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Künstler will Farbe auf den Boulevard in Riesa bringen

Dominic Glöß hat schon das Offene Jugendhaus mitgestaltet. Jetzt ist ein Durchgang an der Hauptstraße dran. Die Inspiration soll von den Riesaern kommen.

Von Stefan Lehmann
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Dominic Glöß vorm Offenen Jugendhaus. Der gebürtige Riesaer hat das rechte Drittel der Fassade im Hintergrund gestaltet.
Dominic Glöß vorm Offenen Jugendhaus. Der gebürtige Riesaer hat das rechte Drittel der Fassade im Hintergrund gestaltet. © Sebastian Schultz

Riesa. An den Durchgang von der Hauptstraße Richtung Goethestraße kann sich Dominic Glöß noch aus Kindheitstagen erinnern. Genauer gesagt, an die Pizzeria, die damals noch dort ansässig war. "Ich glaube, ich habe dort meine erste Pizza gegessen", sagt der 28-Jährige und schmunzelt.

Die Pizzeria gibt es schon Ewigkeiten nicht mehr, mittlerweile ist an der Stelle ein Parkplatz. Und der Durchgang zwischen Fahrschule und Innenstadt-Büro könnte angesichts beschmierter Wände auch etwas neue Farbe vertragen.

Genau dafür will Dominic Glöß sorgen. Seine Kindheit verbrachte er in Zeithain, seit einiger Zeit lebt der gelernte Mediengestalter in Dresden. In Riesa hat er zuletzt gemeinsam mit Jugendlichen und anderen Künstlern die Fassade des Offenen Jugendhauses am Bahnhof neu gestaltet. Daneben ist er vor allem in Großstädten aktiv, zuletzt etwa in Berlin, Duisburg und Leipzig.

Es gibt schon Kontakt mit den Hauseigentümern, doch eine Auftragsarbeit im ganz herkömmlichen Sinn soll die angedachte Wandmalerei nicht werden. Stattdessen will Glöß Ideen und Erlebnisse sammeln, die die Riesaer mit dem Durchgang oder der Hauptstraße verbinden. "Die Idee sieht so aus, dass ich sechs, sieben Tage am Stück ein Atelier in der Innenstadt beziehe."

Der Durchgang zwischen Innenstadt-Büro und Fahrschule soll umgestaltet werden. Dazu sammelt Dominic Glöß Inspiration.
Der Durchgang zwischen Innenstadt-Büro und Fahrschule soll umgestaltet werden. Dazu sammelt Dominic Glöß Inspiration. © Sebastian Schultz

Im Ladenlokal an der Ecke Schloßstraße/Rathausplatz könne man ihm dann über die Schulter schauen und mit ihm ins Gespräch kommen. "Ich hoffe auch auf ältere Riesaer, die mir erzählen können, was hier früher auf der Hauptstraße los war, aber genauso auf Kinder, die mir von ihren Erlebnissen berichten." Das alles soll dann Inspiration für die Entwürfe sein. Starten will er schon am Sonntag, 17. September. Am darauffolgenden Freitag sollen die Ergebnisse in einer Vernissage vorgestellt werden.

Ein kleines Budget für die Aktion gibt es dank der Kulturstiftung des Freistaats Sachsen, später könnte womöglich noch Geld aus dem Riesaer Verfügungsfonds hinzukommen. Etwa, wenn es an die Umsetzung geht. Eine hundertprozentige Garantie, dass die Fassade dann nicht mehr beschmiert wird, sind zwar auch solche Grafitti nicht. Aber zumindest gibt es die Chance, dass sich mancher Sprüher zweimal überlegt, an dieser Stelle die Dose zu zücken. Und in jedem Fall hätten die Riesaer dann ein Stück Kunst, mit der sie sich identifizieren und an der sie ihren Anteil haben, so die Idee.

So eine Art der Bürgerbeteiligung ist auch für ihn neu, erzählt Dominic Glöß. "Mal gucken, was noch geht und ob sich das Format auf andere Städte übertragen lässt." Er freue sich jedenfalls, in seiner Heimat etwas gestalten zu können. Das Potenzial in Riesa sei eigentlich noch groß. "Ich sehe das auch als Möglichkeit, Grenzen zu durchbrechen." Grundsätzlich gebe es in der Stadt genügend Flächen, die sich beispielsweise anlässlich der Stadtfeste gemeinsam mit den Riesaern gestalten ließen. "Ich hätte jedenfalls Bock, hier mehr zu machen!"

Dominic Glöß' Atelier ist vom 17. bis 22. September in der Kernzeit von 11 bis 16 Uhr besetzt, jeweils 16 bis 17 Uhr ist eine offene Atelierstunde geplant. Es sei aber durchaus denkbar, dass er auch mal länger da ist, sagt Glöß und lächelt. Man sehe ja, wenn noch Licht brennt.