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Karls Erlebnis-Dorf: Profitiert auch Riesa?

Der geplante Freizeitpark soll nahe Döbeln an der B 169, also in überschaubarer Entfernung entstehen. Im Altkreis erhofft man sich davon einiges.

Von Eric Weser
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In Rövershagen bei Rostock hat alles begonnen – in Döbeln und damit gar nicht weit weg vom Altkreis Riesa, soll die Geschichte von Karls Erlebnis-Hof beziehungsweise Erlebnis-Dörfern fortgesetzt werden.
In Rövershagen bei Rostock hat alles begonnen – in Döbeln und damit gar nicht weit weg vom Altkreis Riesa, soll die Geschichte von Karls Erlebnis-Hof beziehungsweise Erlebnis-Dörfern fortgesetzt werden. © Ronald Bonß

Riesa. Es sind nur 30 Kilometer und die Strecke damit kürzer als nach Dresden oder Leipzig: Bis zum geplanten "Karls Erlebnis-Dorf", das an der Kreuzung von Bundesstraße 169 und A-14-Anschlussstelle Döbeln Nord entstehen soll, wären es von Riesa aus gerade mal eine halbe bis dreiviertel Stunde Autofahrt. Kann der Freizeitpark, der mit mehreren Hunderttausend Besuchern im Jahr rechnet, auch bis nach Riesa und Umland ausstrahlen – und welche Effekte würde das bringen? Die SZ hat Stimmen dazu eingefangen.

"Ein Gewinn für die gesamte Region"

Riesas Oberbürgermeister Marco Müller (CDU) sieht das Ganze zunächst aus Perspektive eines Familienvaters. Als solcher kenne er Karls Erdbeerhof sehr gut. "Auch wir besuchen diesen mit unserem Sohn gern, wenn wir an der Ostsee Urlaub machen." Dass es dieses attraktive Angebot nun in unmittelbarer Nähe geben soll, ist für den OB "ein Gewinn für die gesamte Region." Für die Riesaer gäbe es damit eine weitere Freizeitmöglichkeit. "Umgekehrt erhoffe ich mir für die tollen Angebote in unserer Stadt weitere positive Effekte." Denn für die Besucher des Erdbeerhofs seien es nur gut 20 Minuten bis Riesa mit den sehr vielfältigen kulturellen Angeboten oder Spiel und Spaß für die ganze Familie wie z. B. Kino, Tierpark, Kinderland oder unseren neuen Adventure-Golf-Park im Olympia!“

"Kann nur begrüßen, dass etwas passiert"

Etwas zurückhaltender ist Heike Kandel, Chefin der Riesa Information. Grundsätzlich bewertet sie den geplanten Freizeitpark vor den Toren von Döbeln als positives Signal. "Man kann nur begrüßen, dass hier etwas passiert." Je mehr passiere, desto mehr Leute würden in die Region kommen. Ob Gäste allerdings den Besuch in dem geplanten Erlebnis-Dorf für einen Abstecher nach Riesa nutzen? Am Ende komme es auf die Richtung an, aus der die Gäste zu dem Angebot fahren, so Heike Kandel. 

"Ein Argument für den B-169-Ausbau"

Kurt Hähnichen, Präsident des Handels- und Gewerbevereins und Sprecher des Vereinigten Wirtschaftsforums Riesa, sieht zunächst einmal die Vorteile für Döbeln – und kommt dann gleich aufs Thema Verkehr zu sprechen. Die geplante Ansiedlung des Freizeitparks zeige, "dass eine gute Straßenanbindung so eine Ansiedlungsentscheidung positiv befördert." Das sei seit Jahren auch die Argumentation von Riesas Wirtschaftsforum: Dass ein guter Weg zur Autobahn Investoren dazu bringt, Flächen für  Investitionen in Betracht zu ziehen. "Wir haben ja bei uns in der Nähe im RIO-Gebiet eine Reservefläche von 60 bis 80 Hektar", so Hähnichen. Aber solange die Verkehrsanbindung nicht gegeben sei, redet da kaum jemand drüber. Was den Weiterbau der B 169 zwischen Riesa und der A 14 angehe, könnte der durch den Freizeitpark entstehende zusätzliche Verkehr ein Argument sein, die Straßenplanungen voranzubringen, meint Hähnichen, der für die CDU im Riesaer Stadtrat sitzt.

"Bedauerlich, dass gleich Gegenwind gemacht wird"

Ähnlich sieht das der designierte Stauchitzer Bürgermeister Dirk Zschoke (parteilos). "Für die Planung oder den Weiterbau der B 169 sind alle Einrichtungen, die Verkehr erzeugen eigentlich ein Glücksfall, denn für die wirtschaftliche Prognose ist der zukünftige Verkehrsstrom immer ein Argument", sagt er. Ein allzu großes Plus an Verkehrsaufkommen auf der B 169 erwartet sich der Gemeindechef in spe allerdings durch Karls Erdbeerhof bei Döbeln nicht. Aber es sei ein Baustein pro B-169-Ausbau. Dass in Döbeln und damit auch unweit von Stauchitz ein neuer Freizeitpark entstehen soll, sieht auch Zschoke mit Blick auf seine Gemeinde positiv. Für die Stauchitzer könne das Erlebnis-Dorf eine naheliegende touristische Stätte werden, "in die man gern mal zu Besuch fahren kann". Prinzipiell finde er es gut, wenn es Unternehmer gibt, die in der Region etwas unternehmen, so der Seerhausener. Erstaunlich finde er allerdings, dass in den sozialen Netzwerken teils negative Kommentare abgegeben würden, so Zschoke. "Ist bedauerlich, wenn jemand was unternimmt, dass dann immer gleich so viel Gegenwind gemacht wird." 

Tatsächlich finden sich vereinzelt kritische Kommentare. Unter anderem werden Befürchtungen geäußert, dass die entstehenden Arbeitsplätze mit ausländischen Arbeitskräften besetzt werden könnten oder das Lohnniveau für die Beschäftigten gering sein könnte. Die meisten Wortmeldungen fallen jedoch positiv aus.

Das Luftbild zeigt die Landwirtschaftsfläche an der Kreuzung von A 14 (horizontal verlaufend) und B 169 nahe Döbeln. Auf der B 169 sind es nur knapp 30 Kilometer bis Riesa.
Das Luftbild zeigt die Landwirtschaftsfläche an der Kreuzung von A 14 (horizontal verlaufend) und B 169 nahe Döbeln. Auf der B 169 sind es nur knapp 30 Kilometer bis Riesa. © Dietmar Thomas

Karls Erlebnis-Dorf in Döbeln - das Wichtigste in Kürze:

  • Karls Erlebnis-Dorf in Döbeln soll der sechste Freizeitpark seiner Art in Deutschland werden und der Erste in Sachsen. Investor ist der Unternehmer Robert Dahl, der mit seiner Firma den Park betreiben wird.
  • Der Freizeitpark soll auf einer 14 Hektar großen Fläche gegenüber dem McDonalds-Restaurant nahe der Autobahn-14-Anschlussstelle Döbeln-Nord an der B 169 entstehen.
  • Das Grundstück hat die Stadt Döbeln an den Investor verkauft, eine Eröffnung könnte es im Sommer 2022 geben. Allerdings braucht das auf Kosten von 13 Million Euro geschätzte Projekt vorher eine behördliche Genehmigung.
  • In dem Freizeitpark, der jährlich eine halbe Million Besucher anziehen soll, sollen 100 Arbeitsplätze geschaffen werden. Außerdem soll es Übernachtungsmöglichkeiten mit 200 Betten geben. (SZ)

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