Lichtensee. Ruhe ist eingekehrt. Endlich. In der vergangenen Woche wurde damit angefangen, die Verbindungsstraße zwischen Wülknitz und Lichtensee zu bauen. Seitdem fahren auch nicht mehr so viele Autos die Bahnhofstraße in Lichtensee entlang. Eine Stille, die manchem Anwohner fast schon gespenstig vorkommt. Bei einigen kommen auch Erinnerungen hoch an eine Zeit, als es noch deutlich weniger Verkehr gab. Nicht nur in Lichtensee.

"Wir haben mit Nachbarn darüber geulkt, dass wir jetzt wieder wie früher auf unserer Straße Federball spielen können", erzählt eine Anwohnerin, die nicht namentlich genannt werden möchte. Die neu gewonnene Ruhe sei noch ungewohnt, aber angenehm.

Fenster vibrieren bei Lkw-Verkehr

Wenn Lkws und Traktoren die Bahnhofstraße in Lichtensee entlangfahren, würden nicht selten die Fenster vibrieren. Dann scheppere alles, mit dem die Fenster geschmückt sind, an die Scheiben. "Zum Glück sind unsere Kinder raus", sagt die Rentnerin. Da müsse sie sich nicht dauernd Gedanken darüber machen, dass ein Kind auf die Straße rennt und angefahren wird.

Aber es gibt noch einige junge Familien auf der Bahnhofstraße, die diese Sorge nach wie vor umtreibt. Sie können sich jetzt Hoffnung machen, dass auf ihrer Straße dauerhaft nicht mehr gerast wird. Zumindest dann, wenn sich Verkehrsteilnehmer an die Straßenverkehrsordnung halten.

Der Grund für die Hoffnung befindet sich ein paar Hundert Meter vorm Ortseingang. Ein Teil der Kreisstraße nach Wülknitz und auch die einmündende Panzerstraße sollen ausgebaut werden. Vor einer Woche haben die Bauarbeiten begonnen. Wenn sie voraussichtlich im Herbst beendet sind, soll sich auch die Vorfahrtsregelung am Abzweig Panzerstraße ändern.

Noch nie so realisierbar wie jetzt

Geplant ist, dass dann die Panzerstraße zur Hauptstraße wird. Die verlängerte Bahnhofstraße in Lichtensee wird dann zur untergeordneten Nebenstraße. Das sei auch eine Chance, die Höchstgeschwindigkeit innerorts auf der Bahnhofstraße von Tempo 50 auf Tempo 30 zu senken, argumentieren hiesige Gemeinderatsmitglieder. In den vergangenen Jahren hatten sie diesen Wunsch der Anwohner immer wieder in den Gemeinderat eingebracht. Doch nie war dessen Erfüllung so realisierbar wie jetzt.

Denn wenn die Bahnhofstraße in Lichtensee nicht mehr Kreisstraße ist, sondern zur Gemeindestraße herabgestuft wird, dann hat die Gemeinde Wülknitz das Sagen. "Wenn die Bahnhofstraße unsere Straße ist, dürfte Tempo 30 nichts mehr im Weg stehen", macht auch der Wülknitzer Bürgermeister Rico Weser (parteilos) Hoffnung.

Dafür muss aber noch die Bahnhofstraße offiziell umgewidmet werden und der Gemeinderat diesem Vorhaben wie auch der Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit zustimmen. Aber das dürfte nur eine Formalie sein. Denn quer über alle Fraktionen hinweg scheint es im Wülknitzer Gemeinderat viel Unterstützung dafür zu geben.