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"Unsere Mieten liegen deutlich unterm Riesaer Mietspiegel"

Mitten in der Stadt wird an Wohnhäusern gebaut. Ein Gespräch mit der Chefin der Wohnungsgenossenschaft Riesa über Bauprojekte, Leerstand und Mieten.

Von Christoph Scharf
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Der Wohnblock Klötzerstraße 16 a-c in Riesa wird saniert – aus 36 alten werden 30 moderne Wohnungen. Ein Eingang musste für die Baumaßnahme weichen.
Der Wohnblock Klötzerstraße 16 a-c in Riesa wird saniert – aus 36 alten werden 30 moderne Wohnungen. Ein Eingang musste für die Baumaßnahme weichen. © Sebastian Schultz

Riesa. 3.500 Wohnungen gehören zum Bestand der Wohnungsgenossenschaft Riesa, die nach der städtischen WGR der zweitgrößte Vermieter der Stadt ist. Das sind 51 Wohnungen weniger als im Jahr davor. Genossenschafts-Chefin Kerstin Kluge steht Rede und Antwort.

Frau Kluge, was für Bauvorhaben hat die Wohnungsgenossenschaft dieses Jahr?

In diesem Jahr beginnen wir mit der Sanierung des Wohngebäudes Klötzerstraße 16 a bis c. Das Gebäude wurde 1980 errichtet und verfügt über 36 Wohnungen. Nach der Komplexsanierung werden 30 Wohnungen mit komfortablen Grundrissen entstehen. Neben der Heizungsumstellung auf eine moderne Zweirohrheizung mit zentraler Warmwasserbereitung werden auch die gesamte Elektrik sowie alle Fenster und Türen im Haus erneuert. Moderne Fußbodenbeläge und neue Tapeten werden das Bild der neuen Wohnungen abrunden. Fast alle Badezimmer sind mit einer Badewanne, einer bodengleichen Dusche und einem Waschmaschinenanschluss ausgestattet. Ebenfalls neu in diesen Wohnungen sind die geräumigen Küchen. Der eingebaute Aufzug wird den Wohnkomfort deutlich erhöhen. Das Haus erhält eine neue Fassade mit einem Wärmedämmverbundsystem und großzügige Balkone. Bezugsfertig werden die Wohnungen ab März 2023 sein. Um Baufreiheit für die Sanierung der Objekte Klötzerstraße 16 und 18 zu schaffen, musste der Hauseingang 20 a mit zwölf Wohnungen weichen.

Was steht noch an?

Im Hochhaus Magdeburger Straße werden in den Hauseingängen die Wohnungszuleitungen erneuert. Dafür sind 185.000 Euro geplant. Doch umfassender als vorher geplant, erfolgt eine Sanierung des Parkplatzes auf der Klötzerstraße mit 370.000 Euro. Dabei wird die Größe der Stellflächen den neuen Anforderungen angepasst. Ebenso wird in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken eine Ladesäule für E-Autos errichtet. Für das Jahr 2022 werden für Instandhaltung, Instandsetzung und Modernisierung 7,5 Millionen Euro geplant. Seit mehreren Jahren investieren wir auch in die Aufwertung unserer Vorgärten und Außenanlagen, um noch mehr Grün in unsere Wohngebiete zu bringen.

Kerstin Kluge ist Chefin der Wohnungsgenossenschaft Riesa.
Kerstin Kluge ist Chefin der Wohnungsgenossenschaft Riesa. © Sebastian Schultz

Wo wird aktuell noch gebaut?

Im letzten Quartal 2021 hatten wir am Objekt Schillerstraße 12 im Innenhof Balkone angebaut. Auf der Wagnerstraße werden ab Mitte Februar ebenfalls Balkone nachgerüstet. In Strehla auf der Oschatzer Straße werden wir die Wohnungseingangstüren wechseln, Fensterlaibungen und Fassadenschäden ausbessern sowie den Wirtschaftsweg mit einer Schwarzdecke versehen. Das Budget dafür beläuft sich auf 155.000 Euro. Für die Instandhaltung der Wohnungen sowie für das Herrichten von Leerwohnungen sind zwei Millionen Euro eingeplant.

Wie waren die Auswirkungen durch die Pandemie-Regeln: Waren genug Handwerker zu finden und ausreichend Material lieferbar?

Wir haben über die letzten Jahre mit einem festen Stamm an Handwerkern zusammengearbeitet. Natürlich waren in den Handwerksfirmen auch Ausfälle durch Corona bedingt. Wesentliche Auswirkungen gab es keine. Die Übergabe der Wohnungen auf dem Karl-Marx-Ring 26 bis 32 erfolgte exakt nach dem Bauablaufplan. Jedoch ist in den letzten Jahren ein deutlicher Anstieg der Preise bei den Handwerkerleistungen bzw. den Baupreisen bei der Sanierung zu verzeichnen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie betrafen auch die Abläufe in unserer Genossenschaft. Die Lebenshaltungskosten und Baupreise sind auf einen langjährigen Höchstpreis geklettert.

