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Bild-Zeitung stellt Dresdner Reporter wegen Putin-Nähe frei

Ein Dresdner Reporter der Bild-Zeitung hat an einem Buch mitgewirkt, das Russlands Präsidenten Putin verherrlicht. Deshalb wurde er von der Chefredaktion jetzt freigestellt.

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Der Dresdner Bild-Reporter Jürgen Helfricht ist Autor zahlreicher Bücher, wie hier einer Publikation über Pirna.
Der Dresdner Bild-Reporter Jürgen Helfricht ist Autor zahlreicher Bücher, wie hier einer Publikation über Pirna. © Daniel Förster

Wegen seiner Mitarbeit an einem Buch, das den russischen Präsidenten Putin verherrlicht, ist der Chefreporter der Dresdner Bild-Zeitung, Jürgen Helfricht, von seinem Arbeitgeber freigestellt worden. Das geht aus einer Recherche des Fachmagazins Übermedien hervor. Helfricht habe eine fünfstellige Summe für sein Mitwirken an der Publikation „Russland lieben lernen – Einblicke in eine Welt-Kulturnation“ erhalten, so das Magazin.

Hauptautor des Buches ist der Kulturmanager Hans-Joachim Frey, der jahrelang den Dresdner Opernball organisiert hat und enge Verbindungen zum russischen Präsidenten pflegt. Auch nach dem von Putin befohlenen Überfall auf die Ukraine ist Frey in Russland tätig, unter anderem als Berater am Moskauer Bolschoi-Theater und Leiter einer Kultur-Stiftung in Sotschi, in deren Aufsichtsrat Putin sitzt.

Den Opernwettbewerb „Competizione dell‘ Opera“ organisiert Frey ebenfalls. Beim Finale im September in Usbekistan saß Helfricht in der Jury, auf Kosten der Oper von Taschkent, wie er gegenüber Übermedien einräumte. Der russischen Ausgabe von „Russland lieben lernen“ sei dort hohe Ehen zuteilgeworden. Das Vorwort stamme von Putin, es sei erschienen in dessen Reihe „Präsidentenbibliothek“, so das Medienmagazin.

Der Axel-Springer-Verlag teilte gegenüber dem Magazin mit: „Bild war über die Mitwirkung von Jürgen Helfricht … an der genannten Buchveröffentlichung von Herrn Frey nicht informiert und hat diese nicht genehmigt.“ Die Chefredaktion habe entschieden, Helfricht bis zur vollständigen Aufklärung des Sachverhalts von seinen Aufgaben zu entbinden.

Die Bild-Zeitung teilte in eigner Sache mit, Helfrichts Buch enthalte „an mehreren Stellen eine verherrlichende Sichtweise auf den Kreml“. Ein solches Weltbild habe in der Bild-Zeitung keinen Platz. Man werde „zeitnah auch die sich daraus ableitenden arbeitsrechtlichen Konsequenzen ziehen“.

Der Fall ist auch deswegen brisant für die Boulevardzeitung, weil Bild den Journalisten Hubert Seipel als „Putin-Schleimer“ kritisiert hat, als vor wenigen Wochen bekanntgeworden war, dass dieser viel Geld aus Russland für Bücher über Putin erhalten hat. (SZ)