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Angriff auf Journalisten bei Demonstration in Wurzen

Bei einer Demo gegen die Bundespolitik greift einer der Protestler in Wurzen eine Gruppe Journalisten an. Doch die Polizei ermittelt nun nicht nur gegen ihn.

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Die Polizei nimmt am Montagabend einen Demonstranten in Wurzen kurzzeitig fest, nachdem er eine Gruppe Journalisten angegriffen hat.
Die Polizei nimmt am Montagabend einen Demonstranten in Wurzen kurzzeitig fest, nachdem er eine Gruppe Journalisten angegriffen hat. © Symbolfoto: Eric Weser

Wurzen. Bei einem Protest von knapp 80 Menschen gegen die Politik der Bundesregierung in Wurzen kam es am Montagabend zu einem Angriff auf eine Gruppe von Journalisten. Dabei musste die Polizei eingreifen.

Nach Angaben von Polizeisprecher Olaf Hoppe sei es aus Reihen der Protestierenden gegen 19 Uhr zu einem Übergriff auf eine Gruppe von acht Personen - vier Journalisten und vier Begleitschützer - gekommen. Er bestätigte damit einen Bericht der Leipziger Volkszeitung, die zuerst über den Angriff berichtete.

Demnach hätten sich einige Demonstranten sehr aggressiv gegenüber den Reportern und den Beamten verhalten. Wie in einem Video auf Twitter zu sehen ist, wurde schließlich ein Teilnehmer der Versammlung von Polizeibeamten zu Boden gebracht und fixiert. Gegen ihn ermitteln die Polizisten von Amtswegen nun wegen des Verdachts der Körperverletzung.

Anzeige gegen Begleitschutz der Journalisten

Gleichzeitig zeigte der Festgenommene zwei Begleitschützer der Vereinigung "BetweenTheLines" an, die ihn - wohl aus Notwehr - Reizgas in die Augen gesprüht haben sollen, um Verletzungen der Medienvertreter zu verhindern. Konkret bestätigen ließe sich dies zwar nicht, so Olaf Hoppe. "Dennoch haben wir zunächst die Ermittlungen aufgrund des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung gegen zwei Begleitschützer aufgenommen."

Darüber hinaus wurden Ermittlungen wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz - konkret wegen der Durchführung einer öffentlichen Versammlung ohne entsprechende vorherige Anzeige - aufgenommen.

Laut einem "BetweenTheLines"-Tweet gab es weder unter den Reportern, noch unter den Begleitschützern Verletzte. Am Abend teilte der Verband weitergehend mit: "Es kam über eine Stunde zu zahlreichen Versuchen, Berichterstattung zu stören, zu beenden und Journalist zu verletzen, die durch ehrenamtliche Begleitschützer und Polizeikräfte unterbunden wurden. Unserer Einschätzung nach waren die Angreifer dabei so enthemmt und zahlreich, dass eine hohe Gefahr für die Gruppe der Berichterstattenden, aber auch für die Polizeikräfte bestand."

Nach dem Angriff habe die Polizei Olaf Hoppe zufolge den Einsatz der eigenen Medienschutz-Teams beendet, da die Sicherheit der Journalisten nicht mehr gewährleistet werden konnte. Die Medienvertreter begleiteten anschließend eine Demonstration in Leipzig.

In mehreren Städten und Gemeinden in und um die Messestadt gibt es wöchentlich Proteste gegen die aktuelle Politik der Bundesregierung. Auch in Wurzen wiederholen sich derartige Demos jeden Montag. Auf verschiedenen Fotos und Videos ist zu sehen, dass auch zahlreiche Anhänger mit Fahnen des Deutschen Reiches und der rechtsextremen "Freien Sachsen" unterwegs sind.

Nach Aussagen von Journalisten und der Polizei gibt es in Wurzen immer wieder Übergriffe und Drohungen in Richtung der Medienvertreter. Die Beamten versuchen dem entgegenzuwirken, unter anderen mit Medienbegleitschutz-Teams der Polizei.

In Leipzig wurde am Montagabend die erhoffte Beteiligung an den Demonstrationen indes nicht erreicht. Statt der angekündigten 3.000 Teilnehmer kamen laut Polizei 1.300 Menschen zu dem Aufzug unter dem Motto "Leipzig steht auf". Dort wurden Fahnen der rechtsextremen Freien Sachsen geschwenkt, auch ein Banner der AfD war zu sehen. Dazu gab es Gegenprotest. Es wurden Böller gezündet. Augenzeugen berichteten von teilweise aufgeheizter Stimmung zwischen den politischen Lagern. (SZ mit dpa)

Hinweis: Der Beitrag wurde am Mittwoch, 19. Oktober gegen 14.40 Uhr mit weiteren Aussagen von "BetweenTheLines" vervollständigt sowie Angaben der Polizei konkretisiert. Konkret wurde die Versammlung nicht aufgelöst, sondern lediglich der Einsatz der Medienschutz-Teams der Polizei beendet. Zudem wurden nicht zehn Personen angegriffen, sondern vier Journalisten und vier Begleitschützer.