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Reisetipp Tirol: Langlaufen unterm Kaiser

In St. Johann in Tirol gibt es im Februar ein besonderes Ereignis – den Koasa-Lauf. Die Angebote für Familien in der Loipe reichen aber noch viel weiter.

Von Peter Redlich
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Beim Mini-Koasa-Lauf starten die Kleinsten bis sechs Jahre. Sie sind nach 400 Metern stolz im Ziel.
Beim Mini-Koasa-Lauf starten die Kleinsten bis sechs Jahre. Sie sind nach 400 Metern stolz im Ziel. © Tourismusverband St. Johann in T

Johanna hat’s geschafft. Sie ist Siegerin und bekommt ihre Koasa-Lauf-Medaille im Ziel umgehängt. Koasa heißt Kaiser in der Heimatsprache der Tiroler. Im Februar wird dieser Lauf auf den Wiesen rund um St. Johann in Tirol am Wilden Kaiser gestartet. Mit zumeist etwa 2.000 Teilnehmern aller Altersklassen und sportlichen Ambitionen.

„Ein Volkslauf, der sich als Erlebnis auch international herumgesprochen hat“, sagt Erich Rettenmoser, der Hauptorganisator vom Koasa, wie sie hier alle ganz einfach sagen. Sogar ein Koasa-Stadion gibt es mitten in der Gemeinde. Hier wird gestartet und ins Ziel eingelaufen – nach 22 Kilometern oder über zwei Runden nach 44 Kilometern.

Die Minis bis sechs Jahre wie Johanna haben eine extra präparierte 400-Meter-Strecke und starten unter dem Jubel ihrer Eltern. Sieger sind die jungen Teilnehmer alle. Im Ziel bekommt jeder eine Medaille und einen kleinen Sack mit Süßigkeiten und Spielzeug. Einer der Steppkes wird nach der Siegerehrung der Erwachsenen noch auserkoren und in Gummibärchen aufgewogen, die er dann mit seinen Freunden teilen kann.

Gesunder Wintersport - Langlaufen nimmt wieder zu

„Der Koasa ist ein Volksfest, auf das sich hier alle Jahr für Jahr freuen“, sagt Theresa Hager vom Tourismusverband. Ein Ereignis, welches nach dem Hahnenkamm-Rennen der Skifahrer, zwei Wochen vorher im benachbarten Kitzbühel, die Quartiere in den Urlaubsorten am Wilden Kaiser erneut füllt – nicht nur mit Pistenfreunden. „Das Langlaufen nimmt wieder ordentlich zu. Vor allem im klassischen Stil. Mehr Frauen und Familien als früher kommen extra deswegen. Die Leute merken offenbar, dass dieser gesunde Wintersport ihnen guttut“, so Erich Rettenmoser.

Eine, die sich als ehemalige Wettkampf-Langläuferin darauf spezialisiert hat, den Winterurlaubern in der Loipe zur Seite zu stehen, heißt Margit Hobl. Sie kann man bei der Schneesportschule Eichenhof fürs Techniktraining auf den schmalen Latten buchen. Geduldig und mit Charme erklärt sie beispielsweise, wie mit kurzen Schritten und dem dazu passenden Stockeinsatz kleine Anstiege sicher bewältigt werden. Rund 170 Kilometer Loipe gibt es um St. Johann. Und selbst wenn beim derzeitigen Winterwetter-Auf-und-Ab im Tal mal die Schneedecke dünn wird, dann sind gleich in der nahen Umgebung noch genügend Möglichkeiten zum Laufen. Die Höhenloipe im Ortsteil Gasteig wird stets präpariert. Das benachbarte Pillerseetal gilt in der Gegend als Schneeloch.

Im nur zwölf Kilometer entfernten Hochfilzen, wo die Biathleten alljährlich zum Weltcup starten, ist die Dorfloipe mit zwei Klassikspuren und der breiten Skaterstrecke eine sichere Langlaufstrecke. Der Tipp von Margit: „Von dort weiter auf der Anschlussloipe nach St. Ulrich laufen und einfach die wunderbare Natur genießen.“ Wer dann in der Spur reichlich Kalorien abgelaufen hat, für den hat Theresa drei Insidertipps: die Schaukäserei zum „Wilden Käser“ in Gasteig, die Turmgaststätte der St. Johanner Huber Brauerei und die Panorama Badewelt mit Saunen und Schwimmbad nahe dem Ortszentrum.

