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Feuer im Solarpark bei Medessen - Schaden in Millionenhöhe

Auf dem Gelände des Solarparks Medessen hat es am Donnerstag gebrannt. Eine Person wurde verletzt. Inzwischen sind die Brandermittler vor Ort.

Von Catharina Karlshaus & Stefan Lehmann & Jörg Richter
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Zwei Feuerwehrmänner mit Atemschutz rücken im Priestewitzer Solarpark, Ortsteil Medessen, dem Feuer des brennenden Energiespeichers zu Leibe.
Zwei Feuerwehrmänner mit Atemschutz rücken im Priestewitzer Solarpark, Ortsteil Medessen, dem Feuer des brennenden Energiespeichers zu Leibe. © Daniel Schäfer

Priestewitz. Wegen eines Brandes sind Feuerwehren aus Großenhain, Priestewitz, Merschwitz und Glaubitz derzeit im Solarpark Medessen im Einsatz. Vor Ort brennt ein Speicher, auch ein Auto ist ausgebrannt. Nach Informationen von Sächsische.de gehörte es einem Monteur, der dort kurz vor 12 Uhr Wartungsarbeiten durchführen wollte. Er musste mit einer Verbrennung an der Hand ins Krankenhaus.

Momentan steigt eine schwarze Rauchsäule aus dem Brandgebiet auf, die Richtung Medessen und Blattersleben zieht. Anwohner werden gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten und Klimaanlagen abzuschalten. Autofahrer sollen das Gebiet weiträumig umfahren.

Die Feuerwehr ist momentan vor Ort, um den Container mit den brennenden Batterien zu kühlen. Aktiv löschen könne man den Brand nicht, sagt Einsatzleiter Kai Rosenthal-Kletzsch. Daher sei es auch noch nicht klar, wann der Einsatz beendet werden kann. Mittlerweile ist auch der ABC-Erkundungszug vor Ort. Er soll messen, inwiefern der entstehende Rauch giftig ist und wie hoch die Konzentration in der Luft ist.

Weithin sichtbar: die brennende Anlage im Solarpark Medessen.
Weithin sichtbar: die brennende Anlage im Solarpark Medessen. © SZ/Jörg Richter

Am 20. März vergangenen Jahres war das Solar-Speicher-Kraftwerk in Anwesenheit von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer eingeweiht worden. Eines, was es in dieser Form im Freistaat bis dato so noch nicht gegeben hatte. Herzstück der recht unauffällig aussehenden Anlage ist dabei der Großspeicher Intilion Scalecube - er basiert auf hochwertigen Lithium-Ionen Zellen - welcher die Energie des 13,5-Megawatt-Peak(MWp)-Solarparks zwischenspeichert. Eine, die damit das erste Projekt der sogenannten Innovationsausschreibung der Bundesnetzagentur gewesen ist, die in Sachsen ans Stromnetz gegangen ist.

Das Solar-Speicher-Kraftwerk im medialen Blickpunkt: Vor Ort im März 2023 dabei waren Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Intilion AG-CEO André Haudrock (Mitte) und Karsten Rogall, Geschäftsführer Stadtwerke Leipzig.
Das Solar-Speicher-Kraftwerk im medialen Blickpunkt: Vor Ort im März 2023 dabei waren Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Intilion AG-CEO André Haudrock (Mitte) und Karsten Rogall, Geschäftsführer Stadtwerke Leipzig. © Richter

Rund 36.000 Solarmodule erzeugen hier seitdem jedes Jahr 14 Millionen Kilowattstunden Energie, was für die Versorgung von 4.000 Haushalten reiche. Das System spare innerhalb von zwölf Monaten 9.500 Tonnen Kohlendioxid ein. Praktisch bedeutet das: Der Energiespeicher mit einer Kapazität von 3,7 Megawattstunden speicherten die Solarenergie zwischen und gebe diese bei Bedarf in das öffentliche Stromnetz ab.

"Unser Speicher trägt so zur Stabilität des Netzes bei und macht den klimafreundlichen Strom auch bei geringer oder keiner Sonneneinstrahlung nutzbar - beispielsweise nachts oder in den Abendstunden", erklärte Andre Haubrock, CEO der Intilion AG bei der Einweihung vor einem Jahr im Gespräch mit Sächsische.de.

Bitterer Tag für Unternehmen und Gemeinde

Wie groß der entstandene Schaden ist, lasse sich noch nicht genau beziffern. "Das ist nicht wenig Geld, was da gerade abbrennt", sagt Rico Haupt, der Geschäftsführer der Projektgesellschaft, die den Solarpark Medessen betreibt. Er geht von einem Schaden in Millionenhöhe aus.

Die Projektgesellschaft, zu der unter anderem auch die Stadtwerke Leipzig zählen, betreibt mehrere Solarparks in Sachsen. Wie Haupt bestätigt, sei es das erste Mal, dass ein Speicher in Brand geraten ist.

Der größere Teil der Anlage wäre gegenwärtig ausgeschaltet. Wann sie wieder vollständig in Betrieb gehen könne, sei momentan noch nicht absehbar. Im schlimmsten Fall dauere es ein halbes Jahr, bis ein neuer Speicher wieder aufgestellt und angeschlossen werden könne.


Unzweifelhaft ein bitterer Tag für das Unternehmen und die Gemeinde Priestewitz. Bürgermeisterin Manuela Gajewi könne sich nach eigenem Bekunden noch gut an den Tag der Einweihung erinnern. Selbstverständlich sei sie nach dem Bekanntwerden, dass es auf dem Areal brenne, sofort nach Medessen gefahren. Gemeinsam mit Meißens Kreisbrandmeister Thomas Fischer macht sich die Verwaltungschefin am Nachmittag nochmals ein Bild über die aktuelle Lage.

Diese habe sich gegen 16 Uhr merklich entspannt. Von einem Großbrand könne keine Rede sein. "Wir haben die Situation, dass sich in dem in Brand geratenen Gebäude ein Lithium-Akku befindet, der zwar kein offenes Feuer entwickelt, sondern mit sichtbarer Rauchbildung gewissermaßen geordnet herunterbrennen muss", erklärt Thomas Fischer.

Eine Gefahr für die Bevölkerung gehe vom Rauch nicht aus. Gegenwärtig seien noch gut 30 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren vor Ort. "Da wir uns auf einen längeren und auch in der Nacht andauernden Einsatz einstellen, werden wir einen Schichtbetrieb einrichten", so der Kreisbrandmeister im Gespräch mit Sächsische.de.

Für die Kameraden der Feuerwehren wird es eine lange Nacht. Laut Bürgermeisterin Manuela Gajewi um 21.30 Uhr blieben sie weiterhin vor Ort und kühlten den Speicher weiterhin mit Wasser herunter. Man hoffe, die Anlage am Morgen dem Betreiber übergeben zu können.

Und so ist es auch gekommen. Am Freitagfrüh, so die Priestewitzer Verwaltungschefin gegenüber Sächsische.de um 7.30 Uhr, habe man es geschafft. Die Brandermittler der Polizei seien inzwischen vor Ort und die Kameraden der Feuerwehr könnten ihren Einsatz beenden.