Riesa. Die Euro-Einführung in zwölf Staaten des Kontinents, das Ende der Ära Biedenkopf in Sachsen, der Muhammed-Ali-Besuch in Riesa: Es passierte einiges im Jahr 2002. Ein anderes Ereignis von damals dürfte sich vielen aber vielleicht noch mehr ins Gedächtnis eingebrannt haben: das Hochwasser vom August 2002. Eine Flut wie diese hatte es bis dahin nicht gegeben.
An das, was damals in Riesa und Umgebung los war, wollen jetzt die Stadt Riesa und die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Riesa gemeinsam mit einer Filmvorführung im Stadtpark erinnern.
Gezeigt werden soll eine rund einstündige Doku, die der Lokal-Fernsehsender Riesa TV vor 20 Jahren über die Ereignisse produziert hatte.
Von der Kaserne an die Flutfront
„Man kann das nach der Zeit ja schon fast als historisches Zeitdokument bezeichnen“, sagt Riesa-TV-Chef Marco Branig, der selbst als Reporter im Einsatz war.
Branig, seinerzeit Ende 20 und noch Zeitsoldat, erinnert sich, wie er nachmittags von seinem Bundeswehr-Stützpunkt nach Hause kam und direkt Herrmann Braunger, Riesas langjährigen Polizeirevier-Chef, zur Lage der Dinge interviewte.
Täglich berichteten die Riesa-TV-Journalisten zum Hochwasser-Geschehen in der Region, sprachen mit Behördenvertretern, ließen Betroffene zu Wort kommen, filmten Politikerbesuche im Überschwemmungsgebiet. Und hielten auch die große Hilfsbereitschaft fest, die viele Menschen damals im Angesicht der Katastrophe zeigten.
Die aktuellen Aufnahmen gingen abends direkt auf Sendung – und erreichten hohe Einschaltquoten. „Wir waren das Top-Medium damals“, erinnert sich der 49-Jährige an die Zeit, als Bilder und Videos noch nicht über Smartphones und soziale Medien sofort verbreitet werden konnten.
Im Herbst 2002 entstand aus dem gesammelten Material dann eine längere Dokumentation.
Leinwand aus dem "Stern"
Die Idee, diese jetzt wieder herauszusuchen und öffentlich zu präsentieren, kam Marco Branig beim Besuch in Riesas Stadthalle „Stern“. Dort gibt es eine etliche Quadratmeter große LED-Leinwand. Die könnte man doch nutzen, um den Flutfilm im Stadtpark zu zeigen, dachte sich der TV-Macher. Ein Vorschlag, der bei der FVG als Stern-Betreiberin und auch der Stadt auf offene Ohren stieß.
Am Freitag, 19. August, soll die Vorführung nun zu abendlicher Stunde auf der großen Wiese nahe der Freitreppe stattfinden. Marco Branig hofft auf gutes Wetter, damit es sich die Gäste bei Picknick-Stimmung gemütlich machen können.
Der Park als Aufführungsort sei aber auch aus anderen Gründen ganz bewusst gewählt, sagt Branig. „Die Idee war, zu sagen: Hier, wo wir sitzen, war alles völlig unter Wasser. Das muss man sich ja immer mal wieder vergegenwärtigen.“
An Land, zu Wasser, in der Luft
Helfen sollen dabei die Aufnahmen von vor 20 Jahren, bei denen auch ein Riesa-TV-Reporter mit einem Schlauchboot im überfluteten Stadtpark und an der Marinekameradschaft unterwegs war. Aber auch Luftaufnahmen werden zu sehen sein, sagt Marco Branig, der damals extra ein Flugzeug gechartert hatte, um das Ausmaß der Jahrhundertflut aus der Luft festzuhalten.
Aktuell arbeitet der TV-Mann daran, Protagonisten von damals wie Riesas Ex-Revier-Chef Braunger aufzusuchen und zu ihren Flut-Erinnerungen interviewen. Im Riesa-TV-Programm werden die Gespräche und auch Teile der Doku in den nächsten Tagen ausgestrahlt.
Die Vorführung des ganzen Films gibt es allerdings nur im Park. Umrahmt werden soll sie von einer Andacht und etwas Musik. Die Kirchgemeinde plant zudem eine Spendensammlung zugunsten der Betroffenen der Ahrtal-Flut vom Vorjahr, so Marco Branig, der auch Mitglied im Kirchenvorstand ist.
Die Vorführung findet am Freitag, 19. August, 19 Uhr, auf der Festwiese im Stadtpark statt (ehemaliges Wildgehege). Eintritt frei. Eine gastronomische Versorgung vor Ort ist nicht vorgesehen. Besucher werden gebeten, Campingstühle oder Decken selbst mitzubringen. Bei schlechtem Wetter ist die Vorführung in der Klosterkirche geplant.