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Riesa sucht Ideen gegen Ödnis in der Innenstadt

Nicht nur am Boulevard stehen viele Läden leer. Mit einem neuen Projekt und Steuergeld soll dem Zustand zumindest zeitweise abgeholfen werden.

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Wer vom Durchgang der Goethestraße auf den Boulevard kommt, blickt auf Leerstand. Laut Stadtverwaltung steht jedes vierte Ladenlokal in der Fußgängerzone leer.
Wer vom Durchgang der Goethestraße auf den Boulevard kommt, blickt auf Leerstand. Laut Stadtverwaltung steht jedes vierte Ladenlokal in der Fußgängerzone leer. © Foto: SZ/Eric Weser

Riesa. Rund 60 und damit ein gutes Viertel der 240 Ladenlokale am Riesaer Boulevard steht nach Angaben des Rathauses leer. Zuletzt gab es immer wieder Nachrichten, dass Geschäfte sich verabschieden. Dass sich die Entwicklung grundlegend umkehrt, gilt bei Experten als nahezu unmöglich. Eher scheint der Weggang weiterer Geschäfte wahrscheinlich. Bleibt die Frage: Wie umgehen mit der Verödung der Innenstädte, die längst nicht nur Riesa betrifft?

Das soll jetzt mit Hilfe eines Projekts herausgefunden werden, dessen Fäden bei Riesas Innenstadtmanagerin Anja Dietel zusammenlaufen. Es nennt sich „Kooperative Leerstand“. Am Dienstag, 9. Mai, wird das mit einer sechsstelligen Fördersumme unterstützte und bis 2025 angelegte Vorhaben bei einer öffentlichen Informations-Veranstaltung (siehe Artikelende) allen Interessierten im Detail vorgestellt.

Miete wird gefördert

Zur Kernidee gehört, Gebäudeeigentümer mit Leerstandsflächen an der Haupt- und der Goethestraße auf der einen Seite und Menschen mit Nutzungsideen für die Räume auf der anderen Seite zusammenzuführen. Konkret könnte das zum Beispiel so aussehen: Hier gibt es eine Bürgerinitiative aus älteren Damen, die einen Raum für Treffen sucht. Oder jemanden, der gern eine Galerie betreiben will, aber das bisher scheut. Dort gibt es Hauseigentümer, die sich vorstellen können, ihre Ladenlokale dafür herzugeben.

Die „Kooperative Leerstand“ will nicht nur die Frauen oder den potenziellen Galerie-Betreiber mit Vermietern zusammenbringen. Mithilfe der verfügbaren Bundesgelder soll erleichtert werden, dass es zur Vermietung der Leerstandsflächen kommt, indem ein hoher Prozentsatz der Mietzahlung über Fördergelder für bis zu zwei Jahre abgedeckt wird.

Teufel im Detail

Was zunächst relativ einfach klingen mag, birgt bei näherer Betrachtung jedoch Tücken, wird im Gespräch mit Innenstadtmanagerin Anja Dietel über das Projekt deutlich. Denn nicht jede Immobilie eignet sich für jede Idee und Nutzung.

Schon das Baurecht lässt nicht ohne Weiteres zu, dass ein vormals als Bäckerei genutzter Laden zum Beispiel plötzlich zur Räumlichkeit etwa für Kinderbetreuung wird. Bei manchen Häusern könnte der Bauzustand die Umsetzung bestimmter Ideen behindern. Je nachdem, ob eine Privatperson oder ein Gewerbetreibender als Mieter auftritt, kann eine Mietförderung zudem unterschiedlich ausfallen. Auch die Projektdauer ist auf zwei Jahre begrenzt.

Ebenso sind die Gelder endlich: 250 Millionen Euro hat der Bund an 228 Kommunen verteilt; Riesa hat nach eigenen Angaben 200.000 Euro abbekommen und steuert aus dem eigenen Haushalt reichlich 65.000 Euro bei. Innenstadtmanagerin Anja Dietel geht davon aus, dass etwa acht Objekte bei dem Projekt befristet angemietet werden können.

"Testen, testen, testen"

Wie so oft kann es also knifflig werden, wenn es an die Detailfragen geht. Trotz alledem sei die „Kooperative Leerstand“ eine Chance, findet Anja Dietel. Es gehe darum, auszuloten, was möglich sei. Mit den anderen Kommunen, die im Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung vertreten sind, sollen dazu auch Erfahrungen ausgetauscht und so Möglichkeiten gefunden werden, wie sich Innenstädte attraktivieren lassen. Das Credo dabei laute „Testen, testen, testen“, so die Innenstadtmanagerin. Wer dabei in Riesa mitmachen wolle – als Ideengeber, Raumnutzer oder Immobilieneigentümer – sei herzlich eingeladen. (SZ/ewe)

  • Details zum Projekt erläutern Stadtverwaltung und Innenstadtmanagement am Dienstag, 9. Mai, ab 15 Uhr im Klosterratssaal (hinterm Rathaus). Ansprechpartnerin: Anja Dietel, 03525 6570338, [email protected]