Leben und Stil
Merken

Reisetipp Griechenland: Kreta dieses Jahr Top-Ziel der Deutschen

Ein Besuch der einstigen Hauptstadt Chania. Sie hat eine hübsche Altstadt und ein Hinterland, wo man viel über Olivenöl, Käse und Hochprozentiges lernen kann.

Von Maik Brückner
 8 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Giannis Bouleros kocht aus Leidenschaft. Er schwört auf Olivenöl – aber es muss von Kreta sein. Seine Kochkünste demonstriert er in seiner Kochschule in Litsarda im Hinterland von Chania.
Giannis Bouleros kocht aus Leidenschaft. Er schwört auf Olivenöl – aber es muss von Kreta sein. Seine Kochkünste demonstriert er in seiner Kochschule in Litsarda im Hinterland von Chania. © Maik Brückner

Wer den historischen Hafen von Chania besucht, fühlt sich sofort wie im Urlaub. Das Wasser ist klar. Rund um das Hafenbecken reihen sich angesagte Cafés, urige Tavernen, hippe Restaurants und schöne Souvenirläden. Und hier steht auch die Hassan-Pascha-Moschee mit ihren imposanten Kuppeln. „Das ist die einzige Moschee, die die Osmanen in der Stadt gebaut haben“, erklärt Sevastiana Souki.

Sie stammt vom griechischen Festland und hat sich vor Jahren in Kreta und seine frühere Hauptstadt Chania verliebt. Jetzt führt die drahtige Dame, die neben Deutsch noch drei weitere Fremdsprachen spricht, Touristen durch die Altstadt. Aus Deutschland kommen immer mehr. Marktführer TUI spricht bei den Buchungen für dieses Jahr von einem Allzeithoch.

Stadt und Insel haben eine wechselvolle Vergangenheit. Nach den Griechen folgten zahlreiche andere Herrscher. Kreta gehörte erst zum Römischen Reich und dann zu Byzanz. Nach 1200 übernahmen Kaufleute aus Venedig die Herrschaft. Mehr als 400 Jahre später wurde die Insel Teil des Osmanischen Reiches. Erst 1913 schafften es die Kreter, sich mit dem griechischen Mutterland zu vereinen.

Sevastiana Souki hat sich vor vielen Jahren in Chania verliebt. Heute führt die drahtige Dame durch die Altstadt.
Sevastiana Souki hat sich vor vielen Jahren in Chania verliebt. Heute führt die drahtige Dame durch die Altstadt. © Maik Brückner

Diese Vergangenheit spiegelt sich auch in den Gebäuden wider. Die Reiseführerin zeigt auf ein Haus mit Steinverzierungen. Es wurde in der venezianischen Zeit erbaut. Gleich daneben steht ein Gebäude mit einem Holzvorbau, wie man es aus der Türkei und vom Balkan kennt. Gegenüber befindet sich – etwas geduckt – eine kleine griechisch-orthodoxe Kirche.

Abstecher ins Archäologiemuseum lohnt sich

Unweit davon steht die Stadtmauer aus venezianischer Zeit. An vielen Stellen ist sie noch gut erhalten. Ganz in der Nähe werden in einem kleinen Laden handgefertigte Messer verkauft. Sie sind immer noch ein Symbol der Tapferkeit für die Einheimischen. Hergestellt werden die Messer gleich nebenan in der Werkstatt. Die Tür steht offen, der Meister lässt sich bei der Arbeit zuschauen. Seine Werkstatt erfüllt alle Klischees. Werkzeuge an der Wand, Schleifmaschinen auf der Werkbank.

Weiter geht es durch die Altstadt mit ihren engen Gassen, Treppen und Torbögen. Fast alle Häuser wurden renoviert. Viele wurden in Ferienhäuser umgewandelt und werden über Online-Portale vermietet. Sevastiana Souki gefällt das nicht. „Für Einheimische wird es immer schwieriger, Wohnungen zu finden“, klagt sie.

In einem anderen Teil der Altstadt stehen Neubauten, die nicht so attraktiv erscheinen. „Früher war das der Verwaltungsbezirk“, berichtet die Reiseleiterin. Als die Deutschen im Zweiten Weltkrieg die Insel einnehmen wollten, warfen sie genau hier Bomben ab. Die Lücken wurden später wieder geschlossen. Und so entstand eine kleine Neustadt in der Altstadt. Wer noch mehr über die Geschichte – und vor allem die römische und byzantinische Zeit – erfahren möchte, sollte das moderne, erst im April 2022 eröffnete und architektonisch sehr ansprechende Archäologiemuseum besuchen.

