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Neue Pläne für das Käthe Kollwitz-Haus in Moritzburg

Eine Arbeitsgruppe will das Käthe Kollwitz-Haus neu ausrichten. Unter anderem sind Konzerte, externe Kurse und eine neue Dauerausstellung geplant.

Von Lucy Krille
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Das Käthe Kollwitz-Haus hat Probleme, sich langfristig finanziell abzusichern. Ein neues Konzept soll Lösungen bringen.
Das Käthe Kollwitz-Haus hat Probleme, sich langfristig finanziell abzusichern. Ein neues Konzept soll Lösungen bringen. © Norbert Millauer

Moritzburg. In den vergangenen Monaten war es ruhiger um das Käthe-Kollwitz-Haus geworden. Ganz anders vor zwei Jahren, als sogar überregionale Medien über die Einrichtung berichteten. Damals stand die Finanzierung auf der Kippe, mehr als 6.000 Menschen unterschrieben deshalb eine Petition an den damaligen Landtagspräsidenten Matthias Rößler. Bundespolitiker besuchten den Sterbeort der bedeutenden Grafikerin und Malerin, Gespräche wurden geführt, Versprechungen gemacht. Das Kollwitz-Haus konnte vorerst gerettet werden.

Doch zwei der wichtigsten Geldgeber - der Freistaat und die Gemeinde - verknüpften mit ihrer weiteren Unterstützung für die Einrichtung auch eine Forderung. Es brauche ein neues Konzept, um den Betrieb langfristig am Laufen zu halten. Dieses stellten Mitglieder einer Arbeitsgruppe nun mit etwas Verspätung im Kollwitz-Haus und vor den Gemeinderäten vor.

Die Vorstandsvorsitzende der Kollwitz-Stiftung Margitta Hensel gibt zu: "Es sind Veränderungen erforderlich, da sind wir nicht mehr ganz zeitgemäß". Das Haus hat seit 25 Jahren in seiner jetzigen Form geöffnet. Seine typische Form mit Anbauten und dem Treppenturm erhielt es durch die Grafenfamilie zu Münster, die der heimatlosen Käthe Kollwitz 1944 eine Unterkunft bot. Den Bildungsauftrag, den das Käthe Kollwitz-Haus hat, will der Beirat stärker hervorheben. Führungen, Hör- und Videostationen, Texttafeln und Grafik- und Keramikkurse gibt es bereits.

Neue Dauerausstellung und Open-Air-Konzerte geplant

"Jedoch haben sich die Ansprüche und Erwartungshaltungen der Besucher verändert", heißt es im Konzept. Deshalb sollen Führungen durch die Ausstellungen künftig nach Zielgruppen abgestuft werden. Grafik- und Keramikangebote sollen in Schulklassen, Vorschul- und Kindergartengruppen einziehen. Weitere Angebote für Schulklassen will die Arbeitsgruppe am sächsischen Lehrplan orientieren, um finanzielle Unterstützung zu bekommen.

Herzstück des Hauses ist die Dauerausstellung, die laut Konzept vollständig ins Haupthaus ziehen soll. Dieses soll genutzt werden, um den Besuchern ein Gefühl zu geben, wie und wo Käthe Kollwitz gelebt hat. Im Obergeschoss sollen unter anderem der frühere Wohnbereich, das Sterbezimmer und der Balkon von Kollwitz genutzt werden. Eine Etage tiefer plant die Arbeitsgruppe, den Besuchern und Besucherinnen einen ersten Eindruck zu vermitteln, wer Kollwitz war.

Dafür müssen die Büros, der Eingangs- und Kassenbereich, sowie die Sanitäranlagen weichen. Sie kommen in den Anbau, der "geringfügig erweitert" werden soll. Im Obergeschoss finden Grafikkurse statt. Die Werkstatt soll nach Ideen der Arbeitsgruppe auch für externe Workshops genutzt werden. Weitere Einnahmen erhoffen sich die Konzeptschreiber durch die Vermietung des Anbaus für private Feiern und Konzerte. Dafür will das Kollwitz-Haus sein Außengelände künftig mehr nutzen. Das Gelände biete sich beispielsweise für Open-Air-Veranstaltungen oder ein Imbissangebot an.

Käthe Kollwitz-Haus hinkt dem Schloss Moritzburg bisher hinterher

Das könnte auch die Sichtbarkeit des Hauses stärken. Denn obwohl die Besucherzahlen mit etwa 10.000 pro Jahr im Bereich des Fasanenschlösschens liegen, geht das Kollwitz-Haus oft ein bisschen unter in Moritzburg, das den meisten Touristen und Touristinnen eher wegen des Schlosses ein Begriff ist. Das sei schade, meint Hensel. "Man braucht sich nicht lange mit dem Werk von Kollwitz zu beschäftigen, um politische Aktualität zu sehen", sagt sie. Sie wünscht sich den Anschluss an das Schloss. Doch eine Eingliederung ins Schlösserland Sachsen, die CDU-Fraktionsvorsitzender Marcel Vetter nochmal aufwirft, ist vom Schlösserland nicht gewünscht, sagt Bürgermeister Jörg Hänisch (parteilos).

Wichtig wäre aber, ein jüngeres Publikum anzusprechen, meint Henryk Füg (AfD-Fraktion), dem bei dem Konzept noch die betriebswirtschaftliche Sicht fehlt. Das Kollwitz-Haus will sich künftig mit einem Marketingkonzept auch auf Online- und Social-Media-Kanäle konzentrieren. Zudem soll die Stätte noch besser in die touristische Infrastruktur der Kulturlandschaft eingebunden werden. So ist etwa von E-Bike- und Carsharing-Stationen in der Nähe die Rede.

Kollwitz-Haus bald deutschlandweit anerkannter Gedächtnisort?

Weitere Aufmerksamkeit könnte eine Einstufung als "National wertvolles Kulturdenkmal" bringen. Darüber entscheidet das Sächsische Amt für Denkmalpflege, das eine erste Begehung im April vornahm und den Beteiligten Hoffnung machte. Zudem will das Kollwitz-Haus "kultureller Gedächtnisort" werden und ins sogenannte Blaubuch der kulturellen Leuchttürme der Bundesregierung aufgenommen werden.

Mit beiden Einstufungen wären weitere Fördermittel verbunden. Aktuell wird das Kollwitz -Haus vor allem vom Kulturraum, der Kreissparkasse Köln und der Gemeinde Moritzburg gefördert. Das Geld sei allerdings knapp und außerdem für den laufenden Betrieb bestimmt, so die Stiftungsmitglieder. Für die notwendigsten Baumaßnahmen sind erstmal 100.000 Euro aus Vermögen einstiger Parteien und Massenorganisationen der DDR verfügbar. Davon soll zunächst eine neue Gastherme eingebaut werden, ein Dachbodenarchiv sowie ein behindertengerechter Zugang zum Haupthaus. Doch weitere Mittel werden nötig sein. Die eingeschaltete Architektin soll demnächst eine Hausnummer nennen.