SZ + Riesa
Merken

Tiefenau: Darum fällt Karfreitag in der Kirche aus

Möglicherweise bleibt die Tiefenauer Schlosskirche zwei Jahre geschlossen. Ein Teil der Stuckdecke ist heruntergefallen. Der Gottesdienst findet in Lichtensee statt.

Von Jörg Richter
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Pfarrer Heiner Sandig steht auf der Empore in der Tiefenauer Schlosskirche. Über ihm die Stelle in der Stuckdecke, die abgebröckelt ist.
Pfarrer Heiner Sandig steht auf der Empore in der Tiefenauer Schlosskirche. Über ihm die Stelle in der Stuckdecke, die abgebröckelt ist. © Sebastian Schultz

Tiefenau. Dass es zwischen Weihnachten und Ostern einen Zusammenhang gibt, weiß (hoffentlich) jedes Kind. Ohne Jesu Geburt vor rund 2.000 Jahren hätte es nicht seine Kreuzung und Auferstehung gegeben. In Tiefenau gibt es aber seit Kurzem noch eine weitere Verbindung zwischen den beiden höchsten Feiertagen der Christenheit. Aber eine, die der hiesige Pfarrer Heiner Sandig liebend gern vermieden hätte.

Denn zu Weihnachten geschah etwas in der Tiefenauer Schlosskirche, was das diesjährige Osterfest in dem barocken Gebäude leider unmöglich macht. Wie Pfarrer Sandig berichtet, war Ende Dezember ein Teil der Stuckdecke heruntergefallen. Möglicherweise während des Sturmtiefs "Zoltan", das kurz vor Weihnachten über die Region zog und vor allem im Nachbarlandkreis Nordsachsen für zahlreiche umgeknickte Bäume sorgte.

Schaden zu Weihnachten entdeckt

"Wir haben den Schaden in der Schlosskirche am zweiten Weihnachtsfeiertag bemerkt", erzählt der 78-Jährige. "Es war alles verdreckt." Ein Konfirmand und dessen Vater hätten ihm geholfen, den herabgefallenen Gipsputz aufzukehren, damit die Kirche zum Festgottesdienst sauber war.

Dieser Gottesdienst konnte noch stattfinden. Der morgige Festgottesdienst am Karfreitag nicht. Jedenfalls nicht in der Tiefenauer Schlosskirche. Er soll im Nachbardorf Lichtensee, in der dortigen Kirche, um 15 Uhr beginnen. Dieser Gottesdienst zur Sterbestunde Christi sei traditionell auch bei Radtouristen aus dem Umland beliebt, sagt Pfarrer Sandig. "Sogar aus Riesa sind sie in den letzten Jahren gekommen." Diesmal ist der Weg kürzer. Denn Lichtensee liegt näher an Riesa.

Die ehemalige Schlosskapelle Tiefenau ist seit 1948 eine Kirche, nachdem sie von der Landeskirche Sachsen aus dem Privatbesitz der früheren Schlossherren übernommen wurde.
Die ehemalige Schlosskapelle Tiefenau ist seit 1948 eine Kirche, nachdem sie von der Landeskirche Sachsen aus dem Privatbesitz der früheren Schlossherren übernommen wurde. © Sebastian Schultz
An dieser Stelle in der Kirchendecke hat der Stuckgips nicht mehr gehalten.
An dieser Stelle in der Kirchendecke hat der Stuckgips nicht mehr gehalten. © Sebastian Schultz
Die Schlosskirche Tiefenau wurde in den vergangenen Jahren durch großzügige Spenden einer Mäzenin, die nicht genannt werden möchte, restauriert.
Die Schlosskirche Tiefenau wurde in den vergangenen Jahren durch großzügige Spenden einer Mäzenin, die nicht genannt werden möchte, restauriert. © Sebastian Schultz
Auch an anderen Stellen in der Decke finden sich weitere Risse.
Auch an anderen Stellen in der Decke finden sich weitere Risse. © Sebastian Schultz

Den Karfreitagsgottesdienst von Tiefenau nach Lichtensee zu verschieben, ist leicht. Aber was wird mit der historischen Stuckdecke? "Wir befürchten, dass weitere Teile der Kirchendecke herunterfallen", so Sandig. Wie sehr sie gelitten hat, sollen Statiker und Denkmalschützer beurteilen. Es sieht nicht gut aus. Die Spezialisten haben bereits an anderen Stellen der Stuckdecke weitere Risse entdeckt. Eine Gefährdung von Menschen, die sich in der Tiefenauer Schlosskirche aufhalten, könne nicht ausgeschlossen werden.

Genauere Untersuchungen sollen noch folgen. "Sie werden sehr aufwendig sein", ist sich der ehrenamtliche Pfarrer sicher. Nach Ostern soll damit begonnen werden, innen ein Gerüst aufzubauen. Schon jetzt steht fest, die wertvolle Silbermann-Orgel muss ausgebaut und in Sicherheit gebracht werden. Das macht die Dresdner Orgelfirma Wegscheider, die die Tiefenauer Silbermann-Orgel sehr gut kenne und seit Jahren in Ordnung halte, so Sandig.

So teuer wird die Restaurierung

Es gebe auch schon eine Schätzung, wie viel die Restaurierung der Stuckdecke samt Orgelaus- und -wiedereinbau kostet. "Wir rechnen mit 320.000 Euro", sagt der Pfarrer. 64.000 Euro müsste die Vereinigte Christuskirchgemeinde Zeithain selbst tragen. Je 128.000 Euro sollen aus Fördermitteln des sächsischen Denkmalschutzes und des Bundes kommen. Wenn alles klappt, soll die Restaurierung im August starten. Sandig rechnet damit, dass sie bis zum Sommer 2026 dauert.

So lange wird es in der Tiefenauer Schlosskirche keine Gottesdienste und Orgelkonzerte geben. Die schon geplanten Veranstaltungen werden an anderen Orten stattfinden müssen. Wie eben der sehr beliebte Tiefenauer Karfreitags-Gottesdienst. Dieser wird von Pfarrer Heiner Sandig und der Organistin Stefanie Münkel in der ebenfalls denkmalgeschützten Kirche von Lichtensee stattfinden. Sie ist ebenfalls einen Besuch wert. Denn sie wurde in der Kaiserzeit zur Garnisonskirche umgebaut, damit Soldaten und Offiziere des Truppenübungsplatzes in Zeithain hier zu sonntäglichen Gottesdiensten gehen konnten.