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"Den Riesaer Dialekt können wir nicht ablegen"

Das Duo "Zärtlichkeiten mit Freunden" sendet eine Podcast-Reihe aus der Burg Stolpen. Eine weitere Staffel ist geplant. Was hat die Staatskanzlei damit zu tun?

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Stefan Schramm (links) und Christoph Walther sind unter die Podcaster gegangen und befragen dabei prominente und normale Sachsen.
Stefan Schramm (links) und Christoph Walther sind unter die Podcaster gegangen und befragen dabei prominente und normale Sachsen. © So geht sächsisch

Riesa/Zeithain. Stefan Schramm und Christoph Walther sind der erfolgreichste Komiker-Export, den Röderau und Riesa zu bieten hat. Für das landesweite Projekt "So geht sächsisch" senden sie regelmäßig ihren Podcast "Zärtlichkeiten fürs Ohr" von der Burg Stolpen und machen dabei auch immer wieder einen gedanklichen Abstecher in ihre Heimat rund um Riesa. Zurzeit läuft die zweite Staffel. Eine dritte soll folgen. Saechsische.de sprach mit Stefan Schramm.

Stefan, euer Podcast "Zärtlichkeiten im Ohr" ist sehr erfolgreich. Aber warum sendet ihr es aus der Burg Stolpen und nicht aus dem Riesaer Kloster?

Das ist eine sehr gute Frage. Die sächsische Staatskanzlei kam ursprünglich auf uns zu und hatte gefragt, ob wir nicht Lust hätten, im Rahmen von "So geht sächsisch" ein Podcast zu machen und dabei gelegentlich Menschen aus Sachsen vorzustellen. Wir hatten Lust, wollten aber im Gegenzug einen standesgemäßen Proberaum haben. Da hat die sächsische Staatskanzlei gesagt: "Auf der Burg Stolpen ist noch ein Kellerraum frei. Den könnt ihr haben." Und seitdem machen wir dort eine halbe Stunde Podcast und eine halbe Stunde Probe. Und so haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Aber ihr stellt nicht nur Menschen aus Sachsen vor. Ihr wollt sie auch in eure Band aufnehmen.

Das stimmt. In unseren Programmen spielt Christoph Schlagzeug und ich Gitarre. Da dachten wir, wäre doch ein Bassist nicht schlecht. Aber bis jetzt hat noch niemand zugesagt. Das ist unser Problem.

Auch nicht Olaf Schubert, der schon im Probekeller in Stolpen war.

Auch Olaf nicht. Er hat ebenfalls abgesagt. Leider. Er hat zu viel zu tun, sagt seine Frau, die Carola.

Aber ihr werdet jetzt Riesa nicht untreu, wenn ihr jetzt eure Proben nach Stolpen verlegt und dort euren Podcast produziert?

Nein, aber die Nachbarn hatten sich beschwert, weil wir so laut waren. Das ist der Vorteil von Stolpen - da ist niemand. Außerdem ist der Burgkeller von Basaltgestein umgeben. Da hört niemand, wenn Christoph Schlagzeug spielt.

Das Duo "Zärtlichkeiten mit Freunden" mit Stefan Schramm (links) und Christoph Walther kommt immer wieder gern nach Riesa, wie hier auf dem Boulevard.
Das Duo "Zärtlichkeiten mit Freunden" mit Stefan Schramm (links) und Christoph Walther kommt immer wieder gern nach Riesa, wie hier auf dem Boulevard. © Sebastian Schultz

Wer euren Podcast hört, der weiß, dass ihr in eurem Burgkeller einen schlechten Empfang fürs Handy habt.

Ja und deshalb fahren wir zur Recherche immer wieder zurück nach Riesa. - Aber Spaß beiseite. Natürlich sind wir unseren Heimatorten Riesa und Röderau nach wie vor sehr eng verbunden.

Das merkt man in mehreren Podcasts, in denen ihr Riesa und Umgebung immer wieder mit erwähnt, wie jüngst die frühere Eisdiele Müller in Merschwitz.

