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Riesa: Mehr Sauberkeit für mehr Sicherheit

Viele Einwohner stört, wie es teils in der Stadt aussieht. Eine Studie zeigt, dass das das Sicherheitsgefühl beeinträchtigt – und was getan werden könnte.

Von Eric Weser
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Schmierereien wie hier an der Elbstraße stoßen bei Riesaern auf wenig Gegenliebe.
Schmierereien wie hier an der Elbstraße stoßen bei Riesaern auf wenig Gegenliebe. © Lutz Weidler

Riesa. Ungezählte Aufkleber an Laternenmasten, Verkehrsschildern, Bushaltestellen, Schaltschränken, Vitrinen: Teilweise ist Riesa regelrecht zugestickert. Aber nicht nur das, auch Graffiti, Hundekot oder Vandalismus sind Dinge, an denen sich die Riesaer stören – und die sich auch negativ auf ihr Sicherheitsempfinden auswirken.

Das geht aus einer neuen Untersuchung namens "Sicherheitsanalyse Riesa" hervor, die kürzlich im Auftrag des Sächsischen Innenministeriums von einer Managementgesellschaft für die Stadt erstellt worden ist.

An der Erstellung der Studie waren neben der Stadt und der Polizei auch viele Bürger beteiligt: Bei einer anonymen Befragung im Spätsommer 2021 wurden 1.000 Riesaer gebeten, unter anderem zu Fragen von Lebensqualität, Sicherheitsgefühl oder auch zur Präsenz von Ordnungs- und Sicherheitskräften ihre Einschätzung abzugeben. Etwa jeder dritte Angeschriebene füllte den Fragebogen schließlich aus und schickte ihn zurück.

Sächsische.de liegt die insgesamt knapp 300 Seiten starke Sicherheitsanalyse Riesa vor. Neben Einblicken ins Sicherheitsempfinden der Riesaer gibt die Studie auch Aufschluss, was laut Kriminalstatistik die häufigsten Delikte in Riesa während der vergangenen Jahre waren und wie sich deren Zahl entwickelt hat.

Probleme schnell beseitigen

Da das Problem Vermüllung und Verlotterung von den Riesaern immer wieder angesprochen wurde, schlägt die Sicherheitsanalyse vor, die Sache anzugehen und ein "Gesamtkonzept 'Saubere Stadt'" aufzustellen. Denn wenn der wahrgenommene Zustand schnell und konsequent beseitigt werde, könne das auch die gefühlte Beeinträchtigung verringern.

Die Verfasser der Untersuchung empfehlen deshalb, Graffiti im öffentlichen Raum schnellstmöglich zu beseitigen und gefährdete Flächen zu begrünen. Wo möglich, solle zudem spezielle Imprägnierung zum Einsatz kommen, um Besprühung zu verhindern. "Dabei sollen nicht nur die verschiedenen Farbschmierereien, sondern auch die vielen Aufkleber an öffentlichen Einrichtungen im Fokus sein."

Mal sind es Aufkleber mit Fußballbezug wie hier an der John-Schehr-Straße zwischen Blumeneck und Volksbank ...
Mal sind es Aufkleber mit Fußballbezug wie hier an der John-Schehr-Straße zwischen Blumeneck und Volksbank ... © Eric Weser
... mal sind es Sticker mit eher politischer Botschaft wie hier an einem Bushalt an der Goethstraße ...
... mal sind es Sticker mit eher politischer Botschaft wie hier an einem Bushalt an der Goethstraße ... © Eric Weser
... oder der Hinweistafel auf ein Stahlkunstwerk an der Schönberstraße in Gröba.
... oder der Hinweistafel auf ein Stahlkunstwerk an der Schönberstraße in Gröba. © Eric Weser
Zu finden sind solche Sticker inzwischen fast überall im Stadtgebiet – und viele Menschen empfinden sie als störend.
Zu finden sind solche Sticker inzwischen fast überall im Stadtgebiet – und viele Menschen empfinden sie als störend. © Eric Weser

Dass Unordnung und Vermüllung viele Riesaer stört, war auch beim sogenannten Innenstadtspaziergang wieder deutlich geworden. Teilnehmer monierten besonders herumliegende Müllkippen, aber auch Hinterlassenschaften am Elbufer nach Partyabenden. Wie dem beizukommen ist, darüber gingen die Meinungen auseinander. Angeregt wurde unter anderem ein Projekt mit Kindergärten und Schulen, um Kinder spielerisch ans Thema Ordnung und Sauberkeit heranzuführen.

Vorhandenes Programm ausbauen

Die Sicherheitsanalyse für Riesa empfiehlt derweil, auf den städtischen "Störungsmelder" zu setzen. Die Anwendung gibt es auf der Stadt-Internetseite und als gesonderte Smartphone-App. Sie ermöglicht bereits seit einigen Jahren, Schäden, Vermüllungen oder andere Probleme im Stadtgebiet auf kurzem Weg ans Rathaus zu melden.

Die Autoren der Untersuchungen empfehlen, das auszubauen: Statt nur Meldungen ans Rathaus absetzen zu können, sollen Bürger künftig sehen können, wo ein Problem beseitigt wurde: Dafür sollen Meldungen grafisch in einer Karte verarbeitet werden.

Geprüft werden solle, ob so eine Anwendung nicht nur als "Störungsmelder", sondern auch als Kanal für Verbesserungsvorschläge an die Stadt genutzt, lautet ein weiterer Vorschlag. Solche Anwendungen, die Teilhabe ermöglichen, seien "eine zeitgemäße, schnelle, direkte Form der Einbindung der Bürger:innen, die eine mobile Teilhabe am gesellschaftlichen Wirken ermöglichen", heißt es in der Studie, deren Befragung allerdings auch zeigte: Viele Riesaer kennen den Störungsmelder gar nicht.

Rückgebaute Mülleimer

Mitunter werden Mülleimer wie hier jüngst an der Stadthalle Stern am Altmarkt ...
Mitunter werden Mülleimer wie hier jüngst an der Stadthalle Stern am Altmarkt ... © Eric Weser
... oder im Stadtpark zweckentfremdet, um Hausmüll zu entsorgen. Mehr Exemplare aufzustellen für mehr Ordnung aufzustellen, wird auch deshalb im Rathaus mit einer gewissen Skepsis betrachtet.
... oder im Stadtpark zweckentfremdet, um Hausmüll zu entsorgen. Mehr Exemplare aufzustellen für mehr Ordnung aufzustellen, wird auch deshalb im Rathaus mit einer gewissen Skepsis betrachtet. © Eric Weser

Die Studie regt ebenfalls dazu an, mehr Mülltonnen oder auch Hinweisschilder zum Thema Müllbeseitigung aufzustellen.

Ob so etwas sinnvoll ist, wurde allerdings schon beim jüngsten Innenstadtspaziergang von Rathaus-Vertretern infrage gestellt. "Je mehr wir den Schilderwald forcieren, desto weniger wird er gelesen", hatte Bauamtschefin Ina Nicolai zu Bedenken gegeben. Auch habe die Stadt schon Mülleimer rückbauen lassen – etwa am Stern – weil die Behälter zur Entsorgung von Hausmüll zweckentfremdet worden seien.

Ob und wie Riesa das Thema angeht, dürfte auch die stadtpolitische Diskussion zeigen, die demnächst rund um die Sicherheitsanalyse beginnen dürfte.