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Landkreis Meißen: Nickritzer Landwirtin gewinnt Gründerinnenpreis

Seit zwei Jahren betreibt Ramona Kempf bei Riesa die Solidarische Landwirtschaft. In Dresden wurde das Projekt nun gewürdigt. Wie es jetzt weitergehen soll.

Von Stefan Lehmann
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Ramona Kempf präsentiert auf dem Feld bei Neunickritz den Gründerinnenpreis. Neben der Trophäe gab es auch 5.000 Euro - die direkt wieder in die Solidarische Landwirtschaft investiert werden sollen.
Ramona Kempf präsentiert auf dem Feld bei Neunickritz den Gründerinnenpreis. Neben der Trophäe gab es auch 5.000 Euro - die direkt wieder in die Solidarische Landwirtschaft investiert werden sollen. © Sebastian Schultz

Riesa. Die Karotten sind schon geerntet, gerade sind die Kartoffeln an der Reihe. Mehrere Kisten stehen auf dem Acker hinter Neunickritz, gerade sind drei Mitstreiterinnen der Solidarischen Landwirtschaft mit dem Befüllen beschäftigt. Elke Schumann ist eine von ihnen. Sie reckt eine mehr als faustgroße Knolle in die Höhe.

"Die Kartoffeln sind in diesem Jahr deutlich größer als 2022", erklärt Ramona Kempf. Sie hatte im Jahr 2021 das Landwirtschaftsprojekt vor den Toren Riesas angestoßen. Wer an der Ernte teilhaben will, der erwirbt nicht nur Anteile, sondern hilft auch auf dem Feld mit. Gleichzeitig soll der nachhaltige Anbau die Fläche vor Erosion schützen und die Bodenqualität verbessern. Für das Projekt erhielt Ramona Kempf am Wochenende den Sächsischen Gründerinnenpreis in der Kategorie Nachhaltigkeit. "Ich hatte von dem Wettbewerb über die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Riesa erfahren", erzählt Kempf.

Die Teilnahme hat sich gelohnt: Neben einem Pokal in Form einer Pusteblume war der Preis auch noch mit 5.000 Euro dotiert. Geld, das Ramona Kempf und die Mitglieder der "Solawi" gut für weitere Investitionen gebrauchen können. Im kommenden Jahr soll ein Erdgewächshaus aufgebaut werden. Wahrscheinlich wird der Betrag dafür gebraucht werden. Dabei soll es nicht bleiben.

Auch einen zweiten Folientunnel will Ramona Kempf anlegen. Im ersten wächst demnächst Feldsalat, der über den November in die Gemüsekisten kommt. Das Ziel sei nach wie vor, dass möglichst ganzjährig geerntet werden kann. Momentan sei man etwa bei neun Monaten im Jahr.

Mehr als 40 Kulturen auf zwei Hektar

Größte Herausforderung bleibt aber nach wie vor, den Bodenaufbau zu verbessern - und das möglichst aus sich heraus. Einen eigenen Kompost haben sie mittlerweile, unterhalb der Anbauflächen steht eine Blühwiese, die Insekten anlocken und damit ein Ökosystem etablieren soll. "Die Wiese sieht jetzt nicht mehr so schön aus, aber sie bleibt bis Mai stehen", sagt Ramona Kempf. Sie soll auch Nützlingen einen Rückzugsort bilden. Auch die benachbarten Baumreihen sollen weiter geschlossen werden: 300 Sträucher, Bäume und Stauden sollen dort noch gepflanzt werden. Mehr Gehölze schützen vor Wind, spenden auch Schatten.

Auf der Internetseite zur Solidarischen Landwirtschaft hat Ramona Kempf gut dokumentiert, was sich in den vergangenen Monaten getan hat. Und auch, was nicht rund lief. Es gab einige Starkregenereignisse; wann es wie stark regnet, sei kaum vorherzusagen. Und mit dem Klima veränderten sich auch die Schädlinge. Von denen gab es stellenweise einige. "Aber wir haben den Vorteil, dass wir breit aufgestellt sind." Auf der zwei Hektar großen Fläche wachsen mittlerweile mehr als 40 Kulturen. "Wir haben jetzt schon Sellerie, Steckrübe, Rote Bete und Möhre im Lager, Kartoffel kommt noch dazu." Im kommenden Jahr möchte Ramona Kempf mit Chicorée experimentieren.

Voll ausgeschöpft ist die Fläche in Neunickritz noch nicht. Angefangen hat die Gruppe mit etwa 20 Leuten. Mittlerweile seien 22 Anteile verkauft, laut Ramona Kempf sind 25 Familien in der Landwirtschaft aktiv. Womöglich finden sich infolge des Wettbewerbs bald weitere Interessenten: "Für den Gründerinnenpreis wurde auch ein Imagefilm gedreht", erzählt Kempf. Der soll demnächst auf Youtube abrufbar sein.