Wer Kreta besucht, sollte sich Chania mit seinen malerischen Gassen nicht entgehen lassen. Die Stadt hat viele Herrscher kommen und gehen sehen, aber ihren Charme bewahrt.
Wer Kreta besucht, sollte sich Chania mit seinen malerischen Gassen nicht entgehen lassen. Die Stadt hat viele Herrscher kommen und gehen sehen, aber ihren Charme bewahrt. © Maik Brückner

Abwechslung zum Trubel der Altstadt finden Besucher im dünn besiedelten Hinterland von Chania. Die meisten Orte sind allerdings schlecht mit Bussen erreichbar. Elena Nikitopoulou vom griechischen Tourismusverband Marketing Greece empfiehlt deshalb, sich ein Auto zu leihen. „Es kostet ab 30 Euro pro Tag“, sagt sie. Mieten kann man es zum Beispiel am Flughafen.

Jeep-Tour in die Weißen Berge

Oder man bucht eine Jeep-Tour, um das ursprüngliche Kreta zu erleben. Etwa in die Weißen Berge, dem Gebirgsmassiv mit über 2.000 Meter hohen Bergen südlich von Chania. Eine solche Tour wird beispielsweise von der Firma Uncharted Escapes für knapp 90 Euro pro Person angeboten.

Mit etwas Glück trifft man dabei auf Giannis Alevrakis. Der Einheimische führt Besucher gerne durch seine Heimat und bringt ihnen deren Geschichte näher. „Wissen Sie, warum Kreta bei den Mächtigen so beliebt ist?“, fragt er und gibt gleich selbst die Antwort: „Es ist die Lage.“ Von hier aus sind Europa, Asien und Afrika nicht weit entfernt. Daher betreiben die USA hier einen Militär-Flughafen und lassen einige ihrer Kriegsschiffe hier ankern.

Unser Jeep erreicht einen Aussichtspunkt. Leider ist die Sicht nicht besonders gut, immerhin sind noch Chania und der Flughafen zu sehen. Also weiter über holprige Wege, vorbei an uralten Olivenbäumen und Obstplantagen. Giannis kennt die Gegend wie seine Westentasche.

Kaltpressen der Oliven - bei 27 Grad Celsius

Das beste Olivenöl kommt aus Kreta. Davon sind die Kretaer überzeugt. Denn hier wird es aus der sehr fruchtigen Koroneiki-Olive gewonnen, die besonders kleine Früchte hat und sich daher gut für die Ölgewinnung eignet. Bei Familie Melissakis in Tsivaras kann man sich selbst ein Bild davon machen. Mitinhaber Nick Melissakis lädt Gäste gern zu einem Rundgang durch die Ölmanufaktur ein und erklärt dabei auch das Kaltpressen der Früchte, das hier übrigens bei 27 Grad Celsius stattfindet. Die Oliven kauft die Familie bei lokalen Farmern ein. Am Ende der Führung darf man natürlich auch die Öle kosten.

Paris Telemeni arbeitet in der traditionsreichen Ölmühle Melissakis.
Paris Telemeni arbeitet in der traditionsreichen Ölmühle Melissakis. © Maik Brückner

Wie man mit viel Olivenöl und frischen Zutaten ein leckeres griechisches Mahl zubereitet, können Besucher unter anderem in der Kochschule von Giannis Bouleros in Litsarda lernen. Dabei schält und zerkleinert man zunächst das Gemüse, schneidet frische Kräuter zurecht, kocht und brutzelt. Am Ende wird serviert. Das Hauptgericht Klefiko besteht aus Karotten, Kartoffeln, Zwiebel, Pilzen, Möhren und zartem Schweinefleisch aus dem Schmortopf.

Hochprozentiges - am liebsten selbst gebrannt

Auf Wunsch könnten aber auch vegetarische Speisen und Fischgerichte zubereitet werden, sagt Giannis. Die Kochkurse werden auf Englisch oder Deutsch abgehalten. Pro Person kostet der Spaß zwischen 45 und 90 Euro – abhängig von der Größe der Gruppe und den Gerichten.

