwaltung informiert. Diese Nebenstraße liegt an der Ostseite des neuen Wohnquartiers auf dem ehemaligen Gelände von Glasinvest.

Zwei Haltestellenbereiche liegen auf dem Abschnitt der Meißner Straße, den Stadt und Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) bis Ende nächsten Jahres grundhaft ausbauen lässt. Sie werden barrierefrei gestaltet. Das heißt Rollstuhlfahrer, aber auch Mütter mit einem Kinderwagen, haben künftig keine Probleme in die Tram ein- oder auszusteigen.

Ganz anders sieht dies im Radebeuler Westen an der letzten Haltestelle vor der Stadtgrenze zu Coswig aus. Hier liegen Gleise und Boden auf einer Ebene. Das heißt, Fahrgäste müssen zum Ein- und Aussteigen eine gewisse Höhe überwältigen, müssen die Beine heben. Auch ein Kinderwagen kann nur durch Hieven in die Tram hinein- und herausbefördert werden. Außerdem kann es dort an trockenen und heißen Tagen ganz schön staubig werden, nach langen Regenfällen dagegen matschig. Denn der Haltestellenbereich ist nicht grundhaft ausgebaut. Nur Schotter liegt dort.

Baubeschluss liegt schon einige Jahre zurück

Wegen der Großbaustelle in Radebeul-Ost fahren zwischen der Lößnitzstadt und Weinböhla derzeit keine Straßenbahnen, sondern es rollen Busse als Ersatzverkehr. Auf den Gleisen herrscht also kein Betrieb. Diesen Umstand könnten doch Stadt und DVB nutzen, um die Haltestelle barrierefrei umzubauen. Stadtrat Andreas Franzke (Freie Wähler) äußerte auf der jüngsten Sitzung diese Idee und fragte bei der Verwaltung nach, warum man nicht den Sperrschatten für die Gestaltung der Haltestelle nutze.

Im Jahr 2021 ließ die Stadt die Meißner Straße zwischen Gerhart-Hauptmann-Straße und der Zufahrt zum Löma-Center grundhaft ausbauen. Auf eine neue und bessere Schwarzdecke wartet dagegen noch der Abschnitt bis zur Stadtgrenze zu Coswig beziehungsweise zum neuen Kreisverkehr in Höhe der früheren Großraumdisko Mega-Drome. Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) erinnert in seiner Antwort auf die Anfrage von Franzke daran, dass der Baubeschluss schon einige Jahre zurückliegt. Mit der Umsetzung wurde bisher gewartet. Das hat mehrere Gründe.

Nach der Entscheidung zu den Ausbauplänen der Meißner Straße im Radebeuler Westen wurde bekannt, dass die Deutsche Bahn die Bahnbrücke neu bauen will. "Deshalb haben wir den Baubeschluss für den Abschnitt zwischen Löma und Stadtgrenze noch nicht umgesetzt", informiert OB Wendsche.

Brückenpfeiler sind weg

Der Bau der neuen Bahnbrücke war Bestandteil des grundhaften Ausbaus des sogenannten Kurvenbereichs Dresden-Elsterwerda-Kötzschenbroda. Von Januar 2018 bis Frühjahr 2020 wurde auf 2,5 Kilometer Länge nicht nur die Brücke, sondern wurden auch Bahndamm und Gleise in der Kurve vom Haltepunkt Zitzschewig zur Bahnstrecke nach Leipzig und Berlin erneuert sowie Lärmschutzwände errichtet.

Nach dem Abschluss dieser Bauarbeiten der Deutschen Bahn traf im Sommer 2020 im Radebeuler Rathaus die Baugenehmigung für die neue Eisenbahnbrücke und Straße Nach der Schiffsmühle ein. Diese steht jetzt kurz vor der Fertigstellung. Am 20. Oktober dieses Jahres ist Verkehrsfreigabe. Der neue Straßenzug verbindet das interkommunale Gewerbegebiet Naundorf-Kötitz mit der Meißner Straße. Wo dieser auf die Hauptverkehrsstraße trifft, ließ die Lößnitzstadt im vorigen Jahr einen Kreisverkehr bauen. Auch die Fertigstellung des Kreisels und der neuen Straße wartete die Verwaltung ab, bevor sie die Fahrbahn auf der Meißner Straße aufbuddeln lässt.

Theoretisch wäre im nächsten Jahr ein Baubeginn zwischen Kreisel und Löma-Center denkbar. Doch durch den Bau der neuen Eisenbahnbrücke haben sich die Gegebenheiten verändert. Unter der Brücke führen parallel zur Fahrbahn auch die Gleise der Straßenbahn entlang. Bei der alten Brücke wurden beide Bereiche durch Brückenpfeiler getrennt. Das neue Bauwerk besteht dagegen aus Bögen, die ohne weitere Stützen Gleisanlage und Straße überspannen.

Pläne müssen überarbeitet werden

Die vorliegenden Ausbaupläne für den Brückenbereich wurden jedoch gemacht, als noch die alten Pfeiler standen. Deshalb müssen die Ingenieure noch einmal ran, um einen Ausbauplan ohne Stützen zwischen Fahrbahn und Straßenbahngleisen zu erstellen. "Wir werden die Planung 2024 noch einmal anfassen", kündigt Stadtoberhaupt Wendsche an. Zudem muss unter der Brücke noch ein Weg für Radfahrer eingeordnet werden. Erst wenn die neue Planung vorliegt, kann die Meißner Straße gebaut werden. Laut OB Wendsche habe es Sinn, wenn die DVB im Rahmen des Straßenbaus unter der Bahnbrücke die Haltestelle dort barrierefrei gestaltet.

Auch DVB-Sprecher Falk Lösch berichtet, dass die Verkehrsbetriebe hier von den Planungen der Stadt abhängen und mit ihren Ausbauprojekten von Gleisen und Haltestellen angebunden sind.