SZ + Riesa
Merken

Nünchritz: Wacker tauscht verrostete Schrauben aus

Vor einem Jahr gab es eine Havarie im Chemiewerk. Wacker hat die Ursachen ermittelt und viel Geld investiert. - Jetzt übten die Feuerwehren den Ernstfall.

Von Jörg Richter
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Im älteren Teil des Nünchritzer Chemiewerks wird Silikon hergestellt. Wie jetzt bekannt wurde, haben Ende September 2021 verrostete Schrauben zu einer Havarie geführt.
Im älteren Teil des Nünchritzer Chemiewerks wird Silikon hergestellt. Wie jetzt bekannt wurde, haben Ende September 2021 verrostete Schrauben zu einer Havarie geführt. © Archivfoto: SZ/Eric Weser

Nünchritz. Am Donnerstagabend haben Feuerwehren aus Nünchritz und Glaubitz den gemeinsamen Löscheinsatz im Wacker-Chemiewerk geprobt. Dabei wurde vor allem die Zusammenarbeit zwischen der Werkfeuerwehr und den benachbarten freiwilligen Feuerwehren getestet. Einmal im Jahr ist hier so eine Großübung Pflicht.

Dass sie berechtigt ist, zeigte vor einem Jahr eine Betriebsstörung. Am 26. September 2021 war aus einem Regenwasserkanal des Chemiewerks eine kleine Menge Silikon-Öl in die Elbe gelangt. Schnell waren die Kameraden der Werkfeuerwehr zur Stelle und errichteten zwei Öl-Sperren, um zu verhindern, dass sich die Verunreinigung auf dem Fluss weiter ausbreitet.

Damals wurde zunächst ein defekter Kugelhahn als mögliche Ursache der Havarie ausgemacht und weitere Untersuchungen angekündigt. Heute weiß die Betriebsleitung des Wacker-Chemiewerks, dass verrostete Schrauben eine wesentliche Ursache gewesen sind.

Das teilte Betriebsleiterin Jutta Matreux vor Kurzem während des Nachbarschaftstages den Besuchern mit. Alle verrosteten Schrauben wurden ausgetauscht. Sie sprach dabei von einer "Millionen-Investition". Demnach dürfte es sich nicht nur um ein paar einzelne Schrauben handeln, sondern um Hunderte, wenn nicht sogar noch mehr.

Auf Nachfrage von Sächsische.de nennt Pressesprecherin Caroline Scholz keine Zahlen und beruft sich dabei aus technologischen und wettbewerbstechnischen Gründen auf den Know-How-Schutz des Unternehmens. "Im gesamten Aufarbeitungsprozess, der Ursachenanalyse und allen umgesetzten Maßnahmen am Standort, zu denen auch der Schraubentausch gehört, haben wir uns eng mit den verantwortlichen Behörden abgestimmt und das best-verfügbare technologische Know-how umgesetzt", so die Pressesprecherin.

Erkenntnisse der Havarie für die ganze Branche

Dass die Werkleiterin beim Nachbarschaftstag von sich aus die Havarie aus dem letzten Jahr angesprochen hat, unterstreiche die Botschaft, "dass wir bei Wacker in Nünchritz für einen angemessenen und ausreichenden Sicherheitsstandard immer nach dem Best-Practice-Prinzip den Stand der Technik umsetzen", teilt Caroline Scholz mit. Die Erkenntnisse aus dieser Betriebsstörung seien nicht nur in die Sicherheitskonzepte an allen anderen Wacker-Standorten, sondern auch in der gesamten Branche eingeflossen.

"Wir nehmen eine Menge Geld in die Hand, um unsere Anlagen fit zu halten, damit so etwas nicht wieder passiert", sagt auch Norman Hoffmann, der neue Leiter Umwelt im Nünchritzer Chemiewerk. Seit 2002 sei zum Beispiel der CO2-Ausstoß um mehr als 70 Prozent, die Abfallmengen um 43 Prozent und das Abwasser um knapp 40 Prozent gesunken. Allein im letzten Jahr habe Wacker am Standort Nünchritz 17 Millionen Euro für Maßnahmen ausgegeben, die dem Umweltschutz zugutekommen.

Wacker Chemie Großübung am 15.9.2022
Wacker Chemie Großübung am 15.9.2022 © Wacker Chemie AG

Bei der Feuerwehrübung am Donnerstag wurde unter anderem ein Stoffaustritt aus einer Anlage als Einsatzszenario gewählt. Auch wenn die Werkfeuerwehr 50 hochqualifizierte Feuerwehrleute beschäftigt, im Ernstfall sind es auch externe Einsatzkräfte, auf die das Chemiewerk zählen kann. "Die Zusammenarbeit zwischen unseren Rettungskräften und den externen ist wichtig für uns. Gerade bei größeren Einsätzen übernehmen sie wichtige Aufgaben am Einsatzort", sagt Michael Witt, der Leiter der Wacker-Werkfeuerwehr. "Es ist wichtig, dass die Abstimmung und Zusammenarbeit unter den Einsatzteams reibungslos ablaufen. Wie die Zahnräder eines Uhrwerks müssten die Arbeitskräfte ineinandergreifend arbeiten", so Witt.

Lob für Feuerwehrübung

Aktiv beteiligt an der Großübung waren neben der Werkfeuerwehr, dem Messtrupp und dem Werkschutz die freiwilligen Wehren aus Nünchritz und Glaubitz. Außerdem waren die SEG Johanniter Unfallhilfe sowie der Brand- und Katastrophenschutz aus dem Landkreis Meißen vor Ort.

Nach Beendigung der Übung bedankte sich Werkleiterin Jutta Matreux bei allen Beteiligten für ihren Einsatz und die erfolgreiche Übung: „Ich bin stolz, wenn ich sehe, wie routiniert unsere Einsatzkräfte bei den Einsatzszenarien vorgehen und wie reflektiert im Anschluss in der Einsatznachbesprechung das Vorgehen nochmal rekapituliert wird.“ Im Notfall zahle sich das aus, so Matreux. „Durch das ständige Üben arbeiten wir permanent daran, unsere Sicherheitsmaßnahmen für Mensch und Umwelt zu verbessern. Die jährlichen Großübungen sind für diesen Prozess essenziell.“