Zu jedem ordentlichen Mahl gehört auf Kreta auch ein Gläschen Alkohol. Die Griechen mögen Hochprozentiges – und das am liebsten selbst gebrannt. Zu den Profis auf diesem Gebiet gehört die Brennerei Peroulaki in der Region Chania. Mit 27 übernahm Ioannis Fanourios die Leitung des Familienbetriebes. Zusammen mit seinem Vater stellt er aus Fruchtfleischtrauben Tsikoudia her, eine spezielle Form des Raki.

Die Tradition geht bis ins Jahr 1920 zurück, als den Bauern Lizenzen dafür erteilt wurden. Für die Kreter ist es ein beliebter Brauch, nach der Ernte im Herbst beim Destillieren zuzuschauen und den ersten Raki der Saison zu probieren.

Zeit für ein Bad im Mittelmeer - nach siebenstündiger Tour

Unser Jeep stoppt an einer einfachen Hütte auf 1.400 Metern Höhe. Die Ziegen, die hier grasen, flüchten schnell in die Sträucher. „Hier lebt ein Schäfer“, erklärt Giannis. Pech – er ist nicht da. Giannis führt uns trotzdem in die Hütte, in der lediglich ein Regal, ein Tisch, ein Stuhl und zwei Betten stehen. Unter einem Dachvorsprung befinden sich die Geräte, mit denen der Schäfer Käse aus der Milch von Ziegen und Schafen herstellt. Giannis zeigt, wie das geht. Ist der Käse fertig, wird er in einem Nebenraum gelagert. „Er ist verschlossen, also ist Käse drin“, sagt Giannis.

Weiter geht es auf Schotterstraßen zu einem Dorfgasthaus, wo es einfache griechische Hausmannskost gibt. Serviert werden unter anderem Hähnchenkeule, gebackene Kartoffeln, Tomatensalat mit Feta und Briam – Ofengemüse. Zum Nachtisch werden Pasteten mit süßem Käse gereicht.

Nach etwa sieben Stunden sind wir wieder in Chania. Jetzt ist es Zeit für ein Bad im Mittelmeer. Am späten Nachmittag scheint die Sonne auf den schönsten Teil des alten Hafens. Die Mauern leuchten in Pastellfarben. Man wünscht sich, dass die Zeit stehenbliebe.

©  SZ-Grafik/Gernot Grunwald

Wo man in Chania gut isst und schläft

  • Anreise: Kreta wird von Deutschland aus von mehreren Airlines angeflogen, so auch von der staatlichen griechischen Linie Aegean (Hin- und Rückflug ab 500 Euro).
  • Reisezeit: Hochsaison ist Juli/August, beste Zeit: Mai/Juni und September/Oktober. Achtung, Zeitverschiebung: MEZ + eine Stunde.
  • Übernachten: In und um Chania gibt es eine große Auswahl an Unterkünften für jeden Geldbeutel, von der Ferienwohnung (um die 70 Euro pro Nacht) bis zum Hotel, zum Beispiel das Chania Flair Deluxe Boutique Hotel mit eigenem kleinem Stadtstrand (DZ/F ab 190 Euro).
  • Pauschal mit SZ-Reisen: Aktivreise, Flug, mit fünf Wanderungen, 7Ü/HP, drei Termine, ab 1.499 Euro p.P. im DZ; Flugreise, 7Ü/HP, drei Termine, ab 1.419 Euro p.P. im DZ
  • Einkehren: Im Restaurant Maiami stellt Inhaberin Alexandra Manousakis, die zugleich auch Künstlerin ist, ihre Bilder und ihre Keramik aus. Gut speisen lässt es sich auch im Restaurant Salis, das sich ebenfalls am alten Hafen befindet. Einen guten Blick auf den Hafen hat man von der Dachterrasse des Restaurants Pallas.
  • Preise: Ein Milchkaffee am Hafen kostet drei Euro, Fleischgerichte zwischen sieben und 15 Euro, mit Meeresfrüchten zwischen zehn und 20 Euro, Fischgerichte ab 15 Euro. Die Preise für Benzin und Diesel sind ähnlich wie in Deutschland.
  • Die Recherche wurde unterstützt von Marketing Greece.