Ein Blick auf die Balkone des zuletzt von der Wohnungsgenossenschaft Riesa sanierten Gebäudes Karl-Marx-Ring 26 bis 32.
Ein Blick auf die Balkone des zuletzt von der Wohnungsgenossenschaft Riesa sanierten Gebäudes Karl-Marx-Ring 26 bis 32. © Wohnungsgenossenschaft Riesa
Nicht wiederzuerkennen: die geräumigen Bäder mit Tageslicht am Karl-Marx-Ring.
Nicht wiederzuerkennen: die geräumigen Bäder mit Tageslicht am Karl-Marx-Ring. © Wohnungsgenossenschaft Riesa
Bei der Sanierung an der Karl-Marx-Allee entstand auch dieser Spielplatz hinter dem Haus.
Bei der Sanierung an der Karl-Marx-Allee entstand auch dieser Spielplatz hinter dem Haus. © Wohnungsgenossenschaft Riesa

Wie steht es aktuell beim Thema Rückbau? Zuletzt hatte etwa der Block an der Steyerstraße für gewisse Aufregung gesorgt.

Ein Komplettabriss eines Wohngebäudes wird immer bei den betroffenen Mietern für Aufregung und Unverständnis sorgen. Das kann man ja verstehen. Aber die demografische Entwicklung zwingt uns, auch weiterhin abzureißen oder Etagen zurückzubauen. Die Zahl der Einwohner der Stadt Riesa ist ja nun deutlich unter 30.000 gerutscht. Die Gestaltung der Freifläche zu Erholungszwecken ist in der Planung. In Angliederung an die benachbarte städtische Freifläche „Rentnerdreieck“ haben wir bereits die Zuwegung erweitert und eine Bank aufgestellt und Gehölze angepflanzt. Im ersten Halbjahr wird das Wohngebäude Werner-Seelenbinder-Straße 2 bis 6 mit 36 Wohnungen komplett zurückgebaut. Im nächsten Jahr ist der Abriss des Gebäudes Clara-Zetkin-Ring mit 45 Wohnungen geplant.

Schmuck geworden: der sanierte Wohnblock Karl-Marx-Ring 26 bis 32.
Schmuck geworden: der sanierte Wohnblock Karl-Marx-Ring 26 bis 32. © Wohnungsgenossenschaft Riesa

Ursache für den Rückbau dürfte der Leerstand sein. Wie hat der sich zuletzt entwickelt – und wie sehen die Prognosen aus?

Die Ursache für den Rückbau ist die demografische Entwicklung der Stadt Riesa mit dem Rückgang der Einwohner und der Überalterung. Der Leerstand in Riesa und Umgebung liegt bei etwa 15 Prozent. Ende 2021 betrug der Leerstand mit 406 Wohnungen 11,6 Prozent (im Vorjahr 10,4 Prozent) und konzentriert sich hauptsächlich auf die oberen Etagen. Etwa 6,5 Prozent werden davon wegen geplanten Abriss- und Modernisierungsmaßnahmen nicht mehr vermietet. Insgesamt liegt unser Leerstand unter dem Riesaer Durchschnitt. Nach der Sanierung der Objekte in der Klötzerstraße wird sich der Leerstand auf neun Prozent einpegeln. Die weitere Umsetzung der Maßnahmen für Abriss und Rückbau laut Stadtentwicklungskonzeption der Stadt Riesa wird sich tendenziell positiv auf die Leerstandsentwicklung der Genossenschaft auswirken.

Zeitgemäße Wohnungen haben ihren Preis: Wie entwickelt sich der Quadratmeterpreis bei den Neuvermietungen – und wie liegt das im Vergleich bei den Bestandsmietern?

Der örtliche Wohnungsmarkt ist gekennzeichnet von einem deutlichen Überangebot sowie Differenzierung des Wohnungsmarktes nach preiswerten Wohnungen einerseits und anspruchsvolleren Wohnformen andererseits. Immer mehr Mieter wünschen eine Wohnung ohne Schwellen und mit einer bodengleichen Dusche. Die durchschnittliche Wohnungsmiete in Höhe von 4,64 Euro je Quadratmeter ist im Vergleich zum Vorjahr um fünf Cent leicht gestiegen. Unsere Mieten liegen deutlich unter dem Rahmen des Riesaer Mietspiegels. Mieter bei sächsischen Genossenschaften mit einer vergleichbaren Wohnungsanzahl zahlen im Schnitt 15 bis 20 Cent mehr Nutzungsgebühr. Eine moderate Erhöhung der Nutzungsgebühren wird in den nächsten Jahren unumgänglich sein. Ein wesentliches Erhöhungspotenzial wird vor dem Hintergrund der Einkommensverhältnisse der Mieter für die nächsten Jahre nicht gesehen. Bei Neuvermietung zahlen die Mieter 10 bis 15 Cent je Quadratmeter mehr Nutzungsgebühr – in Abhängigkeit von der jeweiligen Ausstattung.