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Jacobsthal: Mit der Drohne aufs Solardach geschaut

André Quehl sieht sich aus der Luft Fotovoltaikanlagen genauer an, um Energieverluste und auch Brände zu vermeiden.

Von Jörg Richter
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André Quehl aus Jacobsthal kontrolliert mit seiner Drohne die Funktionstüchtigkeit von Solardächern.
André Quehl aus Jacobsthal kontrolliert mit seiner Drohne die Funktionstüchtigkeit von Solardächern. © Jörg Richter

Jacobsthal. André Quehl ist einer der neun Leute, die im vergangenen Jahr in die Jacobsthaler Feuerwehr eingetreten sind. Mit einem Mal hatte sie dadurch doppelt so viele aktive Kameraden wie vorher. Ein Feldbrand im vergangenen Sommer war dem Dorf gefährlich nahegekommen und hatte die neun Männer animiert, die Reihen der hiesigen Feuerwehr zu stärken.

Das Ereignis habe ihm gezeigt, wie wichtig es ist, sich gemeinsam für den Brandschutz zu engagieren, sagt der 38-Jährige. Seitdem warte er auf einen günstigen Termin für einen Grundlehrgang für Feuerwehrmänner. Auch wenn er noch keinen passenden gefunden hat, beruflich leistet er bereits vorbeugenden Brandschutz.

Denn in seinem Nebenjob kümmert sich der Energie- und Umweltingenieur um die Funktionstüchtigkeit von Solaranlagen. Diese können, wenn man sie nicht regelmäßig kontrolliert, Brände auslösen. Verursacht werden kann das durch defekte Solarpanels, die überhitzen können.

Entdeckt: Solarplatten nicht angeschlossen

Das kann jedem, der eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach hat, passieren. "Er muss daran nicht schuld sein", sagt Quehl. "Alles steht und fällt mit den Chargen." Es könne immer mal eine dabei sein, die nicht hundertprozentig in Ordnung ist. Genauso wie bei den berühmt-berüchtigten Montagsautos, die hin und wieder Probleme bereiteten.

André Quehl kommt den defekten Solarplatten mit seiner Drohne auf die Schliche. Diese ist mit einer Wärmebildkamera ausgerüstet. Sie erkennt sofort Temperaturunterschiede, die darauf hindeuten, dass etwas an den Fotovoltaikanlagen nicht so funktioniert, wie es eigentlich soll. Es muss ja nicht sofort ein Kurzschluss und ein daraus resultierender Brand sein.

Der Jacobsthaler hat mit seiner Drohne schon manche Solarplatte ausfindig gemacht, die nicht den erhofften Energieertrag lieferte. Das wirkt sich auf die gesamte Strombilanz einer Fotovoltaikanlage aus. Denn schließlich rechnen die Besitzer mit jeden Quadratzentimeter, mit dem Sonnenenergie eingefangen und in Strom umgewandelt werden soll.

Quehl hat schon ganze Reihen von Solarplatten auf Dächern entdeckt, die nicht funktionierten. "Da wurde einfach vergessen, sie anzuschließen", erzählt er. Das wäre wohl nicht aufgefallen, wenn er nicht mit seiner fliegenden Wärmebildkamera mal nachgeschaut hätte.

Er empfiehlt eine Inspektion alle vier bis fünf Jahre. Die erste Inspektion hält er nach dem ersten Winter für wichtig. "Da kann man gut erkennen, ob es Installationsfehler gibt", sagt André Quehl. Gerade bei einer Überprüfung sei es wichtig, dass sie unabhängig ist und nicht von der Firma gemacht wird, die die Solaranlage installiert hat. Dadurch lassen sich Garantieansprüche besser dokumentieren und durchsetzen.

Zu seinem Service gehören aber nicht nur Kontrollflüge mit der Drohne, sondern auch eine Beratung im Vorfeld. Auch sie sollte unabhängig von den Installationsfirmen sein. Damit könnten sich die Hausbesitzer klar werden, wie groß ihre Solaranlage auf dem Dach sein soll. Dabei spricht er über den aktuellen Stromverbrauch, ob man sich ein E-Auto anschaffen möchte und wann Elektrogeräte im Haushalt genutzt werden. Denn am besten ist, dass Strom verbraucht wird, wenn er auf dem eigenen Dach selbst produziert wird.

Spülmaschine an, wenn Sonne scheint

Quehl ist davon überzeugt, dass private Solaranlagen das Nutzungsverhalten der Besitzer in Zukunft beeinflussen werden. Schon heute kann man die Arbeitszeiten von Wasch- und Spülmaschinen einstellen, damit sie tagsüber laufen, wenn die Sonne scheint.

Darüber hinaus helfen Energiespeicher, auch nachts eigenen Solarstrom verbrauchen zu können und nicht aufs Stromnetz angewiesen zu sein. Allerdings würden auch hier manche Anbieter von Solaranlagen die größtmöglichen Speicher empfehlen. "Oft ist da auch viel Panikmache dabei", weiß Quehl. Aus Furcht vor einem großen Blackout kaufen sich die Leute große, teure Speicher, die zwei, drei Tage die Stromversorgung eines Eigenheims aufrechterhalten.

"Aber der größte Speicher macht nicht immer Sinn", so Quehl. Auch stimme es nicht, dass man sich mit einer Solaranlage und einem Speicher von der Stromversorgung komplett unabhängig macht. Der Ingenieur, der an der BA Riesa studiert hat, schätzt: "Wenn man es schafft, zu 60 bis 70 Prozent autark zu sein, ist man schon gut."

Zu viel Sonne, das heißt Hitze, sei auch nicht gut. Bei mehr als 25 Grad Celsius sinke die Leistung. Quehl spricht ab etwa dieser Temperatur von einem thermischen Verlust von 0,3 Prozent pro Grad Celsius. Die ertragreichsten Monate seien April und Mai. Im Winter gehen die Erträge gegen null. - Trotzdem ist Quehl überzeugt, dass sich eine Solaranlage lohne.