Kulinarische Empfehlung: Kleiner und Großer Stinker

Bei Margit und Bernhard Widauer in Gasteig lässt sich nicht nur direkt beim Herstellen des Kleinen und des Großen Stinkers – Edelcamembert aus Heumilch – zuschauen. Hier gibt es in der 500 Jahre alten Jausenstube auch ordentlich was zur Vesper. Die getestete Empfehlung: Graukas-Suppe und das mit Bergkäse, Wurst und Speck servierte Brettl „Wilder Teller“. Vielleicht erkennt mancher „Bergdoktor“-Zuschauer ja auch den Bauernhof wieder. Hier wurden einige Teile der beliebten ZDF-Serie gedreht.

Im Huber Bräu mitten in St. Johann fährt oder steigt der Gast in die vierte Turmetage. Dort über den Dächern wird er mit einem fantastischen Rundumblick auf die Bergwelt und deftigen Speisen zu mehr als einem halben Dutzend Biersorten begrüßt. Im Sonnenuntergang zeigt sich das Kaisergebirge besonders malerisch.

Für den Koasa, der dieses Jahr am Samstag, dem 10. Februar, für die Klassiker und am Sonntag, dem 11. Februar, für die Skater startet, sind 200 ehrenamtliche Helfer aus dem Ort dabei. Auch ehemalige Profis aus dem Nationalkader, die die Strecke so präparieren, dass jeder gute Langlaufbedingungen vorfindet. Andere wiederum helfen an den Imbiss-Stationen oder packen die Säckchen für die Kinder.

Aktuelle Schneelage bereitet Probleme

Allerdings bereitet den Koasa-Organisatoren die aktuelle Schneelage Probleme. Der 50. Lauf steht an. Ein großes Jubiläum. Drei noch lebende und fitte Läufer, die sie hier die Legenden nennen, haben bereits alle vorherigen 49 absolviert. Darunter der 88-jährige Franz Puckl, mit dem der Österreichische Rundfunk gerade fürs Fernsehen gedreht hat.

Die Medaillen für den 50. sind geprägt. Die Startnummern vorbereitet. Erich Rettenmoser: „Wir sind auf jeden Fall bestens gerüstet – zur Not auch für 2025.“ Übrigens: Auf einem sieben Kilometer langen Teil der Strecke kann sich jeder zu jeder Zeit ausprobieren und testen, wie der Ski läuft. Dafür gibt es extra eine App, in der die Laufzeit registriert wird und der Vergleich mit anderen Läufern möglich ist.

©  SZ-Grafik/Gernot Grunwald

Langlauf-Test per App

  • Anreise: Von Dresden über München und Kufstein rund 580 Kilometer bis St. Johann in Tirol, sechs Fahrstunden mit dem Auto, eine für Österreich besonders günstige Tankstelle befindet sich am Ortseingang in der Salzburgerstraße 23.
  • Unterkunft: Zur Region gehören St. Johann in Tirol, Kirchdorf, Oberndorf, Erpfendorf. 64 Ferienwohnungen und 28 Hotels mit Sauna finden Sie im Internet.
  • Pauschal mit SZ-Reisen: Busreise, 5Ü/HP, fünf Termine, ab 979€ p.P. im DZ
  • Essen: Die Preise in den Restaurants und Hütten ähneln denen in Deutschland. Suppen gibt es ab sieben Euro; ein Preis-Leistungs-Tipp ist das Werksrestaurant der St. Johanner Huber Brauerei.
  • Loipen: Rund 170 Kilometer misst das Loipennetz insgesamt. Die Loipennutzung ist kostenlos. Beleuchtete Nachtloipen sind in St. Johann und Erpfendorf. Der Koasalauf App Run ist hier zu finden.
  • Weitere Kontakte: Mit dem Namen kitzalps gibt es eine spezielle App für die Region.
  • Die Reise wurde unterstützt vom Tourismusverband St. Johann in Tirol.