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Riesa: Maßnahmen für die Leerstands-Initiative

Die Stadt will mehrere leere Ladenlokale abmieten und dort Gründern eine Chance geben. Jetzt sind die ersten Vor-Ort-Begehungen angelaufen.

Von Stefan Lehmann
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Gutachter Thomas Eisenreich und Innenstadtmanagerin Anja Dietel in einem der Ladenlokale, die künftig über die Kooperative Leerstand wiederbelebt werden könnten.
Gutachter Thomas Eisenreich und Innenstadtmanagerin Anja Dietel in einem der Ladenlokale, die künftig über die Kooperative Leerstand wiederbelebt werden könnten. © Andreas Weihs

Riesa. Die Schaufenster sind mit Folie bedeckt, ins Ladenlokal geht es momentan nur über den Liefereingang. Anja Dietel und Thomas Eisenreich werden schon von der Eigentümerin in Empfang genommen. Von der Eingangstür geht's über eine kleine Küche ins Geschäft: ein langgestreckter, gefliester Raum. Wird hier demnächst ein Gründertraum in Erfüllung gehen? Architekt Thomas Eisenreich zückt Klemmbrett und Entfernungsmesser.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Innenstadtmanagerin Anja Dietel erstmals über die "Kooperative Leerstand" informierte. Ungenutzte Läden in der Innenstadt sollen so wiederbelebt werden. Es geht, grob gesagt, um Risikominimierung. Gründer sollen ausprobieren können, ob ihr Konzept funktioniert. Die Stadt springt dafür als Scharnier ein, sie mietet leer stehende Ladenlokale von den Eigentümern ab und dann an die Unternehmer weiter. 85 Prozent der Miete wird die Stadt Riesa bis zu zwei Jahre lang übernehmen.

Fünf Projektideen gibt es mittlerweile für den Versuch. Nun geht es darum, dafür geeignete Immobilien zu finden. Eine davon ist das Ladenlokal an der Hauptstraße, in dem Anja Dietel nun mit Thomas Eisenreich steht. Der Diplomingenieur für Architektur ist von der Stadt als Fachgutachter beauftragt worden. Beim ersten Termin geht es um eine Oberflächen-Kontrolle, erklärt er. "Was wäre zu tun, damit das Objekt vermietungsfähig wird?", so umreißt er die Aufgabenstellung.

Einige Lokale stehen schon zehn Jahre leer

Gut eine Handvoll Vermieter hatten sich auf den ersten städtischen Aufruf hin gemeldet, auf einige war die Innenstadtmanagerin auch aktiv zugegangen. Der Zustand ist sehr unterschiedlich. Teils stehen die Lokale bereits gut zehn Jahre lang leer; da leidet teils natürlich der Zustand. Einen kleineren Schaden finden Anja Dietel und der Gutachter auch im ersten Ladenlokal: Die Stufe in Richtung Geschäftsraum ist beschädigt. Vielleicht ein Fall für zusätzliche Fördermittel. Eine Änderung im zugehörigen Förderprogramm "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren" (ZIZ) ermögliche nun, dass auch Schönheitsreparaturen zu 30 Prozent gefördert werden. Das könne womöglich hier greifen.

Thomas Eisenreich misst derweil noch einmal die Deckenhöhe. Das Aufmaß ist besonders wichtig: "Bei mehr als 100 Quadratmeter Fläche ist ein zweiter Fluchtweg nötig." Das gilt es bei der Suche nach den passenden Projekten für die Immobilien zu bedenken. Welches der Vorhaben zu welchem Laden passen könnte, dazu mache sie sich schon Gedanken, sagt Anja Dietel. Der geflieste Fußboden vor Ort ermögliche beispielsweise eher eine Nutzung als Werkstatt, als das bei Teppich der Fall wäre. In Stein gemeißelt ist in der Hinsicht aber noch nichts.

"Was war hier vorher drin?", fragt Eisenreich noch. Die junge Frau, die durchs Objekt führt, überlegt kurz. Es müsste ein Nagelstudio gewesen sein. Ein paar Unterlagen benötigt der Gutachter dann noch. Neben dem Gesamteindruck geht es bei den Begehungen auch um Elektrik und Heizungsanlagen. Gerade nach langem Leerstand sei immer die Frage, ob letztere noch funktioniere. Die Ladenlokale, die das Duo begutachtet, seien aber voraussichtlich relativ schnell vermietbar, sagt Anja Dietel.

  • Über die Kooperative Leerstand und den "Umbaubonus" für die beteiligten Vermieter informiert die Innenstadtmanagerin am Dienstag, 7. November, um 15 Uhr im Klosterratssaal. Außerdem werden dort die ersten Ergebnisse der öffentlichen Umfrage zur Innenstadt vorgestellt, die bis Ende August lief und an der sich 281 Personen beteiligt haben.