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Tschechischer Polizist schießt auf Auto in Deutschland

Ein Autofahrer flüchtet von Tschechien bis nach Sachsen auf die A17. Tschechische Polizisten verfolgen und stoppen ihn bei Bahratal. Dann fällt ein Schuss.

Von Erik-Holm Langhof
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Bei einem Polizeieinsatz auf der A17 bei Bahratal hat ein tschechischer Polizeibeamter einen Schuss abgegeben. Die deutsche Polizei hat den Fall untersucht.
Bei einem Polizeieinsatz auf der A17 bei Bahratal hat ein tschechischer Polizeibeamter einen Schuss abgegeben. Die deutsche Polizei hat den Fall untersucht. © Sven Hoppe/dpa (Symbolfoto)

Bahratal/Ustí nad Labem. Bei einer grenzüberschreitenden Verfolgungsjagd von Tschechien nach Deutschland über die A17 kam es am vergangenen Sonntag zu einer Schussabgabe eines tschechischen Polizeibeamten auf deutschem Boden.

Wie Daniel Vítek, Sprecher der Polizeidirektion Ustí nad Labem (Aussig) mitteilt, wollte eine Streifenbesetzung abends in der Gemeinde Přestanov unweit der Autobahn ein Auto stoppen.

"Dessen Fahrer reagierte allerdings nicht auf die Stoppzeichen der Polizeibeamten und flüchtete in Richtung Ustí nad Labem. Dort fuhr er mit hoher Geschwindigkeit weiter in Richtung Bundesrepublik Deutschland", so der Sprecher. Dabei habe er mit seiner Fahrweise andere Verkehrsteilnehmer gefährdet.

Gemäß einem bilateralen Abkommen über die polizeiliche Zusammenarbeit verfolgten die tschechischen Polizeibeamten den Flüchtigen über die Grenze und konnten ihn schließlich auf der A17 zwischen den Anschlussstellen Bad Gottleuba und Bahretal stoppen.

Bei der Kontrolle und Ingewahrsamnahme sei es nach Angaben von Kirstin Ilga, Sprecherin des Sächsischen Landespolizeipräsidiums, zu einer Schussabgabe aus der Pistole eines tschechischen Beamten gekommen. Wie die Polizeisprecherin weiter mitteilt, traf die Kugel aus der Dienstwaffe lediglich das Fahrzeug des Geflüchteten. Verletzt wurde niemand.

Dennoch leitete die Kriminalpolizei der Polizeidirektion Dresden Untersuchungen zur Schussabgabe ein. "Die Dienstwaffe des tschechischen Polizisten und das geschädigte Fahrzeug wurden sichergestellt", teilt Ilga mit.

Ermittlungen auch gegen flüchtigen Fahrer

Tschechische Polizisten dürfen nach dem 2016 beschlossenen deutsch-tschechischen Polizeivertrag die Hoheitsgrenze in Uniform und mit Dienstwaffen sowie Munition überqueren und in Deutschland zum Einsatz kommen.

Für den Gebrauch von Schusswaffen gelten jedoch scharfe Bedingungen: Sie dürfen lediglich aus Notwehr - wenn die Beamten selbst in Gefahr sind - oder aus Nothilfe - wenn eine andere Person in Gefahr ist - verwendet werden.

Am Mittwoch wurden die Ermittlungen jedoch eingestellt. Demnach sei der Schuss nicht gewollt, bewusst oder gezielt gefallen. Der Sprecherin zufolge kam es zu einer "ungewollten Schussabgabe", bei der meist eine falsche Handhabung der Waffe ursächlich ist. Deshalb sei die Pistole zurück an den tschechischen Beamten übergeben worden.

Auch das Auto wurde nach Angaben eines Sprechers der Polizeidirektion Dresden an den Eigentümer übergeben. Gegen den flüchtigen, tschechischen Fahrer haben allerdings die Beamten im sächsischen Nachbarland Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Gefährdung der Allgemeinheit aufgenommen. Hintergrund: Der Fahrer hatte einen Wert von rund 0,4 Promille Alkohol intus. In Tschechien gilt jedoch die Null-Promille-Grenze.