SZ + Riesa
Merken

Warum die Pappeln an Riesas 1. Grundschule gefällt wurden

Vier große Bäume in der Straße An der Klosterkirche mussten weichen. Einige Anwohner trauern ihnen nach - sie hätten sich eine Vorabinformation gewünscht.

Von Stefan Lehmann
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Ursula Voigt schaut auf die Stümpfe der abgesägten Pappeln in der Straße An der Klosterkirche. Die Stadt hatte die Bäume aus Sicherheitsgründen gefällt.
Ursula Voigt schaut auf die Stümpfe der abgesägten Pappeln in der Straße An der Klosterkirche. Die Stadt hatte die Bäume aus Sicherheitsgründen gefällt. © Sebastian Schultz

Riesa. Sichtlich verärgert erzählt Ursula Voigt von der Fällung, die sie vor fast genau einem Monat, am 3. Februar, miterlebt hat. "Das war eine Blitzaktion, innerhalb von vier Stunden waren die vier Pappeln weg." Die Bäume standen jahrzehntelang entlang der Straße An der Klosterkirche, genau gegenüber der 1. Grundschule. Sie habe 1962 selbst noch als Schülerin der damaligen Oberschule am Leninplatz im Schatten der Pappeln ihren Sportunterricht gehabt, sagt Voigt. "Ich bin mit den Bäumen groß geworden."

An den Bäumen hängen Erinnerungen - darum war Ursula Voigt auch schockiert, als die Bäume fielen. Am 25. Februar sei dann auch noch ein schöner Essigbaum dran gewesen. Gemeinsam mit Ursula Voigt steht eine weitere Anwohnerin am Zaun des Sportplatzes. "Ich habe geweint, als ich das gesehen habe", sagt die Frau. "Das hier war früher mein Weg von zu Hause ins Stadtbad."

Die beiden Riesaerinnen hätten sich gewünscht, über die Fällung informiert zu werden, vielleicht sogar über ein Bürgerbeteiligungsverfahren, wie zuletzt beim Spielplatz unterhalb der Sparkasse. Auch auf eine Nachfrage in Stadtratskreisen habe es keine Antwort gegeben, sagt Ursula Voigt. Vor allem will sie aber wissen, warum die Bäume wegmussten - und wie es um die Ersatzpflanzungen steht, die ja die Baumschutzsatzung vorsehe.

Sorgen bei jedem Sturm

Eine dritte Nachbarin ist dagegen froh darüber, dass die vier Pappeln gefällt wurden. Bei jedem Sturm habe sie die Sorge gehabt, dass die hohen Bäume auf ihr Grundstück stürzen, sagt sie. "Man hat auch gesehen, dass alle vier morsch waren."

Das bestätigt auch die Stadtverwaltung auf Nachfrage von Sächsische.de. "Die Bäume hatten nur noch eine Wandung von circa fünf Zentimetern und stellten ein Sicherheitsrisiko dar", sagt Rathaussprecherin Manuela Leupold. Einen direkten Zusammenhang zu der ohnehin geplanten Sanierung des Sportplatzes gibt es also nicht. Allerdings verspricht Manuela Leupold, dass im Zuge dieser Erneuerung wieder neue Bäume an dieser Stelle gepflanzt werden sollen.

Der Sportplatz, an dem die Bäume standen, soll erneuert werden - dann kommen auch wieder neue Hochstämme auf das Grundstück, heißt es.
Der Sportplatz, an dem die Bäume standen, soll erneuert werden - dann kommen auch wieder neue Hochstämme auf das Grundstück, heißt es. © Sebastian Schultz

Schon am Donnerstag sei im Bauausschuss nicht öffentlich über das Vorhaben und die Bauvergabe gesprochen worden. Der Stadtratsbeschluss dazu soll am Mittwoch, 9. März, fallen. Laut der Vorlage sollen dann acht neue Hochstämme auf dem Grundstück gepflanzt werden. Zur Art macht die Vorlage zunächst keine Angaben.

Rund 390.000 Euro wird die Umgestaltung des Sportplatzes insgesamt kosten. Dass die Anlagen für die 1. Grundschule erneuert gehören, darin sind sich die Anwohnerinnen einig. "Mein Sohn ist hier bis vor ein paar Jahren zur Schule gegangen", erzählt eine von ihnen. Am Abend seien dann Schuhe und Sachen oft rot vom Belag des Platzes gewesen. Ursula Voigt erinnert sich indes noch daran, dass der Platz einst ein gutes Stück größer war. Wo jetzt ein Neubau steht, seien zu DDR-Zeiten noch Kletterstangen für den Wehrkundeunterricht der Berufsschule gewesen. Auch der Jahrmarkts-Rummel auf dem Sportplatz ist der Riesaerin noch in Erinnerung.

Ein Foto aus alten Tagen, fotografiert aus Richtung Stadtpark: Der Sportplatz wurde teils auch als Rummelplatz genutzt.
Ein Foto aus alten Tagen, fotografiert aus Richtung Stadtpark: Der Sportplatz wurde teils auch als Rummelplatz genutzt. © Sebastian Schultz

Bis heute geblieben ist der Konsumgüterzaun, laut Ursula Voigt noch im Riesaer Stahlwerk produziert. Der allerdings wird mit den Bauarbeiten am Sportplatz auch verschwinden: In Richtung der Straßen Am Stadtpark und An der Klosterkirche sind jeweils ein vier beziehungsweise ein fünf Meter hoher Ballfangzaun geplant. Außerdem plant die Stadt neben einem Volleyballfeld noch ein kleines Spielfeld mit Kunststoffbelag, eine Weitsprunganlage mit zwei Anlaufbahnen und eine 65-Meter-Laufbahn.

In Richtung des benachbarten Hortspielplatzes soll dann außerdem eine Treppe angelegt werden. Der Spielplatz kann erst im Frühjahr benutzt werden, der angesäte Rasen muss laut Stadt noch aufgehen. Öffentlich zugänglich ist er aber ohnehin nicht, wie die Verwaltung schon 2021 mitgeteilt hatte. Er bleibt den Hortkindern vorbehalten und ist sonst abgeschlossen.

Bereits Ende März sollen laut Bauamt die Arbeiten auf dem Sportplatz beginnen, die Fertigstellung ist für den 12. August geplant - das wäre kurz vor Beginn des neuen Schuljahrs.