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Erster Jahrgang vor dem Abschluss

In der Ev. Schule für Sozialwesen stehen die künftigen Sozialassistenten vor den Prüfungen. Ab Sommer sollen auch Erzieher ausgebildet werden.

Von Sven Görner
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Schulleiterin Konstanze Kawan bei einer Videokonferenz mit einigen ihrer Schüler. Das ist eine Form des derzeitigen Online-Unterrichts an der Ev. Schule für Sozialwesen „Hans Georg Anniès“ in Moritzburg.
Schulleiterin Konstanze Kawan bei einer Videokonferenz mit einigen ihrer Schüler. Das ist eine Form des derzeitigen Online-Unterrichts an der Ev. Schule für Sozialwesen „Hans Georg Anniès“ in Moritzburg. © Norbert Millauer

Moritzburg. Freitagvormittag auf dem Campus des Evangelischen Bildungszentrums in Moritzburg. Konstanze Kawan sitzt vor dem Rechner und moderiert eine Video-Konferenz mit einigen ihrer Schüler. „Das ist eine Form unseres Online-Unterrichts, zu dem wir nach dem ersten Lockdown im Frühjahr nun erneut zurückkehren mussten“, sagt die Leiterin der Ev. Schule für Sozialwesen „Hans Georg Anniès“.

Derzeit werden dort in zwei Klassen 44 junge Frauen und Männer zu Sozialassistenten ausgebildet. Da die neue Schule in Trägerschaft des Ev.-Luth. Diakonenhauses Moritzburg e.V. im Sommer 2019 gestartet ist, geht in den nächsten Monaten für die erste Jahrgangsklasse die zweijährige Ausbildung zu Ende. Was in der jetzigen Situation eine zusätzliche Herausforderung für die Schüler bedeutet. Aber auch für die Lehrer.

„Wir schicken abends Lernbriefe an die Schüler, die dann am nächsten Tag bearbeitet werden müssen“, erklärt die Schulleiterin. „Wir bitten sie, die Informationen in ihre Hefte zu übernehmen und uns als Rücklauf ein Foto davon zu schicken.“ Für die Klärungen von Fragen gibt es dann als ein Angebot die bereits erwähnten Video-Konferenzen. Wie gut das funktioniert, hängt vor allem von der Disziplin der Schüler ab. „Die Verantwortung liegt bei ihnen“, ergänzt Kostanze Kawan.

Die Ernsthaftigkeit sei beim jetzigen Lockdown allerdings anders als noch im vergangenen Frühjahr. Zum einen liegt das wohl daran, dass die Schüler inzwischen besser mit den neuen Lernformen umgehen und zum anderen daran, dass im Mai die erste Prüfung für die Anschlussklasse ansteht. Die im Vorjahr neu aufgenommenen Schüler haben dem ersten Jahrgang sogar etwas voraus. Sie mussten ihre Schulabschlüsse 2020 schließlich auch schon unter Ausnahmebedingungen bewältigen.

Für die Lehrkräfte, so Konstanze Kawan, bedeutet der fehlende Präsenzunterricht, dass sie deutlich mehr Zeit investieren müssen. „Im Moment etwa das Dreifache.“ Andererseits - auch wenn das im ersten Moment paradox klingt - „sind wir sehr viel näher an den Schülern dran“. Durchaus mit überraschenden Ergebnissen. „Einige Schüler, die im Unterricht sehr ruhig sind, liefern jetzt ganz tolle Rückläufe“, so die Schulleiterin.

Stellt sich die Frage, wie die Schüler bei all den coronabedingten Einschränkungen ihre für die Ausbildung erforderlichen Praktika absolvieren konnten. Ein Partner dafür ist beispielsweise das Seniorenzentrum Haus Friedensort, gleich gegenüber der Schule, das ebenfalls zum Diakonenhaus gehört. Eine Zusammenarbeit gibt es zudem mit Radeburger Kindereinrichtungen. „Wir hatten Glück, in den Praxisphasen hat fast alles geklappt“, sagt Konstanze Kawan. Im Mai, Juni und September sei der Einsatz relativ unproblematisch gewesen. Deutlich schwieriger war es dann im Oktober/November. Da die Schüler für die fünf Wochen des Praktikums aber in das Personal der jeweiligen Einrichtung eingebunden waren, habe auch das weitestgehend funktioniert. Mit den Ausnahmen, wenn Schüler oder Angehörige wegen Corona in Quarantäne mussten oder es in den Einrichtungen Fälle gab. „Zudem waren für die Lehrkräfte zum Ende hin nicht mehr die eigentlich üblichen Praxisbesuche bei den Schülern möglich. Geholfen habe, dass das Ministerium die Pflichtstunden der Praxisphasen reduziert hat.

Eigentlich wollten Lehrer und Schüler am heutigen Sonnabend wie schon im Vorjahr wieder zu einem Tag der offenen Tür einladen. „Den mussten wir natürlich verlegen. Er soll nun am 17. April von 14 bis 18 Uhr stattfinden“, sagt die Schulleiterin. Nach Möglichkeit weitestgehend im Freien. Willkommen sind dann nicht nur junge Leute, die sich für den Beruf des Sozialassistenten interessieren.

Konstanze Kawan: „Wir haben beim Landesamt für Schule und Bildung den Antrag für die Genehmigung der Fachschule für die Erzieherausbildung eingereicht und rechnen damit, auch diese ab dem Sommer anbieten zu können.“ Die ersten an der Schule ausgebildeten Sozialassistenten können dann, sofern sie das wollen, gleich in Moritzburg weiterlernen, um nach drei zusätzlichen Jahren den Abschluss als Erzieher zu erreichen. Bewerbungen für beide Ausbildungsgänge werden schon jetzt entgegengenommen.

Voran kommt auch der Bau an den eigentlichen Schulgebäuden auf dem Areal Am Knabenberg. Denn das derzeit genutzte Rektor-Rühle-Haus ist nur eine Übergangslösung. Im Sommer soll dann auch das erste von zwei Internatsgebäuden und vor allem das Schulhaus zur Verfügung stehen. In diesem sind laut der Schulleiterin inzwischen die Entkernungsarbeiten abgeschlossen. Platz soll hier künftig für fünf Klassen sein. Eine pro Jahrgang. Fertiggestellt ist bereits die Mensa im neuen Anbau vom Haus Friedensort.