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Jahnishausens Schlossretter feiern Geburtstag

Seit 20 Jahren sorgt der Verein Accademia Dantesca in Riesa-Jahnishausen für kulturelle Höhepunkte. Ein großes Ziel rückt jetzt immer näher.

Von Stefan Lehmann
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Peter Griepentrog, Inka Engler und Brigitte Reich (vlnr) vor dem Schloss Jahnishausen. Am Wochenende feiert ihr Verein 20. Geburtstag.
Peter Griepentrog, Inka Engler und Brigitte Reich (vlnr) vor dem Schloss Jahnishausen. Am Wochenende feiert ihr Verein 20. Geburtstag. © Sebastian Schultz

Riesa. Es war Ostern 2003, als erstmals das Leben auf Schloss Jahnishausen zurückkehrte. Damals liefen die Planungen auf Hochtouren, das erste Hofgebäude für die Lebenstraumgemeinschaft zu sanieren. Die ersten Impulse kamen von außen, sagt Inka Engler. "Und ein paar Monate später haben wir die ersten Fenster geöffnet." Ein Männerchor sang kurz darauf in der Schlosskapelle. Es war der Anfang, der schließlich zur Gründung des Vereins "Accademia Dantesca" führte.

20 Jahre später sitzt Inka Engler gemeinsam mit Peter Griepentrog und Brigitte Reich im Garten der Lebenstraumgemeinschaft. Am kommenden Wochenende begeht der Verein aus dem Riesaer Ortsteil sein Jubiläum. Geplant ist am Sonnabend, 24. Juni, ein Festakt samt Theaterstück in der Schlosskirche Jahnishausen. Schon zuvor wird der Verein einige Gönner zur Führung durch den früheren Sommersitz des Königs Johann von Sachsen. Der hatte sich zeitlebens mit Dante Alighieris Göttlicher Komödie beschäftigt und später den Diskussionskreis "Accademia Dantesca" gegründet - daher rührt auch der Vereinsname.

Idylle im Grünen: Seit Anfang der 2000er-Jahre kümmern sich Lebenstraumgemeinschaft und Verein um das Schloss Jahnishausen.
Idylle im Grünen: Seit Anfang der 2000er-Jahre kümmern sich Lebenstraumgemeinschaft und Verein um das Schloss Jahnishausen. © Sebastian Schultz

Die königliche Residenz einmal wieder vollständig zu sanieren, war vor 20 Jahren aber eher nicht das Ziel. "Wir wollten von vornherein schauen, was möglich ist", sagt Peter Griepentrog. Und Inka Engler erzählt, der Fokus sei zunächst noch auf dem Dach gewesen, um weitere Schäden zu verhindern. Ehe die Arbeiten aber losgehen konnten, musste der Verein das Schloss erst einmal von der Gut Jahnishausen eG übernehmen. 2017 war das. "Danach ging es mit großen Schritten voran", so Peter Griepentrog. Es folgten Bauarbeiten an Dach und Fassaden. Unliebsame Überraschungen blieben dabei nicht aus. Zuletzt war da der Hausschwamm, der die Sanierung verzögerte.

Der Bau ist aber nur die eine Seite der 20-jährigen Vereinsgeschichte. "Im Grunde gab es verschiedene Phasen", erklärt Inka Engler. Anfangs hätten Veranstaltungen aus den Bereichen Kultur, Bildung und Kommunikationsformen im Mittelpunkt gestanden, das Miteinander. Die restauratorischen Themen seien erst später dazugekommen. "Es tauchten auch immer Leute auf mit Kontakten", sagt Engler. Auch zum Denkmalschutz habe man seit Jahren gute Kontakte. Parallel organisierte Accademia Dantesca regelmäßige Dante-Symposien.

Nachwuchs dringend gesucht

Die Arbeit der etwa 30 Vereinsmitglieder hat etwas bewegt in dem kleinen Ort. "Jahnishausen ist ein kultureller Ort geworden", sagt Brigitte Reich. Mittlerweile gebe es Kontakte zum Wohnkulturgut Gostewitz und zum Schlosskirchenverein in Jahnishausen. Ein Agroforst-Projekt in Nickritz unterstützt der Verein, auch in der Flüchtlingsarbeit waren die Mitglieder aktiv. Menschen aus Syrien, Libyen und Tschetschenien lernten bei ihnen Deutsch. "Fünf davon haben mittlerweile ihre Ausbildung beendet", erzählt Brigitte Reich. "Sie sind jetzt Koch, Elektriker, Altenpflegerin oder Rettungssanitäter."

Kunst und Kultur spielen auch heute noch eine große Rolle. Davon zeugen auch die Tafeln, die der Verein am Wochenende präsentieren und anschließend für kurze Zeit im Schlosspark aufstellen möchte. Sie bilden ab, was in 20 Jahren alles passiert ist. "Von Shakespeare hatten wir schon alles auf der Bühne", sagt Brigitte Reich. Zuletzt bekam ein Stück der Jahnishausener den Amateurtheaterpreis. Es thematisiert Kriegstraumata und wie sie bis in die folgenden Generationen wirken und wird demnächst ein letztes Mal in Großenhain zu sehen sein.

Führungen durchs Schloss gibt es auch nach wie vor - und sie sind immer noch gefragt, sagt Peter Griepentrog. Fünf bis zehn Interessierte fänden sich nach wie vor aller 14 Tage - und sie kommen nicht nur aus dem Landkreis. Griepentrog erinnert sich etwa an Touristen aus dem Ruhrgebiet. "Die Leute sind meistens sehr interessiert." Im kommenden Jahr könnte ein großes Ziel des Vereins erreicht sein: Dann soll das Schloss so weit fertiggestellt sein, dass man die ersten Räume wieder nutzen kann. Vor allem aber hoffen die Jahnishausener auf Nachwuchs. Die Aktiven sind jetzt über 70, es brauche dringend auch junge Leute. "Vielleicht findet sich ja über die Feiern am Wochenende jemand", hofft Peter Griepentrog.

  • Zu 20 Jahren Accademia Dantesca ist am 24. Juni, 18 Uhr, in der Schlosskirche das wortlose Theaterstück "Männerträume im Grünen" zu sehen.
  • Die Tafeln zur Vereinsgeschichte sollen am Sonntag, 25. Juni, von 11 bis 17 Uhr im Schlosspark aufgestellt werden.
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