Das passiert, weil wir unsere Heimat lieben und hier groß geworden sind. Die ein oder andere Geschichte ist mit unserem Leben verknüpft, was sehr schön ist. Ich glaube, dass es einige Leute gibt, die beim Hören unseres letzten Podcasts über Softeis-Eisdielen in Sachsen, sich gefreut haben, dass die ein oder andere Eisdiele erwähnt wurde. Zum Beispiel das Eiscafé Müller in Merschwitz, das es leider nicht mehr gibt, mit dem ich aber selbst viele schöne Erinnerungen verbinde. Es war immer herrlich, wenn wir mit dem Thermobehälter von Röderau nach Merschwitz fuhren, um dort Softeis für die ganze Familie zu holen. Und auch nicht zu vergessen: die "Kokuspalme" in Riesa. Beide sind unvergessen und in unserem Herzen abgespeichert - und auch in unserem Unterbauchfettgewebe.

Ihr seid aktuell in der zweiten Staffel eures Podcasts. Wie viele Folgen kommen noch?

Es werden noch vier Folgen sein. Dann gibt es eine Sommerpause. Und danach geht es im September mit der dritten Staffel weiter.

Also ist die Staatskanzlei mit euch sehr zufrieden?

Sagen wir es mal so: Die Staatskanzlei findet unseren Podcast sehr schön. Das liegt daran, dass wir auch sehr interessante Sachsen vorstellen. Wir hatten zum Beispiel im vorletzten Podcast Björn Köhler, den Männelmacher aus Eppendorf bei Chemnitz, zu Gast. Er stellt moderne Weihnachtsfiguren her und ist einfach ein dufter Typ. Das ist so ein herzlicher Podcast geworden. Das haben uns mehrere Zuhörer bestätigt. Und auch die Leute aus der Staatskanzlei.

Es geht also nicht nur um Promis wie Olaf Schubert, sondern um normale Leute.

Ja, wir stellen Menschen aus Sachsen vor, die interessant sind und die was erzählen können, was mit Heimat und dem schönsten Freistaat der Welt zu tun hat. Deshalb steht es ja auch unter dem großen Titel "So geht sächsisch".

Ist man im Vorteil, wenn man beim Zuhören des Sächsischen mächtig ist?

Ja, aber wir sprechen schon relativ verständlich, da der Podcast nicht nur für eingefleischte Sachsen bestimmt ist, sondern auch für Leute von außerhalb, wo wir schon einige Fans haben.

Aber ihr habt schon den Riesaer Dialekt drin?

Ja, schon. So ganz kann ich ihn jedenfalls nicht ablegen.

Damit seid ihr als Duo "Zärtlichkeiten mit Freunden" deutschlandweit auch bekannt geworden. Was macht ihr lieber: den Podcast und die Auftritte auf der Bühne?

Beides ist auf seine Art sehr schön. Aber der große Unterschied ist natürlich die direkte Resonanz bei den Auftritten auf einer Bühne. Da teilen dir die Besucher im Saal sofort mit, ob sie das Programm gut finden oder nicht. Das dauert bei Podcasts länger. Aber wir haben schon schöne Zuschriften erhalten, in denen die Leute berichten, bei uns ist das so oder dieses sächsische Wort heißt bei uns anders oder wird anders ausgesprochen. Es gibt ja nicht das ultimative Sächsisch, sondern viele regionale Dialekte davon.

Könntet ihr euch vorstellen, dass ihr mehr als den Podcast macht, und zum Beispiel bei einem Radiosender anheuert?

Ich könnte mir schon vorstellen, dass man eine zweistündige Radiosendung macht. Allerdings ist es nicht geplant und terminlich schwierig, wenn wir auf Tour sind. Aber an sich wäre es eine lustige Sache. Wir haben es auch schon mal vertretungsweise bei Radio eins gemacht. Das ist aber schon ein paar Jahre her. Aber apropos Radio, wir sind dran, Steffen Lukas von Radio PSR in die Burg Stolpen einzuladen. Wir hoffen, dass er in der dritten Staffel dabei ist.

Die letzte wichtige Frage: Wann tretet ihr wieder mal in Riesa auf?

Wir haben ein komplett neues Programm und sind damit erst im nächsten Jahr in der Heimat. Es heißt "Alles muss, nichts kann". Wir wollen es erst einmal im "Ausland" testen, bevor wir es in Riesa, voraussichtlich im Stern, präsentieren. Das würde auch passen, denn 2024 feiern wir unser 25-jähriges Bühnenjubiläum.

  • Das nicht immer ernsthafte Interview führte Jörg Richter.